Jeder schafft sich seine Hölle selbst. Das klingt im ersten Moment hart, es lohnt sich aber mal darüber nachzudenken. Besonders wenn man sich übermäßiges Essen bei Stress abgewöhnen will, denn Stress ist keine unveränderliche Tatsache.

Stress ist das, was du daraus machst.

Natürlich gibt es Dinge, die einfach erledigt werden müssen. Der Job, der Haushalt, die Steuer. Die lösen sich nicht in Luft auf und man kann sie auch nicht wegdiskutieren, das ist einfach so. Gekauft.

Aber wie genau wir es machen, wie intensiv wir hineintauchen, wie sehr wir uns selbst dabei unter Druck setzen, ist unsere eigene Entscheidung.

Was dich wirklich stresst, ist nicht die Aufgabe selbst. Es ist deine Überzeugung, die du bei der Erledigung hast. Das, was dein Kopf sich an Konsequenzen in Farbe und 3D ausmalt, wenn es nicht sofort und perfekt erledigt wird.

Und nicht zu vergessen: Der Gefühlscocktail, den du dadurch in dir mixt.

Es ist ein Unterschied, ob du beim Bügeln entspannst und die Auszeit genießt. Ob du dadurch zur Ruhe kommst oder ob du versuchst es unter großem Druck in Rekordzeit und auf Autopilot zu erledigen, damit du währenddessen im Kopf schon die nächsten Schlachten planen kannst.

Extrem-Bügeln bis das Eisen glüht oder Zen-Bügeln? Du entscheidest.

Das hört sich sehr einleuchtend an, ist allerdings in der Praxis nicht so leicht umzusetzen.

Warum?

Wir haben alle einen mehr oder weniger großen Stressor in uns, der uns auch schon mal vermeintlich gegen unseren eigenen Willen antreibt.

Dann können wir einfach nicht ruhig sitzen bleiben, sondern müssen wie fremdgesteuert noch „Dinge erledigen“. 

Kommt dir das bekannt vor?

Wir sind gehetzt von unseren eigenen Ansprüchen:

Alles schaffen.
Es allen recht machen.
Niemanden enttäuschen.
Keine Fehler machen.
Brav sein.
Gut sein.

Das ist das, was uns wirklich stresst. Vor allem, wenn wir es dauerhaft und in allen Bereichen unseres Lebens versuchen umzusetzen. 

Warum Essen bei Stress hilft und wie du es dir abgewöhnen kannst.

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Warum dein Essverhalten auf Stress reagiert

Stresshormone führen dazu, dass wir in einen steinzeitlichen Kampf-oder-Flucht-Modus verfallen. Unser Körper hat das Gefühl, in einer ständigen Bedrohung zu sein.

Je nachdem wie extrem diese Belastung ist, wird essen dann hoch- oder runterpriorisiert.

In Extremfällen führt dieser Reflex dazu, dass wir unseren Appetit verlieren, weil die Natur es so eingerichtet hat, dass wir erstmal unser Leben retten müssen. Macht ja auch Sinn.

Oft bleiben wir aber - zum Glück - in der Kampfschleife hängen. Das bedeutet aber auch, dass wir mehr Energie benötigen, um uns zu stärken und die nächste Schlacht durchstehen zu können.

Diese Programme sind uralt und deshalb reagieren ungefähr 80 % der Menschen bei Stress mit einem veränderten Essverhalten.  

Ob man tendenziell mit mehr oder weniger Appetit reagiert und wie stark dieses Programm ist, ist individuell verschieden.

Wenn dein Programm das Signal „mehr Appetit“ sendet, ist Essen bei Stress wahrscheinlich ein Thema für dich.

Je öfter du versucht hast, dieses Programm durch Nahrungsentzug alias Diät oder Ernährungsumstellung aufzuhalten, desto stärker arbeitet es wahrscheinlich mittlerweile daran, dein tägliches Überleben trotzdem sicherzustellen.

Was dir Stress macht

Wenn du dich für einen Stress-Esser hältst, ist es wichtig zu wissen, was genau deinen persönlichen Stress verursacht.

Dabei findest du die Gründe eher nicht in einer Aufzählung deiner einzelnen Aufgaben und Anforderungen, sondern mehr zwischen den Zeilen. Beobachte genau, was im Alltag deinen Stress triggert.

Wo ignorierst du deine Bedürfnisse?

Je genauer du dir das klarmachst und auch deinen eigenen Anteil an daran erkennst, desto besser und wirksamer kannst du anfangen Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Willst du erste Veränderungen sehen, ohne schon zu sehr in die Tiefe zu gehen, fang damit an deinen jeweiligen Stresslevel zu erkennen und regelmäßig geeignete Entspannungsphasen in deinen Alltag mit einzubauen.

Diese ersten Schritte helfen, einen Anfang zu machen und dir einen Überblick über deine Situation zu verschaffen.

Trotzdem liegt die Ursache für deinen Stress höchstwahrscheinlich auf einer noch tieferen Ebene.

