Neulich hatte ich die Idee, mir einen Schrank für meine in den letzten zwei Jahren rasant angewachsene Puzzlesammlung zu kaufen. (Ich weiß, das uncoolste Hobby der Welt).
Nach einem erfolglosen Abstecher zu IKEA, kam mir dann doch die Idee, lieber bestehenden Platz freizuräumen. Also Wohnung ausmisten statt neu kaufen.
Geht doch.
Was dran glauben musste, waren Telefonrechnungen, Kontoauszüge und andere pseudowichtigen Unterlagen der letzten 20 Jahre, die ganze 8 Ordner belegt hatten.
Was ich damit noch vorhatte? Keinen blassen Schimmer.
Ich hatte es einfach nie infrage gestellt.
Wenn Wohnung Ausmisten schwerfällt
Da ist der Kleiderschrank, von dem man nur maximal ein Drittel regelmäßig trägt.
Die Kiste mit den alten Erinnerungsstücken: Kinokarten, Briefe, Weihnachtskarten aus den 90ern, Fotos von Menschen, an deren Namen man sich kaum noch erinnert.
Schrankfächer mit Weihnachtsdeko, die man nie wieder benutzen wird, weil es ja auch alle paar Jahre wieder neue, schönere Sterne, Wichtel, Kugeln und Lichterkette mit neuer Technik gibt.
Das alles ist nicht nur überflüssiges Zeug. Es sind Dinge, die wir in unser Revier geschleppt haben und an denen deshalb auch Teile unserer Energie in Form von Emotionen hängen.
Lange war ich der Meinung, ich überlasse diesen Bereich des Loslassens Thema lieber den Aufräumexperten - den Marie Kondos dieser Welt.
Dann habe ich festgestellt, dass auch in diesen Fällen die tiefere, emotionale Perspektive vielleicht ein paar offene Fragen beantworten kann.
Deshalb geht es hier auch nicht um die besten Tipps zum Wohnung ausmisten.
Es geht mal wieder um die Gründe hinter dem Verhalten, die Ursachen, warum wir so viel ansammeln und es uns nicht so leicht fällt, die Dinge loszulassen.
Denn es nützt ja nichts, wenn der gute Wille da ist, wir die inneren Blockaden aber nicht lösen können.
Dinge loslassen: Was hinter der inneren Blockade steckt.
Wie so häufig, wenn wir uns nicht so verhalten können, wie wir es gerne würden, steckt auch hier in vielen Fällen etwas ganz anderes dahinter.
Fühlen wir uns mit der aktuellen Situation nicht mehr wohl, stoßen aber auf innere Blockaden bei der Umsetzung, handelt es sich nicht um fehlenden Ordnungssinn oder mangelnde Disziplin.
Wir haben nicht nur an Menschen und Orte emotionale Bindungen, sondern auch an Gegenstände.
Diese emotionalen Verknüpfungen können uns das Wohnung ausmisten schwerer machen, als uns bewusst ist.
1 | Positive Erinnerungen
Das ist wohl der offensichtlichste Fall.
Wenn es darum geht, ist es dir wahrscheinlich auch bewusst.
Vielleicht hast du ein bestimmtes Kleidungsstück zu einem besonderen Ereignis getragen oder ein Gewürz war ein Mitbringsel aus einem unvergesslichen Urlaub.
Hast du es erstmal in der Hand und denkst darüber nach, was damit zu tun ist, überwiegt die positive Erinnerung möglicherweise deutlich den Nutzen, den es aktuell noch für dich hat.
Trotzdem hält man positive Erinnerungen gerne fest, vor allem wenn man das Gefühl hat, dass man zu der Zeit irgendwie glücklicher war als gerade aktuell.
Nur lässt sich Glück leider nicht festhalten.

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2 | Loyalitätskonflikte
Das geschenkte Dekoherz von der besten Freundin, das eigentlich so gar nicht zu deinem Einrichtungsstil passt.
