Wenn du bei Stress gerne und schnell mal zur Schokolade greifst und bei großem Stress zu noch mehr Schokolade, fragst du dich wahrscheinlich wo dieser Impuls herkommt. Heißhunger auf Schokolade scheint aus dem Nichts zuzuschlagen und nicht offen für Diskussionen zu sein. 

1. Was verursacht den Heißhunger auf Schokolade? 

Wenn du nach den Ursachen für Heißhunger schon im Internet recherchiert hast, bist du wahrscheinlich auch auf unterschiedliche Möglichkeiten gestoßen.

  • körperliche Faktoren wie der Blutzuckerspiegel, hormonelle Veränderungen durch Stress oder Schwangerschaft oder der Mangel an bestimmten Nährstoffen
  • psychologische Faktoren wie Essen aus Langeweile oder Bequemlichkeit
  • emotionale Faktoren wie Traurigkeit oder Kummer

Um es auf den Punkt zu bringen: Nichts Genaues weiß man nicht. Die genauen Ursachen sind bisher nicht vollständig geklärt.

Da du mit Recht erwartest, hier etwas Neues zu erfahren, teile ich mit dir meine eigenen Erkenntnisse aus mehreren hundert Coachings. Die habe ich seit 2016 mit meinen KlientInnen zur Lösung ihrer Muster rund um das emotionale Essen durchgeführt.

Nicht alle hatten natürlich eine Vorliebe für Schokolade. Es ist allerdings das am meisten verbreitete Heißhunger-Produkt. Im Übrigen kannst du das Prinzip im Wesentlichen auf jedes andere Einzelprodukt übertragen auf das du regelmäßig Gelüste bekommst.

1.1. Was sind meine Erkenntnisse?

Warum habe ich so ein großes Verlangen nach Schokolade, wenn ich unter Stress stehe?
Alex

Das ist eine der Fragen, die ich regelmäßig in meinen Einzelterminen höre oder per Mail zugeschickt bekomme. In meinen Coachings schaue ich mit meinen KlientInnen ausschließlich auf die emotionalen Faktoren als Auslöser für unerwünschtes Essverhalten. 

Was sind also die Faktoren, die in der Regel vorliegen, wenn du bevorzugt zur Schokolade greifst?

  • eine Prägung aus der Kindheit 
  • der Umgang mit Süßem in deinem Elternhaus
  • ein Umfeld, in dem du die Schokolade essen durftest, dass du als emotional stärkend empfunden hast
  • immer wiederkehrender Verzicht oder Verbot
  • ein Mangel an innerer Balance im Alltag z.B. bei Stress

Die Kombination aus einem positiven Gefühl, dass du mit der Schokolade verbindest, mit einem unangenehmen emotionalen Zustand, der durch Stress ausgelöst werden kann, führt dann zum Verlangen nach Schokolade. 

Die Schokolade bringt dir durch die positive Verknüpfung, die du in deiner Kindheit gebildet hast, eine Erleichterung. Sie kann dir dabei helfen, eine aktuelle emotionale Belastung zu lindern.  

Als Verstärker wirken Verbote und unsere Bewertung von Lebensmitteln mit „gesund“ und „ungesund“ und die Schuldgefühle, die wir beim Verzehr von Zucker, Fett, Kohlenhydraten etc. unbewusst und bewusst empfinden. 

Je länger du dich schon im Kampf mit diesem Muster befindest, desto stärker wird auf Dauer der innere Drang.

Frau hat Heißhunger auf Schokolade

Heißhunger auf Schokolade: Hier geht's zu Pin auf Pinterest.

2. Wie kann ich mein Verlangen nach Schokolade kontrollieren?

Man weiß heute relativ genau, dass Verzicht und Kontrolle beim Essen das Problem nicht lösen.

Ganz im Gegenteil: Durch Diäten und strikte Ernährungspläne wird Heißhunger oft erst erzeugt, in der Regel aber verstärkt. 

Die Tatsache, dass Diäten nicht funktionieren und der sogenannte Jo-Jo-Effekt nicht nur zum alten Gewicht, sondern oft sogar zu einer weiteren Zunahme führt, zeigt diesen Zusammenhang.

Je verbotener die Früchte sind, desto süßer schmecken sie am Ende.

Unsere inneren Überlebensprogramme sorgen dafür, dass nach Hungersnöten und harten Wintern das Defizit mehr als wieder ausgeglichen wird. Damit sorgen wir für zukünftige Krisen vor.

