Fragst du dich, wie deine Hormone und deine Gelüste zusammenhängen? In diesem Artikel gehe ich den Ursachen von Heißhunger vor der Periode auf den Grund.
Neulich habe ich eine Mail von Susanne mit dieser Frage bekommen:
Eine Frage, die mich allerdings umtreibt, ist, warum ich immer, wenn ich meine Tage bekomme, in den Tagen davor oft mit Heißhungerattacken auf süße Sachen reagiere und auch tatsächlich glaube, mehr Hunger zu verspüren.
Hast du dafür eine Erklärung oder ist das ein Problem, das in einem anderen Zusammenhang als dem vom emotionalen Hunger steht?
Könntest das du sein? Dann lass uns weitermachen ...
Eine kurze Warnung vorab: Es gibt hier keine Tipps, wie man Hormone austrickst, was man stattdessen Gesundes essen sollte oder wie man generell seine Ernährung umstellt, um dem Heißhunger ein Schnippchen zu schlagen.
Ich helfe Menschen, ihre emotionalen Essmuster zu erkennen und zu lösen und dadurch ihr Essverhalten ohne Ernährungsumstellung zu ändern. Und unter diesem Aspekt habe ich das Thema betrachtet.
Die Frage, ob das rund um die Menstruation ein anderer Heißhunger ist oder ob er genauso entsteht und funktioniert wie emotionales Essen, ist ja wirklich spannend.
Mittlerweile habe ich in den Coachings mit meinen Klientinnen hunderte, teilweise auch sehr unterschiedliche Essmuster gelöst. Dabei ist auch der Heißhunger vor der Periode häufig Thema gewesen.
Wie Essverhalten entsteht und die Rolle der Emotionen
Ich gehe beim Essverhalten grundsätzlich davon aus, dass es, genauso wie andere Verhaltensweisen auch, nicht ausschließlich aufgrund rationaler Entscheidungen entsteht.
Wir folgen sehr häufig Impulsen, die durch Verknüpfungen und Programme in unserem Unterbewusstsein hervorgerufen werden.
Da hier alle unsere bisherigen Erfahrungen, Verletzungen und Ängste abgespeichert sind, ist der Einfluss auf unsere Gewohnheiten weitaus größer als das, was wir uns vornehmen und versuchen, mit Kraftanstrengung gegen diese Prägungen durchzusetzen.
Grundsätzlich ist diese emotionale Steuerung nichts Schlechtes, denn ohne sie gäbe es keine Vorlieben, kein Lieblingsessen und wir hätten wahrscheinlich auch keinen Genuss beim Essen.
Außerdem sind es genau diese unbewussten Speicherungen, die seit Jahrtausenden unser Überleben sichern.
Negativ wird es erst, wenn wir das ignorieren und anfangen dagegen anzukämpfen. Emotionen kontrollieren zu wollen, anstatt uns ihnen zuzuwenden und sie zu fühlen, führt in der Regel zu Problemen.
Die Entscheidung nicht aus emotionalen Gründen zu essen ist meist nicht nur wirkungslos, sondern auch wenig mitfühlend uns selbst gegenüber.
Zumindest, wenn wir uns nicht gleichzeitig unseren Gefühlen zuwenden und herausfinden, was unsere Bedürfnisse sind.
Heißhunger vor der Periode - mögliche Gründe
Wenn du im Netz recherchierst, wirst du auf diese oder ähnliche Erklärungen für Heißhunger vor der Periode stoßen:
1. Hormonelle Veränderungen führen zu Schwankungen unter anderem im Serotoninspiegel, was sich auch auf die Stimmung auswirken kann.
2. Ein emotionales Auf und Ab kann die Tage vor der Periode begleiten. Ein verstärktes Gefühl von Stress, Angst und Reizbarkeit sind keine Seltenheit.
3. Veränderungen im Stoffwechsel: Während des Menstruationszyklus kann sich der Stoffwechsel verlangsamen, was zu einem erhöhten Energiebedarf führen kann.
4. Verlangen nach bestimmten Nährstoffen: Unser Körper weiß oft intuitiv, was er braucht. Vor der Periode kann ein Mangel zum Beispiel an Magnesium oder Zink auftreten.
5. Kulturelle und soziale Einflüsse: Das, was wir unbewusst an gesellschaftlichen Normen und Erwartungen abgespeichert oder aus der Familie übernommen haben, kann auch zu bestimmten Essgewohnheiten rund um die Menstruation führen.
6. Einige Studien weisen auch auf evolutionäre Ursprünge hin. Es gibt Zeiten, in denen zusätzliche Energie besonders wichtig ist – wie etwa beim Verlust einer größeren Menge Blutes oder während einer Schwangerschaft. Das kann den Körper motivieren, Energie zu speichern.
Unabhängig davon, welcher Grund oder welche Kombination von Gründen bei dir vorliegt, ist es zunächst einmal wichtig nicht dagegen anzukämpfen.
Finde erst einmal für dich heraus, was los ist.
Wenn du intuitiv das Gefühl hast, etwas Bestimmtes zu brauchen, spüre in dich hinein, was das ist und iss dann genau das.
