Der größte Teil unseres Essverhaltens hat seine Wurzeln in unserer Kindheit. Welche Funktion Essen in der Familie hatte oder zu welchen Anlässen es bestimmte Gerichte gab, hat uns geprägt.

Aber auch was verboten oder eben unbedingt gegessen werden sollte, weil es ja “so gesund” war, hat dazu beigetragen, unsere Vorlieben und Abneigungen zu formen. 

Wenn man die Zusammenhänge erst einmal erkannt hat, machen unsere impulsiven Verhaltensweisen und scheinbar willkürlichen Automatismen, plötzlich Sinn und wir sehen klarer.

Aha-Momente geben den Weg frei auf eine komplett neue Sichtweise, die logisch und nachvollziehbar erscheint, wenn man die Rolle des Unterbewusstseins mit einbezieht.

Das Gefühl zu versagen, weil man nicht die notwendige Selbstbeherrschung aufbringen kann, löst sich dann langsam auf.  

Hat sich der Nebel erst einmal gelichtet, taucht dann nicht selten ein Gedanke auf: 

Wenn der Grundstein dieser Muster in meiner Familie gelegt wurde, was gebe ich dann an meine Kinder weiter?

Wie kann ich verhindern, dass meine emotionalen Essmuster auf meine Kinder übertragen werden?

Wenn meine Klientinnen erkannt haben, wie sie Verhaltensweisen ihrer Eltern übernommen haben oder der Umgang mit Gefühlen in der Familie sich auf ihr Essverhalten ausgewirkt hat, möchten sie verhindern, das weiterzugeben.

An dieser Stelle möchte ich klarstellen: Ich bin weder Expertin für Kindererziehung, Ernährungsberaterin, noch Mami-Bloggerin. Ich habe nicht mal Kinder.

Ich beleuchte das Thema hier aus einem anderen Blickwinkel. 

Meine Erfahrung besteht darin, dass ich seit 2016 in mittlerweile hunderten von Einzelterminen meinen Klientinnen geholfen habe, ihre emotionalen Essmuster zu lösen.

Wenn sich daraufhin ihr Essverhalten verändert hat, und sie weniger Heißhunger verspürt haben und der Drang sich zu überessen verschwunden ist, war das jeweils ein Hinweis darauf, dass das Muster transformiert wurde. 

Aus dieser Perspektive der gelösten Essmuster und des wiedererlangten intuitiven Essverhaltens teile ich hier mein Wissen.

Die konkrete Fragestellung dahinter lautet: Was hätte anders laufen können, damit sich diese Essmuster gar nicht erst gebildet oder so stark eingeprägt hätten? 

Kinder essen von Natur aus in der Regel sehr intuitiv. Sie essen nur dann, wenn sie Hunger haben und hören auf, wenn sie satt sind. Den Rest lassen sie liegen.

Eine Veränderung des Essverhaltens findet normalerweise erst mit der Zeit und durch äußere Einflüsse statt. 

Schuldgefühle auf allen Seiten sind fehl am Platz

Falls es dir nicht ohnehin schon klar ist: Es geht hier nicht um Schuldzuweisungen.

Unsere Eltern haben es so gut gemacht, wie sie konnten. Sie hatten selbst ihre Herausforderungen mit den Prägungen ihrer eigenen Erziehung und haben es so gut gemacht, wie es ihnen möglich war.

Auf der anderen Seite war man damals einfach noch nicht so weit in Bezug auf das Wissen über den Umgang mit Gefühlen, intuitives Essen, Körperbewusstsein oder Selbstwertgefühl.

Ganz zu schweigen von Selbstliebe und Body Positivity.

Nicht wenige meiner KlientInnen haben als Kinder mit ihren Müttern zusammen die ersten Diäten gemacht oder wurden sehr jung schon getrennt von ihrer Familie in Kuren zum Zunehmen oder Abnehmen geschickt.

Bestimmte Verhaltens- und emotionale Muster werden im Laufe des Heranwachsens von den Eltern an die Kinder weitergegeben. Das ist völlig normal und kann und soll auch nicht verhindert werden.

