Neulich habe ich mal wieder etwas Neues gelernt. Da, wo die deutsche Sprache etwas sperrig ist, hilft ein englischer Begriff aus. „Food Noise stoppen“ klingt so viel netter als „obsessive Gedanken rund ums Essen beenden“, wie ich es vorher immer genannt habe.

1. Was bedeutet „Food Noise“? – Wenn Essen im Kopf zu laut wird.

Noch bevor der Tag richtig beginnt, kreisen die Gedanken schon ums Essen.

Was esse ich heute?
Habe ich gestern zu viel gegessen?
Darf ich mir Schokolade erlauben?
Wann darf ich wieder etwas essen?

Dieses ständige Denken an Essen hat einen Namen – Food Noise.

Es beschreibt nicht das innere Gefühl des körperlichen Hungers, der uns dazu bringt, an die nächste Mahlzeit zu denken, sondern den Gedankenlärm im Kopf.

2. Ständig an Essen denken: Woher kommen diese Gedanken.

Oft haben wir das Gefühl, dass diese Gedanken schuld daran sind, dass wir mehr essen, als wir eigentlich wollen und definitiv mehr als uns das natürliche Hungergefühl signalisiert.

Deshalb könnte es eine Erleichterung sein, diese Gedanken irgendwie loszuwerden.

Aber warum musst du ständig an Essen denken?

In der Regel wird ein Teil von Food Noise durch deinen inneren Kritiker verursacht. Der will dich vor Schmerz bewahren, indem er besonders streng zu dir ist. Dass er gerade für dieses Thema so leidenschaftlich brennt, hat oft unterschiedliche Ursachen.

# 1 Wissen über gesunde Ernährung

Unser Wissen über die richtige Form der Ernährung, die Inhaltsstoffe, unsere Verdauung und alle Prozesse in unserem Körper war nie so groß wie heute. Und die verfügbaren Informationen werden täglich mehr.

Leider trägt das nicht unbedingt dazu bei, dass unser Essverhalten natürlicher und entspannter wird.

Ganz im Gegenteil: Der Druck wird immer größer. Genauso wie die Lücke zwischen dem Wissen und der Fähigkeit zur Umsetzung.

Der Verstand versucht, das Problem zu lösen, ist aber machtlos, da es auf einer anderen Ebene liegt.

# 2 Vergangene Diäten und Defizite

Regeln und Verbote führen dazu, dass bestimmte Lebensmittel immer mehr an emotionalem Wert gewinnen, da sie zu "verbotenen Früchten" werden.

Dazu kommt, dass jeder Verstoß gegen die Regeln zu Schuldgefühlen nach dem Essen führt, die uns innerlich schwächen und einer der Haupttreiber von emotionalem Essen sind.

Das innere Karussell negativer Gedanken verursacht Stress, für den wir auch wieder nur einen schnellen und leicht verfügbaren Bewältigungsmechanismus haben: Essen.

# 3 Die Überzeugung, dass Kontrolle die Lösung ist

Wir haben beigebracht bekommen, dass wir uns selbst beherrschen müssen. Stark ist nur, wer Kontrolle über Untugenden und niedere Instinkte hat. Das führt zu einem ständigen inneren Kampf zwischen Disziplin und Kontrollverlust.

In vielen Bereichen des Lebens kann man mit Selbstdisziplin weit kommen. Beim Essen führt es oft dazu, dass sich die bestehenden unbewussten Muster noch verstärken.

Hinzu kommen Kaloriendefizite, restriktives Essen oder unregelmäßige Mahlzeiten, die zu Gegenreaktionen unseres tief verankerten Überlebensprogramms führen.

Unser Unterbewusstsein sorgt dann dafür, dass Essen ständig in unseren Gedanken präsent ist, damit wir nicht verhungern.

3. Was sind die Symptome von Food Noise?

Je weiter wir uns von unserem natürlichen Essverhalten entfernt haben, desto schwieriger ist es, unsere Körpersignale noch klar wahrnehmen zu können. 

Oft fangen wir dann an, den Regeln mehr zu vertrauen als unserem eigenen Körperempfinden.

Wie kannst du Food Noise erkennen?