Das gilt übrigens auch für alle anderen Tage in deinem Zyklus. 🙂
Bei den meisten dieser Punkte liegt allerdings eine Prägung oder zumindest eine emotionale Komponente vor.
Und die kannst du beeinflussen.
Heißhunger und Hormone - Erkenntnisse aus den Coachings
Ich habe hier meine Erfahrungen mit Klientinnen beim Lösen ihrer Essmuster zugrunde gelegt. Das heißt, ich schreibe aus einer rückwärtigen Betrachtung.
Dabei habe ich mir jeweils die Fragen gestellt, ob
… sich auch dieser Heißhunger durch das Loslassen emotionaler Muster reduzieren ließ.
… die Ursachen andere waren, als bei gewöhnlichem Heißhungerattacken.
… es dabei spezielle Vorlieben und andere Herausforderungen gab.
Wenn ich mit Klientinnen gearbeitet habe, die mir von Heißhunger vor der Periode oder während ihrer Tage berichtet haben, sind wir genauso vorgegangen wie bei allen anderen Essmustern.
Wir haben emotionale Auslöser untersucht, die entsprechenden Muster zusammengepuzzelt und letztendlich die unbewusst gespeicherten Emotionen losgelassen.
Diese Beobachtungen habe ich gemacht:
1. Wenn Klientinnen Heißhunger rund um ihre Menstruation haben, erleben sie ihr Essverhalten in der Zeit als besonders impulsiv.
2. Werden generelle emotionale Muster im Essverhalten gelöst, reduziert sich gleichzeitig auch der Heißhunger vor der Periode.
3. Verändert sich das Essverhalten in mehreren Phasen zurück in ein entspanntes, intuitives Essen, sind die Zeiträume um die Regel allerdings diejenigen, die als Letztes auf diese Veränderung reagieren.
Was ich daraus ableite:
1. In den meisten Fällen ist der Heißhunger vor der Periode eine verstärkte Form eines Essmusters, dass auch in der restlichen Zeit besteht.
2. Die erhöhte emotionale und körperliche Sensibilität verstärkt die klassischen Auslöser für Heißhunger.
3. Die Hormone sind in den meisten Fällen nicht unmittelbar für das veränderte Essverhalten verantwortlich.
4. Die Zeit vor oder während der Periode legt damit nur ein Vergrößerungsglas auf ohnehin schon bestehende Essmuster oder bringt solche an die Oberfläche, die sonst als „Schläfer“ unbemerkt bleiben.
5. Gibt es eine Vorliebe für ganz spezielle Lebensmittel wie z.B. Nüsse oder Rote Beete, kann das ein Anzeichen für einen körperlichen Bedarf sein. Bei Süßigkeiten kann man eher ein emotionales Muster vermuten.
Heißhunger vor der Periode: überwiegend emotionale Auslöser?
Wenn die Hormone nicht die direkten Auslöser sind, was führt dann zu dem Gefühl mehr Hunger zu haben als sonst?
Die klassischen Begleiterscheinungen, von denen Klientinnen in dieser Zeit berichten, sind
Alle diese Empfindungen können auch, wenn sie zu anderen Zeiten auftreten, etwa in Phasen mit erhöhtem Stress, zu emotionalem Essen führen.
Dabei wird Essen als Trost, um unangenehme Gefühle zu bewältigen oder als Quelle zusätzlicher (positiver) Energie eingesetzt.
In der Zeit vor und während der Periode ist die Anspannung oft besonders groß. Das kann dazu führen, dass man noch unbewusster und impulsiver isst und z.B. mit vermehrtem Heißhunger auf Süßes reagiert.
Worauf genau du Heißhunger hast, hängt in der Regel damit zusammen, an welche Lebensmittel du in deiner Geschichte bestimmte emotionale Verknüpfungen gebildet hat.
Süßes hat in unserer Kindheit häufig eine Rolle bei Belohnung, Aufmerksamkeit und Trost gespielt. Wir haben es entweder zusammen mit dieser Zuwendung oder als Ersatz dafür bekommen.
Je nachdem wie stark diese Muster ausgeprägt sind, kann es sein, dass man nur vor oder während der Periode Heißhunger hat, dass er in dieser Zeit stärker ist oder dass man auf Dinge Lust bekommt, zu denen man sonst nicht unbedingt greift.
Welche Rolle spielen Hormone im Körper?
Unser Hormonsystem ist ganz grob gesagt für unsere Abwehrkräfte und unsere innere Energiebalance verantwortlich.
Es reagiert auf sich schnell verändernde Anforderungen durch die Ausschüttung bestimmter Stoffe, damit wir entsprechend reagieren können. So wird unsere innere Stabilität gewährleistet.
Sind unsere Hormone stark im Einsatz, ist das ein Anzeichen dafür, dass wir nicht in allen Bereichen unseres Lebens im Gleichgewicht sind.
Wenn bei einem Ungleichgewicht mehr Hormone produziert werden, diese dann aber wieder zu emotionalen Herausforderungen führen, drehen wir uns im Kreis.
Um da für dich mehr Klarheit hineinzubringen, kannst du dir folgende Fragen stellen:
Wo spürst du permanent Anspannung in deinem Leben?