Jede Menge Verhaltensweisen, die wir in der Familie gelernt haben, sind ja auch ausgesprochen hilfreich und machen uns das Leben leichter. 

Kinder kommen ja selten auf fremde Leute kommen und das wird auch so bleiben.

Es kann auch nicht das Ziel sein, gar keine Verknüpfung von Emotionen und Essen mehr zu haben und nur noch aus rein körperlichen Impulsen zu essen.

Damit würde auch die Freude und der Genuss am Essen verloren gehen, denn die entstehen nun mal auch durch eine Verknüpfung an Emotionen.

Wir hätten kein Lieblingsessen, wenn es nicht bestimmte positive Erinnerungen in uns wecken würde.

Trotzdem ist der Wunsch nachvollziehbar, dass man die eigenen Essmuster nicht an die Kinder weitergibt und diese nicht gegen dieselben inneren Automatismen kämpfen müssen wie man selbst. 

Wie kann ich verhindern, dass sich meine Essmuster auf meine Kinder übertragen?

Die gute Nachricht mal vorweg: Durch das Stellen dieser Frage ist der erste Schritt eigentlich schon getan.

Es ist nämlich bereits Bewusstheit da für die Dinge, die in uns schlummern und unser Verhalten ungewollt beeinflussen.

Vielleicht sind dir einige Punkte schon völlig klar und du hast auch schon eigene Strategien entwickelt, um einen anderen Weg zu gehen, als du es selbst in deiner Kindheit erfahren hast.

Hier sind die Punkte, die aus meiner Sicht hilfreich sein können, um emotionale Essmuster bei Kindern zu vermeiden.

Essmuster nicht auf Kinder übertragen: Hier ist der Pin.

1 | Gib deinem Kind das Gefühl, dass es sicher ist, wenn es seine Gefühle zeigt.

Ein Kleinkind mit einem akuten Wut- oder Trotzanfall ist nicht leicht zu ertragen. (Ich glaube, heute spricht man nicht mehr von Trotz, sondern Autonomie. 😉)

Der Wunsch, die Lautstärke herunterzufahren oder den Ausbruch so schnell wie möglich zu stoppen, ist absolut verständlich.

Wenn unsere Eltern überfordert mit unseren Gefühlsausbrüchen waren, haben sie häufig versucht uns abzulenken, uns auf unser Zimmer geschickt oder sich selbst aus der Situation entfernt.

Wahrscheinlich wurde der Hobbykeller für Väter einzig aus diesem Grund erfunden. 😉  

Da sie selbst in ihrer eignen Familie nie die Möglichkeit hatten, ihre Emotionen offen zu zeigen, haben sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten versucht, mit der Situation umzugehen.

Frage dein Kind regelmäßig, wie es sich fühlt. Gib ihm das Gefühl, dass alle Emotionen da sein dürfen und hilf ihm, sie zu beschreiben und zu benennen.

Schaffe so einen sicheren Raum, in dem alles da sein darf und in dem man darüber sprechen kann.

Die Gefahr, dass wir Gefühle verdrängen oder unterdrücken, sinkt deutlich, wenn wir ihnen Aufmerksamkeit entgegenbringen und unsere Verletzlichkeit als Stärke begreifen können.

Auch das Ausdrücken von Emotionen auf kreative Weise durch Malen, basteln, Musik machen oder schreiben, kann hilfreich bei der Verarbeitung sein.


Es gibt mittlerweile auch eine Vielzahl von Büchern, in denen sehr kindgerecht über den Umgang mit Emotionen geschrieben wird. Dieses hier habe ich schon öfter verschenkt: Gefühle sind deine Superkraft.

Auch Meditationen, Traum- und Fantasiereisen für Kinder, die helfen, mit Stress, Überforderung und starken Gefühlen umzugehen, gibt es mittlerweile für jeden Bedarf. 

Suche dir hier das heraus, was du als unterstützend empfindest.

2 | Geh mit gutem Beispiel voran

Unsere Eltern haben ihre wahren Gefühle sehr oft unterdrückt, entweder weil sie es selbst von ihren Eltern so gelernt hatten oder weil sie uns nicht beunruhigen wollten.