Diese Programme arbeiten unbewusst und absolut zuverlässig. Mit Kontrolle und Verzicht kann man denen nicht kommen.

Selbst wenn man kurzfristig erfolgreich sein sollte, je länger die Strecke andauert, desto anstrengender wird es und am Ende haben sie dann doch den längeren Atem.

3. Kann ich den Heißhunger stillen, indem ich etwas anderes esse?

Ich sag’ mal so: theoretisch, ja. Das würde gehen.

Voraussetzung ist allerdings, dass du etwas anderes findest, mit dem du genau dieselben positiven Emotionen verbindest wie mit Schokolade.

Es geht ja nicht darum, irgendetwas zu essen oder zu knabbern.

In dem Moment, wo der Heißhunger aufkommt, brauchst du genau die emotionale Unterstützung, die dir dein spezielles Produkt geben kann.

Dir ist dann auch nicht nach „irgendetwas Süßem“, sondern der Nougat-Schokolade, dem Kinderbueno, den Toffifees oder Nutella - um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Da ist es schon eine echte Herausforderung, etwas zu finden, mit dem du genau dasselbe verbindest.

Vermutlich scheiden da zumindest Gemüsesticks, Obst und Joghurt aus.

Einfach etwas zum Knabbern hinzustellen, dass gesünder ist oder weniger Kalorien hat, wird in dir nicht die Emotionen wecken, die du mit der Schokolade verbindest.

Auch nicht, wenn es vermeintlich über die Inhaltsstoffe verfügt, die deinem Körper fehlen könnten. Was deinem Körper in dem Moment fehlt, ist eine emotionale Unterstützung.

4. Wie kann ich die Ursachen für Heißhunger bei mir erkennen?

Es gibt also ein Grundgerüst von unterschiedlichen Faktoren, die zusammenkommen müssen, damit sich ein so spezielles emotionales Essmuster bildet.

Man selbst kommt nur schwer dahinter, weil man in der Regel nicht der Lage ist, sich von außen zu betrachten. Es ist eine echte Herausforderung, das eigene Verhalten nicht sofort in der gewohnten Form zu bewerten, sondern erstmal nur die Fakten zu sammeln, bevor man Rückschlüsse zieht.

Diese 4 Fragen können dir helfen, tiefer in deine eigenen Verknüpfungen hineinzuschauen:

  • Wie wurde in meinem Elternhaus mit Süßigkeiten umgegangen?
  • Wo und wann gab es für mich als Kind Schokolade?
  • Was ist mein Lieblingsprodukt?
  • Wie bewerte ich selbst meine Leidenschaft für Schokolade?
Wenn du herausfinden möchtest, welche Emotionen unbewusst hinter deinem Heißhunger oder anderen emotional geprägten Essmustern stecken, kannst du meinen Selbsttest nutzen.

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5. Heißhunger auf Schokolade, der losgelassen werden konnte.

Damit du ein Gefühl dafür bekommst, wie unterschiedlich solche Essmuster aussehen können und welche Ursachen dahinter stecken können, hier ein paar konkrete Beispiele:

1 | Chris und ihr Ritual

Chris hat sich in ihrer Kindheit, wenn die Stimmung zu Hause nicht gut war, eine Höhle gebaut. Dann hat sie Schokolade aus dem Vorrat stibitzt und sich eingeigelt, bis der Sturm vorübergezogen war. Durch dieses Ritual vermittelt ihr das Essen von Schokolade auch heute noch ein Gefühl von Sicherheit und innerem Frieden. 

2 | Barbara und die Finanzen

In Barbaras Kindheit gab es aus finanziellen Gründen wenig Süßigkeiten. In der Phase ihres Lebens, als sie sich getrennt hatte, ein Haus gekauft und ihren Job gewechselt hat, fing sie plötzlich an ständig M&Ms und Snickers zu essen. Ihre Prägung, bei der Süßigkeiten für finanzielle Stabilität standen, war die Grundlage für ihre plötzliche Vorliebe für die Lieblingssüßigkeiten ihres Ex-Freundes. Der hatte sich bis dahin um die Finanzen gekümmert. 

3 | Birgit und die Freiheit

Bei Birgit zu Hause wurden die Süßigkeiten sehr stark rationiert. Sie waren versteckt, man musste danach fragen und selbst dann gab es nur sehr kleine Mengen. Zum einen wurde die Schokolade dadurch zur verbotenen Frucht, es entstand aber auch ein ständiges Mangelgefühl. Für Birgit ist die Schokolade daher ein starkes Symbol für Selbstbestimmung, Freiheit und Rebellion. Immer wenn sie sich im Alltag fremdbestimmt oder unter Druck fühlt, greift sie sofort zu diesem Gegenmittel. 