Gibt es Bereiche, in denen du dir selbst zu viel Druck machst?
Was schränkt deine Flexibilität, auf Herausforderungen zu reagieren, ein?
Welche Bedürfnisse müssen erfüllt sein, um innerlich in Balance zu bleiben?
Auch bei Stress werden vermehrt Hormone ausgeschüttet und auch hier ist der emotionale Anteil an der Situation derjenige, der zu mehr Appetit und Essimpulsen führt.
Je mehr Ruhe du dir in der herausfordernden Zeit um die Periode gönnst und je weniger du gegen deine Bedürfnisse kämpfst, desto entspannter kann auch dein Essverhalten sein.
Die Rolle des Unterbewusstseins: der weibliche Schmerzkörper
Wir alle tragen Rückstände von alten Verletzungen, Zurückweisungen, Ablehnung und Enttäuschung in uns.
Diese Speicherungen sind teilweise jahrzehntealt, oft verdrängt und zu großen Teilen auch unbewusst.
Eckhart Tolle nennt dieses negative Energiefeld den emotionalen Schmerzkörper.
Dieser beeinflusst unbewusst unser Fühlen und Denken und darüber auch indirekt unser Verhalten.
Er ist die Grundlage dafür, dass bestimmte Themen in uns angetriggert werden können.
Dieses Feld kann ruhen, schlafen oder aktiv sein. Kommen neue Verletzungen hinzu, wird der Schmerzkörper automatisch wieder aktiviert.
Sind wir unachtsam in unseren Gedanken und lassen uns von Zweifeln, Unsicherheiten und Ängsten überwältigen, aktivieren wir damit den Schmerzkörper und fügen dem Speicher neue Emotionen hinzu.
Bei vielen Frauen erwacht der Schmerzkörper besonders in der Zeit vor der Menstruation.
Eckhart Tolle
Taucht man tief in die Energie des Schmerzkörpers ab, wird der innere Kritiker genährt. Wir greifen uns selbst und manchmal auch andere an, was dann als Launenhaftigkeit bezeichnet werden kann.
Je unbewusster wir sind und je mehr belastende Gefühle wir verdrängen, desto stärker wird der Schmerzkörper. Die Identifikation mit unseren unangenehmen Erfahrungen und das Festhalten daran verleiht dem Schmerzkörper noch mehr Macht.
Dass die Schmerzmuster aus der Vergangenheit auch unser Essverhalten maßgeblich beeinflussen, ist die Erfahrung, die ich beim Auflösen der Essmuster seit Jahren mache.
Je unbewusster wir sind, und je mehr wir versuchen das Verhalten, das nur das Symptom für den Schmerz ist, zu kontrollieren, desto getriebener fühlen wir uns.
Lässt man die alten Verletzungen allerdings Schritt für Schritt los, reduziert sich der innere Druck und das Verhalten verändert sich von allein.
Heißhunger vor der Periode vorbeugen statt stoppen
Schmerz kann man nicht bekämpfen, schon gar nicht akut in der Situation, wenn er gerade aktiv ist.
Man kann ihn sich nur bewusst machen, beobachten, woher er kommt und annehmen als das, was er ist.
Befindest du dich nicht mehr direkt in einer schmerzhaften Situation, kannst du oft besser erkennen, wie die Zusammenhänge sind. Du fühlst die Ähnlichkeit mit alten Verletzungen.
Dann kannst du beginnen, die Belastungen der Vergangenheit gezielt loszulassen.
In der Regel ist dazu ein Ritual oder ein Impuls hilfreich, um den notwendigen Zugang zum Unterbewusstsein zu bekommen.
Mache dir bewusst, dass der Schmerz der Vergangenheit als eine Art ungünstige Überzeugung in dir noch aktiv ist. Die kannst du wie einen hinderlichen Glaubenssatz jederzeit loslassen.
Dadurch bekommst du nicht nur die Macht über dein Verhalten zurück, du reduzierst langfristig auch deinen Schmerzkörper und wirst damit unempfindlicher gegenüber emotionalen Triggern.
Mein größter Tipp bei Heißhunger vor der Periode:
Iss das, was dein Körper braucht, ohne dich dafür zu verurteilen. Mache dir aber gleichzeitig auch deine Emotionen und wiederkehrenden Muster bewusst.
Kämpfe nicht gegen deinen Heißhunger an. Damit bekämpfst du deine Gefühle und dabei kannst du langfristig nicht gewinnen. Automatismen und Muster verlieren dann ihre Kraft, wenn sie an Licht geholt werden.
Lass den alten Schmerz los, damit reduziert sich dein Schmerzkörper auf Dauer und auch der hartnäckige Heißhunger vor der Periode verschwindet.
Einfacher gesagt als getan?
Wenn du wissen willst, wie ich dir dabei helfen kann, findest du mehr Informationen dazu hier: emotionales Essen Coaching.
Du möchtest mehr über die Auslöser für deinen Heißhunger erfahren?
Mehr über den Schmerzkörper findest du in diesen Büchern:
Eckhart Tolle - Jetzt!
Eckhart Tolle - Eine neue Erde