Die Sache ist allerdings die: Kinder spüren ohnehin, wie ihre Eltern sich fühlen, weil sie so eng mit ihnen verbunden sind.

Wenn du also nach außen bewusst etwas anderes zeigst, als du im Inneren fühlst, verwirrt das dein Kind wahrscheinlich nur.

Zusätzlich entsteht der Eindruck, dass man unangenehme Gefühle nicht zeigen darf und auch nicht darüber spricht.

Sprich also - wenn es für dein Kind situations- und altersgemäß verkraftbar ist - auch über deine eigenen Gefühle. Zeige dadurch, dass es Phasen gibt, in denen nicht alles rund läuft, diese aber auch wieder vorbeigehen.

Erkläre, wie du mit deinen Gefühlen umgehst und was du selbst darüber für dich im Laufe der Jahre gelernt hast.

Auf diese Weise gibst du deinem Kind ein positives Beispiel und nimmst ihm die Angst vor seinen eigenen belastenden Emotionen.

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3 | Verknüpfungen von Körper und Selbstwert

Verstohlene Blicke, aufbauende Kommentare, unauffälliges Wegräumen oder Austausch von Essen, freundliche Ermutigungen, sich mehr zu bewegen.

Unsere Eltern waren durchaus nicht unkreativ, wenn es darum ging, unser Gewicht positiv zu beeinflussen.

Ganz egal wie unauffällig sie sich selbst dabei vorkamen, meine Klientinnen berichten mir, dass sie es immer gespürt haben.

Sie wussten, dass etwas nicht stimmt mit ihnen.

Das Gefühl, dass sie nicht gut genug sind, entstand mit der Zeit.  

Eine ständige Beobachtung und Bewertung, selbst wenn sie nicht ausgesprochen wird, ist eine starke Belastung.

Findet Lob nur dann statt, wenn man abgenommen hat oder in neuen Klamotten besonders schlank aussieht, identifiziert man sich mit der Zeit übermäßig stark mit seinem Körper und Aussehen.

Oder man geht den anderen Weg und fängt an zu rebellieren. 

Oft wollten Mütter oder Großmütter nur verhindern, dass sich ihre eigenen Figurprobleme auf uns Kinder übertragen und wir es damit mal leichter haben würden als sie selbst. 

Wird einem allerdings dauerhaft das Gefühl gegeben übergewichtig zu sein, obwohl das gar nicht der Fall ist, wird dadurch das Selbstbild zwangsläufig negativ beeinträchtigt.

Das Gefühl, dass unser Körper der einzige Teil von uns ist, der sich Wertschätzung und Liebe verdienen kann und damit unseren Selbstwert bestimmt, kann sehr belastend sein. 

Da hinter vielen emotionalen Essmustern Selbstwertthemen stecken, ist es die allerbeste Prävention, diesen völlig unabhängig von der äußeren Erscheinung zu stärken.

Wer sich angenommen und geliebt fühlt, wie er ist, hat ein deutlich geringeres Risiko, die eigenen schwierigen Gefühle mit Essen zu bewältigen.

4 | Vorsicht bei der Bewertung von Lebensmitteln

Es bleibt natürlich dir selbst überlassen, wie du bestimmte Lebensmittel bewertest oder ob du sogar nur noch in Nährstoffen sprichst und das eigentliche Produkt dabei völlig in den Hintergrund gerät. 

Es ist nur so, dass die Art, wie wir über Essen denken, sprechen und wie wir es bewerten, von unserem Unterbewusstsein und dem der Menschen, die uns zuhören, nicht unbemerkt bleibt.

Abneigungen gegen bestimmte Gerichte oder Lebensmittel entstehen oft dadurch, dass wir als Kinder genötigt worden sind, sie zu essen.

Viele heute Erwachsene haben immer noch eine Aversion gegen Spinat, Kürbis (den gab es früher ja nur eingelegt), Rote Beete oder Linsen. Diese Liste ließe sich unendlich weiterführen, denn die Prägungen sind sehr familienspezifisch. Allerdings handelt es sich in der Regel um Gemüse.

Auch du wirst wahrscheinlich etwas haben, mit dem man dich heute noch jagen kann, weil du unter Druck gesetzt wurdest, dieses ach so gesunde Gericht möglichst aufzuessen.