  • Du denkst ständig an Essen - obwohl du keinen Hunger hast
  • Du planst Mahlzeiten immer wieder durch
  • Du rechnest in Kalorien oder Gramm-Zahlen bestimmter Inhaltsstoffe
  • Du bewertest Lebensmittel und dich selbst anhand dessen, was du liest oder hörst
  • Du hast Schuldgefühle wegen nicht eingehaltener Pläne
Eine Frau sitzt im Homeoffice am Laptop und will Food Noise stoppen.

Food Noise stoppen - merke dir die Schritte auf Pinterest.

Die erste Frage, die du dir stellen kannst, um Food Noise zu erkennen: Waren diese Gedanken immer schon da? Oder hat es eine Zeit gegeben, in der ich nicht immer an Essen denken musste?

Viele meiner Klientinnen berichten, dass starke Kaloriendefizite oder das Intervallfasten bei ihnen dazu geführt haben, dass Essen einen noch größeren Raum in ihren Gedanken eingenommen hat. Dass sie ständig nachgerechnet haben, wann es wieder etwas gibt und sich immer wieder versichern mussten, dass sie sich auch an die Regeln gehalten haben.

Erkennst du einen zeitlichen Zusammenhang zwischen der Veränderung deiner Ernährungsgewohnheiten und der ständigen gedanklichen Beschäftigung mit dem Essen, ist wahrscheinlich, dass es sich nicht um Hunger oder Appetit handelt.

Food Noise hat emotionale Auslöser, die sich auf mentaler Ebene bemerkbar machen und umgekehrt.

Die unbewusste Angst, nicht genug zu bekommen, zu verhungern oder nie wieder das essen zu dürfen, was dir positive Gefühle verschafft, führt zu einer Art inneren Notsituation.

Auch wenn du die Auslöser nicht erkennst, spürst du wahrscheinlich dieses Gefühl des Mangels, das für dein Unterbewusstsein absolut eine Berechtigung hat.

In diesem früheren Artikel habe ich schon einmal die genauen Signale beschrieben, mit denen du deinen körperlichen von emotionalem Hunger unterscheiden kannst. 

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4. Erste Schritte: Wie du Food Noise stoppen kannst

Es gibt kleinere Veränderungen, die schon einiges bewirken und mehr Ruhe in deinen Kopf bringen können.

# 1 Steige aus dem Kämpfen aus

Dein Gedankenkarussell rund ums Essen ist ein Anzeichen dafür, dass du gegen dich selbst kämpfst. Bei diesem Kampf kann es keinen Gewinner geben, nur weitere Eskalation auf Dauer.

Nimm deshalb deine Gedanken erstmal wahr, ohne darauf zu reagieren.

Werde dir bewusst, worum es geht und dass du auf diesem Weg bisher keine Verbesserung deiner Situation erreichen konntest - egal wie sehr du dich angestrengt hast.

Das war kein Zeichen dafür, dass du versagt hast, sondern dass Selbstbeherrschung in diesem Fall nicht zum Ziel führt.

# 2 Entscheide dich für einen neuen Weg

Ich gebe zu, dieser Schritt klingt profan, ist aber absolut notwendig, um nicht immer wieder in alte Verhaltensweisen zurückzufallen.

Sieh es so: Wenn du eins gelernt hast aus deiner bisherigen Erfahrung, dann dass der Kampf und innere Druck nicht funktioniert hat. Punkt.  

Auch wenn du an dieser Stelle die Lösung noch nicht gefunden hast, hilft dir diese Erkenntnis, die Richtung zu wechseln.

Nimm Druck heraus und bringe mehr Bewusstheit in deine Essgewohnheiten hinein. Du bist nicht fehlerhaft, sondern reagierst nur mit deinen Überlebensprogrammen auf diesen Druck. Ersetze ihn durch Selbstmitgefühl.

Gib dir selbst die Erlaubnis zu essen, wenn du Hunger hast. Verbiete dir nichts, worauf du nicht ohne emotionalen Schmerz verzichten kannst.

Iss bewusst und achtsam und nimm dein Hunger- und Sättigungsgefühl - oder deren Abwesenheit - bewusst wahr. 