Stress ist eine Form von Angst

Die Ansprüche, die du an dich stellst, entspringen tiefen Überzeugungen, die du in Bezug auf dich selbst, deine Leistung, den Wert deines Beitrags und die Beurteilung durch andere hast.

Sie entstehen nicht in deinem Verstand in Form einer Entscheidung, weil du dir etwa besonders hohe Ziele gesetzt hast. Sie sind Ausdruck deiner unbewussten Emotionen.

Ihren Ursprung haben sie in einer tief sitzenden Angst.

Und woher soll man wissen, welche Angst dahinter steckt?

In den meisten Fällen überlasten wir uns dauerhaft selbst, weil wir eine gute … 

Mutter,
Frau,
Freundin,
Tochter,
Mitarbeiterin,
Kollegin
etc.

... sein wollen. Wie auch immer das nach deinen eigenen Maßstäben aussieht.

Es gibt zwei Ängste, die in der Regel die Antreiber hinter diesem inneren Stress sind:

Die Angst, nicht gut genug zu sein.

Die Angst, nicht so geliebt und akzeptiert zu werden, wie du bist.

(Das bedeutet: mit allen Eigenschaften, Gefühlen, Bedürfnissen, der eigenen Meinung und dem eigenen Körper)

Aus diesen Ängsten entsteht die Überzeugung besonders viel leisten zu müssen, um sich die Wertschätzung, Anerkennung und Liebe von anderen zu verdienen.

Besonders stressig wird es, wenn du die Verantwortung für die Erfüllung dieses Bedürfnisses auf andere überträgst. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Umfeld dir diese Wertschätzung entgegenbringen muss, damit du dich gut fühlen kannst.

Denn dann gibst du die Macht über deine eigenen Gefühle in fremde Hände, die du logischerweise nicht kontrollieren kannst.

Das schwächt dich und nimmt dir die Möglichkeit, die Situation zu verändern.

Das ist das, was wirklich Stress verursacht.

Wie Essen bei Stress hilft

Je länger du in diesem Stressmodus verbleibst, je mehr du versuchst alles zu kontrollieren, umso mehr Energie und Disziplin musst du aufzuwenden, um der Lage Herr zu werden.

Gleichzeitig führt das zu immer mehr Unsicherheit, Ängsten und Ohnmachtsgefühlen.

Irgendwann befindest du dich in einer Art chronischem Stressmuster und ständigem Kampf-oder-Flucht-Modus.

Unsere Vorfahren sind nicht jeden Tag auf die Jagd gegangen, hatten längere Entspannungsphasen dazwischen und zusätzlich auch Rituale, um wieder herunterzukommen.

Der ständige Kampfmodus ruft also in dir laut nach Entspannung und Ritualen, um wieder zur Ruhe zu kommen.

Da kommt das Essen ins Spiel.

Warum? Weil es funktioniert.

  • Der volle Magen macht dich müde und erzeugt dadurch eine Art Lähmung.
  • Du spürst deine schmerzhaften Gefühle nicht mehr, weil dein Bauchgefühl betäubt ist.
  • Du füllst die Reserven auf und wappnest dich für den nächsten Kampf.
  • Je mehr Energie du bekommst, desto größer sind deine Überlebenschancen in der Zukunft.

Das fühlt sich zunächst einmal gut und sehr erleichternd an.

Soweit der erste Effekt, den du wahrnimmst und den dein Unterbewusstsein abspeichert. Mission erfüllt.

Irgendwann fängst du an zusammenzurechnen, was du alles gegessen hast.

Damit setzen dann die Schuldgefühle ein. Kurz darauf folgen die Schamgefühle, weil du "ES schon wieder nicht geschafft hast".

Dann verurteilst du dich selbst, weil du nicht verstehst, warum "du dir das antust".

Die Antwort ist: Weil der erste Effekt positiv ist und dein unbewusstes Programm dein Überleben sichern will.

Essen bei Stress ist wie eine Sauerstoffmaske für zwischendurch: Es verschafft kurzfristig Erleichterung, ändert aber nichts an der Gesamtsituation.

Macht es deshalb Sinn, sich die Sauerstoffmaske zu verbieten, weil sie nicht hilft die Ursachen zu beseitigen? Wohl eher nicht.

Du brauchst das Essen bei Stress, solange du es brauchst.

Wenn du deine Bedürfnisse beachtest, regelmäßig Pausen machst, entspannst und dir bewusst machst, wo dein persönlicher Stress herkommt, erkennst du auf einer tieferen Ebene die darunter liegenden Ängste.

Dann kannst du einen Schritt weiter gehen.

1. Hör auf, dich für deine Ängste zu schämen.

Hör auf zu glauben, du seist der einzige Mensch auf der Erde, der sich für nicht gut genug hält.

Die Wahrheit ist: Du hättest wahrscheinlich ein ganz anderes und viel größeres Problem, wenn du keinerlei Selbstzweifel und Ängste hättest.

Höchstwahrscheinlich wärst du schon gar nicht mehr am Leben.

Jeder Mensch hat Ur-Ängste und Unsicherheiten, sie äußern sich nur bei jedem anders.

