Oh, du schöne Weihnachtszeit, mit all deinen süßen Versuchungen, Firmenfeiern, Einladungen, Besuchen von Verwandten, Geschenkestress in letzter Minute und viel selbstgemachtem Druck. Mehr als ungünstige Voraussetzungen, wenn du ein emotionaler Esser bist.

In kaum einer anderen Jahreszeit liegt das, was wir uns in unserer romantischen Fantasie vorstellen, weiter von dem entfernt, was uns die Realität serviert.

Je stressiger und fordernder diese Phase für dich ist, desto größer ist die Gefahr, dass du das reichhaltige Angebot nutzt, um dich zu beruhigen, runterzukommen, den Druck abzubauen oder einfach nur mal zwischendurch eine positive Erfahrung zu machen.

Hohe persönliche Ansprüche, viele Termine und Anforderungen von außen und viel verfügbares Essen - vor allem Süßes - ist für emotionales Essen und Überessen ein optimaler Nährboden.

6 Tipps, wie du als emotionaler Esser die Weihnachtszeit besser verdaust.

1 | Halte deinen Stresslevel niedrig

Artet die Weihnachtszeit bei dir traditionell in einen Besuchsmarathon aus? Ist dein Terminkalender übervoll und versuchst du alles noch irgendwie unterzubringen?

Werde dir klar, wen du wirklich noch treffen willst oder musst. Es gibt immer Termine, die man ins nächste Jahr schieben kann oder langweilige Feiern, auf denen du eigentlich nichts verpasst und auch nicht unersetzbar bist.

Miste deinen Terminkalender aus und verschiebe alles, was dich zu viel Kraft kostet oder sage es direkt ab.

Wenn du merkst, dass dein Stresslevel steigt, verschaffe dir bewusst freie Zeiträume. Beobachte deinen Atem. Er ist ein guter Indikator dafür, ob du ruhig und entspannt oder eher gestresst bist. 

Atmest du ruhig und tief oder ist dein Atem eher flach? Wenn du mal bewusst tief einatmest, wird dir das meist klar.

Verbinde dich jeden Tag mindestens 5 Minuten mit dir selbst. Das kann bei einer kurzen Meditation, ein paar Yoga Posen oder einem kurzen Spaziergang sein.

Dabei kannst du durchatmen, deinen Kopf leeren und für Ausgleich sorgen. So findest du deine Balance wieder und stärkst dich von innen heraus.

2 | Lass deine Selbstfürsorge nicht schleifen

Weihnachten geht es um die Familie, dass alle zusammenkommen, zufrieden sind und um strahlende Augen von Kindern und allen anderen, denen du eine Freude machen willst.

Um das alles perfekt hinzukriegen, hast du einen straff organisierten Plan im Kopf. Da muss der Sport, deine entspannte Lesestunde in der Kuscheldecke, das Tagebuchschreiben oder deine geliebte Teezeremonie schon mal dran glauben.

Das scheint ein logischer und notwendiger Schritt zu sein. Als emotionaler Esser brauchst du diese Auszeiten aber dringend, da sonst die Gefahr besteht, dass das Essen zur einzigen Entspannung und Selbstfürsorge wird. In Zeiten mit ständiger Verfügbarkeit von süßen Belohnungen und Trostspendern wird das dann zu einer echten Herausforderung.

Achte darauf, dich auch in dieser Zeit emotional und seelisch zu nähren. Schaffe bewusst ein neues Ritual, dass in die Weihnachtszeit passt.

Womit kannst du dir noch etwas Gutes tun? Gönne dir Auszeiten und deinen persönlichen Rückzug, ohne Essen als Alibi zu nutzen, sondern suche dir bewusst eine andere, entspannende Beschäftigung aus.  

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3 | Vermeide die Alles-oder-Nichts-Mentalität

Klar, ganz ohne Weihnachtsplätzchen geht es nicht. Auch der Stollen und das Spekulatiusknabbern gehören zur Weihnachtszeit.

An den Feiertagen kommt auch schon mal eine zusätzliche Mahlzeit dazu, weil die Familie so gemütlich zusammen sitzt.

Stress dich deswegen nicht zu sehr und quäle dich auch nicht mit Schuldgefühlen und endlosen inneren Monologen.

Das ist kein Weltuntergang - dein Körper kann das mal wegstecken.

Schuld- und Versagensgefühle tragen häufig zu der Stimmung bei, die emotionales Essen begünstigt. Zusätzlich läufst du dann Gefahr in eine “Was solls, jetzt ist auch schon alles egal”-Stimmung zu kommen, in der alle Dämme brechen. 