Auf der anderen Seite wird alles, was verboten, rationiert, knapp oder nur zu ganz besonderen Gelegenheiten verfügbar war, automatisch in seinem Wert erhöht.

Wenn akuter Mangel herrscht oder man teilen muss, erscheint das spezielle Produkt natürlich um so begehrenswerter. Die meisten von uns haben auch das in ihrer Kindheit erlebt.

Dabei hat die künstliche Verknappung in aller Regel genau zum Gegenteil von dem geführt, was unsere Eltern damit bezwecken wollten. Die verbotenen Früchte wurden um so begehrenswerter. 

Es ist noch relativ einleuchtend, was passieren kann, wenn man Lebensmittel als „Sünde“ bezeichnet und sie dann trotzdem isst.

Schuldgefühle gehören zu den belastendsten Emotionen, mit denen wir uns herumschlagen und sie spielen auch beim Überessen häufig eine treibende Rolle.

Ich bin mittlerweile dazu übergegangen, sogar die Bezeichnungen „gesund“ und „ungesund“ nach Möglichkeit nicht mehr zu verwenden.

Diese Urteile unterstützen das intuitive Essen nicht, sondern trennen uns zunehmend von unseren natürlichen Empfindungen. Hinzu kommt, dass sie überwiegend pauschal und unabhängig von Menge und Häufigkeit des Verzehrs genutzt werden.

Diese Bewertungen führen dazu, dass wir uns zunehmend aufgrund von Wissen und nicht mehr nach dem, was unser Körper uns sagt, ernähren. 

Wenn man Kindern vorlebt, dass gutes Essen nahrhaft, lecker und damit wertvoll ist, wird es dadurch aufgewertet und führt beim Essen zu entsprechend positiven Gefühlen.

Das wird die Anziehungskraft von Süßigkeiten zwar nicht verschwinden lassen, aber im besten Fall die Hauptmahlzeiten zumindest nicht zur lästigen Pflichterfüllung degradieren.

5 | Löse deine eigenen Essmuster und befreie deine Kinder

Kinder bekommen mit, wie du mit deinen Gefühlen umgehst. Sie haben in der Regel eine Art emotionale Standleitung zu den Eltern.

Du kannst dir das so vorstellen, dass die Energiefelder sich sehr stark überschneiden und das Kind erst nach und nach ein eigenes, von den Eltern unbeeinflusstes Energiefeld entwickelt.

Dein Wille und deine Fähigkeit, dich deinen belastenden und schmerzhaften Gefühlen zu stellen, hilft auch deinem Kind. 

Wenn du heimlich in die Küche gehst und Kinderschokolade isst, bekommt dein Kind das mit und noch viel wichtiger: Es spürt in welcher Stimmung du bist und was du da mit deinen Gefühlen machst. 

Was du bei dir löst, entlastet automatisch dein Kind.

Je bewusster du selbst bist, je besser du deine Bedürfnisse kennst und deine Emotionen liebevoll annimmst, desto geringer wird das Risiko, unbewusste Familienmuster an deine Kinder weiterzugeben.

Hast du deine eigenen Essmuster erkannt und gelöst, wirst du, solange deine Kinder noch kleiner und emotional sehr eng mit dir verbunden sind, diesen neuen Zustand weitergeben.

Das Update wird sozusagen über die Standleitung automatisch eingespielt.

Je älter die Kinder sind, desto weniger funktioniert das komplett automatisch. Es kann sein, dass die Updates dann nicht mehr vollständig weitergegeben werden.

Wenn du willst, dass die emotionalen Essmuster deiner Familie bei dir enden, finde heraus, wie sie entstanden sind und welche Schritte du gehen kannst, um sie zu lösen.

Buche hier eine Erkenntnis Session mit mir und bekomme Klarheit darüber, warum du dich überisst oder wo dein Heißhunger herkommt.

Welche Erfahrungen hast du bei deinen Kindern gemacht? Hast du einen Tipp, wie du einen positiven Umgang mit herausfordernden Emotionen vorlebst?

Ich freue mich, wenn du deine Perspektive in den Kommentaren beiträgst.

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Martina Aust
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