Jemand, die nicht durch sein Essverhalten auf diese Emotionen reagiert, ist nicht automatisch angstfrei und damit "besser". Im Zweifelsfall ist der einzige Unterschied, dass man es ihm von außen nicht ansehen kann.

Du bist weder kaputt noch schwach, wenn du Angst hast.

Du bist ein menschliches Wesen.

Da ist das sinnvollerweise in der Grundausstattung mit dabei.

Das sichert unser Überleben.

Wenn du dir Essen bei Stress abgewöhnen willst, ist Bewusstheit der erste und hilfreichste Schritt. Denn Unbewusstheit und Verdrängen lassen deinen Automatismen freien Lauf und verstärken dadurch deine Reaktionsmuster nur noch weiter.

Beschäftige dich nicht weiter mit deinen vermeintlichen Schwächen und fang an, die Zusammenhänge zu erkennen.

2. Beobachte dich und unterbrich deine Reaktion aktiv.

Wenn du bemerkst, dass du in einer Situation überfordert bist oder dir alles zu viel wird, beobachte, was du gerade gedacht hast.

Haben ewig lange Gedankenschleifen ihre Kreise in deinem Kopf gedreht?

Hast du dir bestimmte Szenarien ausgemalt?

Hat das deine Stimmung noch weiter verschlechtert?

Dann unterbrich solche Schleifen aktiv, sobald sie auftauchen.

Du kannst Selbstgespräche beenden, indem du sagst: Das kenne ich schon, das bringt mich nicht weiter. Ich versuche jetzt mal etwas anderes.

Und dann ziehe dich bewusst kurz raus aus der Situation. Hör auf, nur noch zu reagieren. Mache eine Pause und atme durch.

Wie oft willst du dir selbst gestatten, dich innerlich aufzuregen und damit negative Gedanken und Gefühle weiterzuvermehren?

Entscheide dich, nur noch Gedanken zuzulassen, die dir einen neuen Weg aufzeigen.

Suche nicht nach Fehlern, suche nach Lösungen - gilt auch für Essen bei Stress.

3. Werde dir bewusst, wie du mit der Situation umgehst.

Einen neuen Weg findest du, wenn du dich im Alltag beobachtest. Finde heraus, in welchen Situationen du dich besonders gestresst fühlst.

Gibt es jemanden in deinem Umfeld, der dieselben Herausforderungen hat, aber ganz anders darauf reagiert?

Ja? In diesem Fall ist vergleichen ausnahmsweise mal nützlich, denn du willst etwas lernen und deine Situation dadurch verbessern.

Wie reagieren deine Kollegen auf die Anforderungen im Job? Gibt es jemanden, der eine andere Art hat, damit umzugehen und von dem du etwas lernen kannst? Wie groß ist das Risiko dafür verurteilt, ausgegrenzt oder bestraft zu werden?   

Wenn der größte Stressfaktor deine Familie ist: Hast du eine Freundin, die in einer ähnlichen Situation ist und sich besser abgrenzen kann oder die Verantwortung anders verteilt hat?

Erforsche, welche anderen Möglichkeiten es gibt, mit der gleichen Situation umzugehen.

Schau, was davon du auf dich übertragen könntest, indem du deine Reaktion auf den Stress veränderst.

4. Stärke dein Vertrauen und löse deine Ängste.

Deine Angst ist nichts, was du überwinden, bekämpfen oder unterdrücken kannst.

Wenn du diesen Ansatz wählst, ist sie vielleicht zeitweise nicht mehr spürbar. Sie ist aber immer noch da und beeinflusst dich weiter, allerdings unbewusst.

Deine Angst spricht mit dir, sie will dich auf etwas hinweisen. Sie benutzt dabei deine Gefühle, um sich bemerkbar zu machen.

Der Weg da heraus, geht über das bewusst machen und fühlen. Wenn du die Botschaft dahinter verstanden hast, wird das Signal leiser werden.

Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr.
Marie Curie

Es gibt unzählige Möglichkeiten und Methoden, Ängste zu lösen. Es funktioniert vielleicht nicht alles für jeden. Aber es gibt so viele unterschiedliche Ansätze, dass für jeden Menschen der passende dabei ist.

Ich arbeite sowohl für das Erkennen als auch für das Lösen der Ängste am liebsten mit energetischen Ansätzen.

Denn Emotionen sind nichts weiter als Energie, die im Körper abgespeichert ist.

Man kann sie spüren, wenn man seine Aufmerksamkeit darauf richtet. Und man kann sie wieder entlassen und dadurch sogar die Speicherungen im Zellgedächtnis wieder auflösen.

Dadurch trennen sich dann auch die emotionalen Verknüpfungen zum Essen.

Wenn du nicht mehr das Gefühl hast, so wie du bist, nicht richtig oder nicht liebenswert zu sein, spürst du weniger inneren Druck.

Das stresst dich weniger und entzieht gleichzeitig dem Essen den Job deine Gefühle betäuben und dir Entspannung verschaffen zu müssen.

Dein Essverhalten ändert sich und du hast dir das Essen bei Stress abgewöhnt, weil du es nicht mehr brauchst.

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Martina Aust
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