Nimm dir nicht vor, dass dann im Januar schon irgendwie wieder geradezubiegen. Kehre zwischendurch immer wieder zu deiner normalen, bewussten Alltagsernährung zurück. Futtere dich nicht aus Frust über ein paar ausgedehntere Mahlzeiten in eine emotionale Abwärtsspirale hinein.

4 | Überprüfe deine Verantwortung

Irgendwas ist ja an Weihnachten immer. Entweder ist dicke Luft bei deinen Eltern, deine Mutter hat mal wieder Stress mit ihrer Schwester, die Schwiegermutter stichelt oder dein Schwager trinkt wie immer zu viel.

Alles Themen, zu denen eigentlich schon das ganze Jahr über alles gesagt wurde.


Und das hast du auch.

Nicht selten aber hat man als emotionaler Esser irgendwie das Gefühl für die Harmonie um sich herum verantwortlich zu sein.

Wenn das bei dir so ist, dann kann das daher kommen, dass du früher schon als Kind beim Streit in der Familie oder zwischen deinen Eltern vermittelt hast.

Vielleicht hast du damals schon dafür gesorgt, dass andere sich wohlfühlen können.

Du hast die Verantwortung dafür übernommen, dass sich alle gut verstehen und miteinander auskommen - erst dann kannst du entspannen und dich selbst auch wohlfühlen.

emotionaler Esser

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Diese Rolle dauerhaft in der gesamten Familie und oft auch im Freundeskreis und am Arbeitsplatz einzunehmen, ist extrem energieraubend.

Am Ende fühlst du dich erschöpft und kraftlos und im schlechtesten Fall hast du trotzdem nichts ausrichten können oder bist die einzige, die an Frieden interessiert ist.

Dein Körper signalisiert nach solchen Missionen in der Regel, dass er dringend neue Energie braucht. Die Chancen, dass er Ruhe und Entspannung statt Kalorien bekommt, stehen zu Weihnachten alerdings noch schlechter als sonst.

Mach dir dieses Muster bewusst und gib den Wunsch auf, eine Lösung für andere herbeiführen zu müssen.

Erschöpfe deine Energien nicht in fremden Konflikten und lade deine Akkus regelmäßig wieder auf, indem du dich zurückziehst und zur Ruhe kommst.  

Gib den Menschen um dich herum ihre eigene Verantwortung zurück.

Fällt dir das schwer? Es ist Weihnachten - bitte den Friedensengel diesen Job zu übernehmen 👼🎄.

5 | Lass ungelöste Familienkonflikte ruhen

Alte Geschichten, die schon einen langen Bart haben, kommen oft an Weihnachten wieder hoch, wenn die ganze Familie zusammen ist.

Wer wann wo was Peinliches gemacht hat, was Falsches gesagt oder sich falsch verhalten hat. Ein Wort ergibt das andere und alte Wunden reißen wieder auf.

Normalerweise ist beiseiteschieben und ruhen lassen nicht die beste Lösung, vor allem nicht bei alten Wunden. Aber Weihnachten ist wahrscheinlich der schlechteste Anlass, um den ganzen alten Schmerz mal ordentlich aufzukochen und von allen Seiten zu beleuchten.

Vermeide bei Familientreffen deshalb die traditionell heißen Themen, die Potenzial zur Eskalation haben.

Auch andere heiße Eisen wie Politik, Religion und Ernährungsphilosophien 😉 sparst du am besten aus.  

Lass dich auch von anderen nicht hochbringen, sondern akzeptiere die Situation, wie sie ist. Damit gibst du den Kampf zumindest von deiner Seite auf.

Deine Familie wird sich vielleicht niemals so verhalten, wie du es dir wünschst.

Deine Bedürfnisse auf andere Weise zum Ausdruck zu bringen und dich um dich selbst zu kümmern, ist Teil deiner Eigenverantwortung und Selbstfürsorge.

Nimm dir vor eigene wiederkehrende Themen, bald aktiv anzugehen und reduziere damit den Zündstoff für die Zukunft. Das erleichtert zumindest dein eigenes Leben und bringt dir mehr Frieden im nächsten Jahr.

ermotionaler Esser - Zitat Ram Dass

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6 | Bilanz ziehen - Einsamkeit und Langeweile vermeiden

Zum Ende des Jahres zieht man zwangsläufig Bilanz: Was ist aus meinen Zielen, Träumen und Hoffnungen geworden?

Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen: Wenn du deinen Blick immer nur auf das absolute Endziel, bei dem jedes Detail genau so aussieht, wie du es dir ausgemalt hast, richtest, fühlst du dich dauerhaft frustriert.