Die Vase, die dir deine Mutter geschenkt hat, weil sie zu deinem Geschirr passt. Allerdings brauchst du sie nicht, weil du lieber Glasvasen benutzt oder nur selten Blumen kaufst.🎁
Irgendwo in dir drin würde es sich anfühlen, als ob du die Menschen und die Gedanken, die sie sich beim Kaufen gemacht haben, nicht wertschätzt, wenn du diese Dinge loslässt.
Du behältst sie lieber, als dich mit deinem schlechten Gewissen auseinandersetzen zu müssen.
3 | Schuldgefühle beim Wohnung ausmisten
Hast du auch dieses Kleidungsstück, an dem du immer ganz schnell vorbeischaust, wenn du den Kleiderschrank aufmachst?🧥
Der Grund dafür könnten Schuldgefühle sein.
Bei mir ist es, ehrlich gesagt, eine graue Lederjacke. Schon beim Anprobieren im Laden war ich mir nicht 100 % sicher.
Ich habe sie aber im Vergleich zu zwei anderen anprobiert und da sah sie eindeutig am besten aus.
Würde ich sie aussortieren, wäre das so, als ob man bei einer Aktie, die im Wert gefallen ist, den Verlust realisieren.
Solange man nicht verkauft, hat man auch noch keinen Verlust gemacht.
Aber wie wahrscheinlich ist es, dass der Wert dieser Jacke für mich nochmal steigt?
Egal, sie bleibt erstmal.
4 | Konfrontation mit der Vergangenheit
Dieser Punkt kommt zum Tragen, bei all den Kisten auf dem Dachboden im Keller oder im hinteren Teil des Schrankes. Alte Briefe, Fotos, Erinnerungsstücke.
Diese Büchse der Pandora zu öffnen und sich dadurch selbst mit der Vergangenheit und den sorgsam verstauten Erinnerungen und Gefühlen zu konfrontieren, ist nicht einfach.📦
Es ist normal, dass wir im Laufe des Lebens Orte, Situationen und Menschen loslassen mussten.
Wenn wir das nicht als den Lauf der Dinge, sondern einen schmerzhaften Einschnitt abgespeichert haben, kann es sein, dass wir festhalten aus Angst vor der emotionalen Überforderung.
5 | Generelle Verlustängste
Verlustängste können sich beim Wohnung ausmisten auswirken, wenn wir in der Vergangenheit einen schmerzhaften Verlust hinnehmen mussten, den wir noch nicht ganz verarbeitet haben.
Das kann ein Verlust des Zuhauses, des Arbeitsplatzes oder eines geliebten Menschen gewesen sein.
Oft werden solche Einschnitte von Schocks, Ohnmachtsgefühlen und dem Gefühl des Kontrollverlustes begleitet.
Das kann dazu führen, dass wir versuchen so viel Sicherheit wie möglich zu behalten, indem wir unsere Lebensumstände unverändert belassen.
Jeder kleinere Verlust kann dann die alten Gefühle wieder hochholen.
Wir verbinden unbewusst jegliche Veränderung generell mit etwas Negativem und wollen zur Sicherheit alles beim Alten belassen.
6 | Materielle Glaubenssätze
Überzeugungen rund um das Thema Geld und Wertgegenstände haben wir in der Regel aus der Familie übernommen.
Unsere Großeltern und Eltern sind in wirtschaftlich deutlich schwierigeren Zeiten aufgewachsen als wir.
In der Nachkriegszeit gab es nicht alles zu kaufen, was man brauchte. Manche Dinge waren im Vergleich zu einem durchschnittlichen Einkommen auch deutlich teurer als sie es heute sind.
Vieles hat man sich nur einmal im Leben gekauft - wie die Wohnzimmereinrichtung oder Küchengeräte. Was noch funktionsfähig war, hat man so lange gebraucht, bis es nicht mehr zu reparieren war. 🛋️
Das ist doch noch gut.
Das war teuer, das kann man nicht einfach weggeben.
Man darf nichts verschwenden.