# 3 Finde die Muster dahinter

Wenn du deine Mahlzeiten bewusst isst, ohne Ablenkung, langsam kaust und dich auf deine Empfindungen konzentrierst, fällt es dir leichter Zusammenhänge zu erkennen.

  1. 1
    Gibt es bestimmte Tageszeiten, zu denen die Gedanken besonders stark sind?
  2. 2
    Was ist kurz vorher passiert und wie hast du dich dabei gefühlt?
  3. 3
    War kurz vor dem Gedanken an Essen ein anderer Gedanke präsent, der ihn vielleicht ausgelöst haben könnte?

💡 Diese ersten Schritte können dir helfen, aus dem inneren Kreislauf aus Druck und Gegendruck durch noch mehr Essimpulse auszusteigen. Probiere sie aus und beobachte, was sich für dich verändert.

5. Warum der Wille zur Veränderung oft nicht reicht

„Wenn ich nur genug Willenskraft hätte, würde ich es schaffen.“

Das ist ein Trugschluss, der dich in immer neuen Versuchen und damit alten Verhaltensweisen gefangen hält.

Mit Kontrolle und Verzicht kannst du Food Noise nicht stoppen, sie wirken langfristig verstärkend. Tiefer sitzende emotionale Muster und Prägungen können dich in den Gewohnheiten gefangen halten. Und jahrelang praktizierte emotionale Mangelernährung hat wahrscheinlich ihre Spuren in deinem System hinterlassen.

Ernährungsumstellungen liefern hier keine nachhaltige Lösung, weil sie komplett am Kern vorbeigehen.

Genau an dem Punkt zeigt sich oft der Wunsch:

„Ich will endlich verstehen, warum das so ist, damit ich eine dauerhafte Lösung finde.“

6. Mehr Klarheit statt Selbstvorwürfe: Deine Erkenntnis Session

In der Erkenntnis Session bekommst du keine Ernährungsregeln, sondern etwas viel Wertvolleres: Verständnis für dich selbst.

Was du entdeckst, sind die Ursachen deiner Food Noise.

Du erfährst, warum die Gedanken so laut sind – und wodurch du vermeintlich fehlende Disziplin ersetzen kannst.

In diesen 30 Minuten lösen wir die Essmuster noch nicht, dazu habe ich ein anderes Angebot, bei dem wir die Ursachen von Überessen und Heißhunger direkt angehen.

Aber: Viele meiner Klientinnen erleben schon nach dieser Session, dass die ständigen Gedanken weniger und deutlich leiser werden – allein, weil sie eine Erklärung für ihr Verhalten haben.

👉 Wenn meine Punkte für dich überzeugend klingen, du aber nicht die Zeit oder Mühe aufwenden willst, das für dich allein zu klären - lass uns das gemeinsam machen.

Du willst Food Noise stoppen und wieder mehr Ruhe im Kopf haben? Hier sind alle Infos zur Erkenntnis Session.

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Martina Aust
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  1. Das mit dem inneren Karussell beschreibt genau meine Gedankenwelt im Hinblick auf die nächste Pizza. 🙈 Man denkt, Disziplin wäre die Lösung – und merkt dann doch, dass Regeln schnell in Verbote kippen. Dieses ständige Kalorienzählen ist echt ein Klassiker. Schön, dass du den Fokus auf Selbstmitgefühl statt Druck legst – sonst bleibt man ja nur im inneren Kampf hängen. Ich nehme mir mal vor, das mit dem bewussten Essen auszuprobieren. Vielleicht fühlt sich meine Essensplanung dann endlich leichter an.

    1. Danke dir für deinen Kommentar! 🙏
      Genau das erlebe ich auch so oft: Man denkt, mit mehr Disziplin müsste es doch klappen – und am Ende verstärken die ganzen Regeln nur das Gedankenkarussell.

      Es ist ein großer Unterschied, ob man versucht, sich mit Druck zu kontrollieren, oder ob man sich mit Mitgefühl begegnet.

      Allein dieser Perspektivwechsel kann schon viel Ruhe ins Essverhalten bringen.

      Schön, dass du das bewusste Essen ausprobieren möchtest – manchmal reichen schon kleine Schritte, um etwas spürbar leichter zu machen.

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