Lege deine Aufmerksamkeit mal auf die Dinge, die sich verbessert haben. Was waren deine Erfolge im vergangenen Jahr? Mach eine Liste und begrüße jeden kleinen Fortschritt, den du gemacht hast.

Überlege auch, wie du deine Erfolge im nächsten Jahr stärker beachtest, öfter in den Mittelpunkt stellst und mit deinen eigenen Ritualen feierst.

Bei den Dingen, die anders gelaufen sind, als du es dir gewünscht hast, mach dir klar, was du daraus lernen konntest.

Hatte es einen tieferen Sinn und konntest du bei allem Unbehagen vielleicht auch daran wachsen?

Wenn du befürchtest aus Langeweile oder Einsamkeit zu essen, plane vorher, was du an den freien Tagen unternehmen könntest. Verabrede dich mit einer Freundin. Beschäftige und inspiriere dich selbst, indem du ein neues Buch anfängst, endlich die Wolle verarbeitest, die schon so lange im Schrank verstaubt oder dir ein schönes Malbuch besorgst.

Interessierst du dich für alte Rituale und Spiritualität? Dann nutze doch die Rauhnächte zwischen dem 21. Dezember und dem 6. Januar, denen nach altem Volksglauben eine besondere Bedeutung zugeschrieben wird.

Besorge dir ein Buch darüber und lasse einige alte europäische Bräuche wie das Räuchern oder das Orakeln wieder aufleben.

Und was ist mit Essen?

O.K. bis hierhin ist das Thema nicht wirklich zur Sprache gekommen.

Das hat einen Grund: Es geht nicht wirklich ums Essen.

Wenn du ein emotionaler Esser bist, findest du die Auslöser für dein Essverhalten in der Art, wie du mit deinen Gefühlen umgehst und nicht beim Essen selbst.

Die Weihnachtszeit ist die denkbar allerschlechteste Zeit, um seine Ernährung zu verändern.

Also sei entsprechend nachsichtig mit dir.

Verbiete dir nichts. Nasche, wenn dir danach ist und packe den Süßkram wieder weg, wenn du genug hast.

# 1 Überlege, welche Art von Umgang mit Lebensmitteln bisher für dich am besten funktioniert hat. Lege dir keine Vorräte - vor allem bei Süßigkeiten - an, wenn du in der Vergangenheit bemerkt hast, dass das deinen Verbrauch erhöht und dein Verlangen zusätzlich anregt.

# 2 Besorge dir einen leckeren Tee, Nüsse und Mandarinen oder besonders hochwertige Trockenfrüchte, wenn du so auch weihnachtliche Stimmung erzeugen kannst. Finde heraus, welche Lebensmittel du mit großem Genuss isst und was für dich am besten funktioniert.  

# 3 Verschenke von Gästen mitgebrachte Pralinenpackungen und Gebäcktüten sofort weiter oder nimm sie nach den Feiertagen mit ins Büro und stell sie dort in die Küche. Fühlt sich auf jeden Fall viel besser an als wegschmeißen.

# 4 Werden die Weihnachtsplätzchen bei dir nur aus Tradition gebacken? Ist keiner in der Familie so richtig scharf darauf? Dann besteht das Risiko, dass du sie am Ende alleine isst, weil sie da sind und du sie nicht wegwerfen kannst. Reduziere von vorneherein das Angebot, indem du nicht so viel backst oder schaffe stattdessen eine neue Tradition.

# 5 Bastele stattdessen Advents- oder Baumschmuck und dekoriere die Wohnung bei Weihnachtsmusik. Es ist nie zu spät, noch neue Traditionen einzuführen.

Während der Feiertage kannst du auch die Gelegenheit nutzen, die Essmuster in deiner Familie aufmerksam zu beobachten.

Definiert sich die Oma immer noch darüber, dass es reichlich zu essen gibt?
Wie wird das Essen bewertet?
Ist es gut, wenn man viel oder wenig isst?
Sind noch Ängste vor Mangel aus der Nachkriegsgeneration erkennbar?
Wird lieber gegessen als offen über unangenehme Themen gesprochen?

Zu keiner Zeit des Jahres hast du bessere Chancen, diese Dinge herauszufinden und die aus deiner Familie übernommenen Muster zu erkennen.  

Iss in jedem Fall achtsam und so langsam wie möglich, gerade während der Familiengelage. Das hilft dir, dein Essen zu genießen und dich nicht zu überessen.

Schenke dir selbst ein friedliches und entspanntes Weihnachtsfest!

Dein Heißhunger Selbsttest

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Martina Aust
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