Es kann auch sein, dass man sich selbst unbewusst über die Menge des Besitzes definiert. Ein großes Haus oder viele Dinge zu besitzen, kann auch ein Gefühl von Sicherheit vermitteln.
7 | Ausdruck einer bestimmten Lebensphase
Es gibt Abschnitte in unserem Leben, da geht es nicht vorwärts.
In solchen Kokon-Phasen sammeln wir Kräfte, weil wir entweder gerade einen großen Umbruch hinter uns oder gefühlt eine anstrengende Zeit vor uns haben.
Wir heilen, sammeln Kräfte und sind dann oft nicht in der Lage uns damit zu beschäftigen etwas aus unserem Kokon abzugeben, indem wir die Wohnung ausmisten.
Dazu eignen sich Phasen, in denen wir wieder mehr Energie verspüren und neu erfinden möchten oder zu neuen Ufern aufbrechen, besser.
8 | Familiäre Bindungen festhalten
Es gibt Dinge, die wir mit unserer Kindheit, bestimmten Ritualen innerhalb der Familie oder sogar unseren Ahnen verknüpft haben.
Dazu gehören oft Haushaltsgegenstände, Küchenutensilien, geerbte Erinnerungsstücke, alte Familienfotos und einfach alles, was wir mit früheren Generationen verbinden.
Heilen wir gerade Dinge in uns selbst, die in der Familie liegen, kann es sein, dass wir bestimmte Symbole dafür noch nicht loslassen können.
Darf ich das weggeben?
Muss ich das für meine Kinder aufbewahren?
Sollte das in der Familie bleiben?
Enttäusche ich meine Großmutter?
Wie viele und welche Erinnerungsstücke du brauchst und was die Antwort auf diese Fragen ist, kannst nur du - evtl. zusammen mit deinen Kindern - beantworten.
Meine Mutter kam neulich mit einer Metalldose mit alten schwarz-weiß Fotos an und fragte, ob ich sie haben wolle.
Ein paar schöne, auf denen meine Oma und meine Patentante zu sehen waren, habe ich herausgesucht und den Rest haben wir gemeinsam entsorgt.
Es waren einfach zu viele und ich kannte viele Menschen darauf noch nicht mal.
9 | Dinge nicht loslassen aus Mangelgefühlen
Ist Mangel ein Teil der Blockade beim Loslassen, erkennst du es häufig an sogenannten Was-wäre-wenn-Gedanken.
Was ist, wenn ich das nochmal brauche?
Wenn mal wieder schlechtere Zeiten kommen, bin ich vielleicht froh die Brotbackmaschine zu haben und kann damit Geld sparen. Gutes Brot ist ja in den letzten Jahren so teuer geworden.
Dahinter steckt oft die Überzeugung, dass das Leben generell eher unsicher ist.
Man erwartet fast, dass es in Zukunft eng werden wird. Geld sollte man daher in erster Linie sparen oder sehr sicher anlegen, denn es nie genug davon da.
Man muss immer auf alles vorbereitet sein und daher auch alles zusammenhalten.
Warum Wohnung ausmisten auch Seelenpflege ist.
Vielleicht hast du es schon mal intuitiv gespürt: Wenn du Platz in der Wohnung schaffst, entsteht auch Raum in dir selbst.
Wohnung ausmisten bedeutet weit mehr als das Weggeben alter Dinge – es ist eine Form von Seelenpflege.
Visuelle Unordnung stimuliert ständig unser Gehirn und trägt zu innerer Unruhe bei. Mehr Ordnung im Außen hilft also, auch im Inneren mehr Durchblick zu bekommen.
Jedes Objekt, das wir besitzen, trägt eine Geschichte, eine Erinnerung oder ein unbewusstes Gefühl in sich. Wenn wir beginnen, diese Dinge bewusst loszulassen, entwirren wir zugleich emotionale Knoten in uns.
Können wir Dinge loslassen, an die wir emotionale Verknüpfungen haben, lösen wir damit auch die Verbindung zur Vergangenheit.