Das sind alles Beispiele von Essmustern, die durch die Erkenntnis, woher genau die Vorliebe für ein bestimmtes Produkt kommt und welcher emotionale Zustand angesprochen wird, entlarvt werden konnten.

Du merkst wahrscheinlich schon: Jeder Fall ist anders und jeder hat seine eigene, ganz persönliche Geschichte.

Deine ist wahrscheinlich nochmal ganz anders.

Das Prinzip ist gleich, es gibt aber nicht den einen Grund, warum man Heißhunger auf ein bestimmtes Produkt entwickelt.

Die Klarheit über die genauen Zusammenhänge ist der erste Schritt und eine wichtige Voraussetzung, um den Heißhunger stoppen zu können.

Wenn es dich interessiert herauszufinden, wie die Verknüpfung bei dir funktioniert, lade ich dich ein, eine Erkenntnis Session mit mir zu machen. Hier schauen wir gemeinsam auf dein Muster und entschlüsseln die Zusammenhänge.

Das Lösen der emotionalen Verknüpfung auf energetischer Ebene ist allerdings notwendig, damit man sein Verhalten auch tatsächlich ohne Kraftaufwand ändern kann. Wenn sie losgelassen sind, wird man nicht mehr wie von einer magischen Kraft zum Vorratsschrank gezogen und kommt erst wieder zu sich, wenn nur noch das Papier raschelt.

6. Fazit

Nach meiner Erfahrung aus den Coachings rund um das Thema emotionales Essen spielen bei einem Essmuster mit Heißhunger auf Schokolade in erster Linie emotionale Faktoren eine Rolle.

Kontrolle und Verzicht verstärken diese Muster auf Dauer weiter.

Trotzdem kann man sein Verhalten ändern und das ohne Kampf gegen die eigenen Gefühle.

Wenn man das Muster in der Tiefe erkennt und dann aktiv loslässt, reduziert sich der innere Drang, ohne dass man sich quälen muss.

Dann kann man Schokolade mit Freude und Genuss essen, man hat nur nicht mehr so oft Lust darauf wie vorher.  

Gestern habe ich zufällig 2 Tafeln Schokolade gefunden, die ich komplett vergessen hatte. Das wäre früher nie vorgekommen.

Chris

Dieser Artikel ist erstmals am 22.03.2017 erschienen und wurde im Juni 2023 überarbeitet. 

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Martina Aust
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  1. Als Kind hatte ich schnell mal genug vom essen, es gab auch nur ein kleines Lebensmittelgeschäft in unserer Kleinstadt und süßes war nie Zuhause ausser Mehlspeisen wie Kaiserschmarrn und solche Sachen. Diese waren jedoch eine Hauptmahlzeit. Dann siedelte sich Hofer bei euch ist es der Aldi an und alles änderte sich. Plötzlich gab es billige Süßigkeiten und da hat meine Mutter angefangen zu sagen wenn ich aufesse bekomme ich als Belohnung etwas süßes. Ja was soll ich sagen, ich kämpfe mit meinen Gewicht bin übergewichtig und ich habe ein starkes Verlangen nach süßen, besonders nach dem Essen. Danke für deinen interessanten Beitrag und liebe Grüße aus Österreich.

    1. Liebe Andrea, das sind so klassische Situationen, in denen wir emotionale Verknüpfungen mit dem Essen bilden. Es kann die Belohnung sein, es könnte aber auch ein anderer emotionaler Gewinn für Dich daran geknüpft sein. Wenn man das genau herausfindet, kann man diese Verknüpfung auch wieder trennen und das Essverhalten dadurch ändern. Liebe Grüße, Martina.

  2. Mir wurde als Kind suggeriert, dass Essen gegen alle "Unannehmlichkeiten und Probleme" (Einsamkeit, Traurigkeit, Langeweile usw.) hilft.
    Erst als ich das begriffen habe, konnte ich daran etwas ändern.
    Inzwischen habe ich 40 kg abgenommen und halte das Gewicht seit 4 Jahren.

    1. Hallo Bettina,

      so eine Erkenntnis kann ein Riesengeschenk sein, vor allem wenn man dadurch ohne Druck und Zwang eine dauerhafte Veränderung erreichen kann.

      Freut mich für Dich 😊

      Liebe Grüße
      Martina

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