Und noch etwas passiert beim Loslassen: Wir entscheiden neu, was wirklich zu uns gehört – jetzt, in dieser Lebensphase. Das schafft Klarheit, Leichtigkeit und ein Gefühl von Selbstwirksamkeit.
Wenn du bewusst ausmistest, verabschiedest du dich nicht nur von Dingen, sondern oft auch von alten Rollen, Überzeugungen oder Schuldgefühlen.
Wohnung ausmisten mit Bewusstsein
Die meisten von uns haben nicht in jedem Bereich gleich viele Herausforderungen beim Loslassen.
Das zeigt sich in der Regel auch beim Wohnung ausmisten. Es kann sein, dass du in der Küche und bei der Wohnungsdeko eher ein Minimalist bist, deinen Kleiderschrank aber lieber immer mit Druck schließt, anstatt den Inhalt zu reduzieren.
Überprüfe zunächst, in welchem Bereich deine Herausforderung liegt.
Brauchst du nur eine bessere Anleitung, ein System zu Organisation oder liegen die Gründe in unbewussten Verknüpfungen?
Probiere die gängigen Tipps von Aufräumexperten, sieh dir die Serie von Marie Kondo bei Netflix an, in der ihre KonMari-Methode sehr anschaulich erklärt wird.
Gängige Fragen könnten sein:
Bringt es mir heute noch Freude?
Würde ich es noch einmal kaufen?
Wenn ich drei Wochen Urlaub mache, würde ich es einpacken?
Gehe sanft und achtsam an die Sache heran und verbinde das praktische Ausmisten mit einem emotionalen Check-in.
Praxis-Tipps: So löst du Blockaden beim Wohnung ausmisten.
Stellst du fest, dass es dir schwerfällt und es nicht mit einer guten Methode getan ist, gehe in mehreren Schritten vor.
Teile das Gebiet in kleinere Kategorien ein und nimm dir Zeit. Fühle in dich hinein, welche Emotionen noch gesehen werden wollen und schenke ihnen Aufmerksamkeit.
Schreibe dir die Gefühle, die du beim Loslassen hast von der Seele und achte darauf, welche neuen Erkenntnisse dir das über dich selbst bringt.
Frage bei geerbten Stücken nach und warte, ob du in den nächsten Tagen von der verstorbenen Person eine Antwort in Form eines Zeichens bekommst.
Schuldgefühle lassen sich deutlich reduzieren, in dem man Dinge nicht wegwirft, sondern weitergibt, verkauft oder spendet. Und man kann sich auch aktiv selbst verzeihen, ohne dafür die Zustimmung von anderen zu benötigen.
Mangelgefühle haben ihren Ursprung oft in den Prägungen unserer Kindheit.
Welche Glaubenssätze fallen dir dazu ein?
Welche Sprüche deiner Eltern sind dir in Erinnerung geblieben?
Hast du erkannt, was genau du loslassen möchtest, kannst du dir ein passendes Ritual für die Umsetzung aussuchen.
Loslassen verändert mehr als deinen Wohnraum.
Wenn du beginnst, Dinge loszulassen, verändert sich nicht nur dein Zuhause – es verändert sich auch etwas in dir.
Plötzlich wird es leichter. Klarer. Freier.
Du spürst, dass du mit den Gegenständen auch Stück für Stück emotionalen Ballast loslässt. Es entsteht mehr Raum – auch in dir, für mehr inneren Frieden und neue Perspektiven.
Loslassen ist kein einmaliger Akt, sondern ein Prozess. Und du darfst dir Zeit dafür nehmen. Denn du verabschiedest dich nicht nur von alten Dingen, sondern oft auch von Überzeugungen, Mustern und inneren Bildern, die dich lange begleitet haben.
Am Ende geht es nicht darum, perfekt auszumisten. Du musst kein Minimalist werden.
Es eher geht darum, bewusst zu wählen: Was will ich in meinem Leben haben, was soll mich in Zukunft begleiten?