Schuldgefühle können eine enorme Last sein, die wir ständig mit uns herumschleppen. Sie nageln uns an die Vergangenheit und verhindern damit positive Veränderungen. Du kannst Schuldgefühle loswerden, wenn du dir die Ursachen bewusst machst und deine inneren Bewertungen veränderst.

Erleichtere dein emotionales Gepäck, indem du deine Gefühle hinterfragst und erfahre, welche Schritte du auf dem Weg des Loslassens gehen kannst.

So erkennst du Schuldgefühle

Schuldgefühle sind nicht immer eindeutig zu erkennen. Manchmal fühlt man sich einfach nur unwohl oder traurig und kann die Ursache nicht richtig benennen.

Sie entstehen in der Regel, weil wir glauben, etwas Falsches getan zu haben oder verantwortlich dafür zu sein, dass es anderen nicht gut geht.

Schuldgefühle sind stark emotionale Reaktionen, die uns innerlich quälen können, unsere Gedanken dominieren und auf Dauer auch unser Selbstwertgefühl beeinträchtigen.

Neben Scham zählt Schuld zu den schwersten, belastendsten Gefühlen, mit denen wir uns zwangsläufig irgendwann auseinandersetzen müssen.

Möglicherweise haben wir auch innere Mechanismen, die uns sehr schnell in eine andere Richtung lenken, sobald wir Gefahr laufen, uns mit ihnen auseinander zu setzen.

Einer dieser Bewältigungsmechanismen kann das emotionale Essen sein.

Frau betet auf der Wiese - Schuldgefühle loswerden

Merke dir, wie du Schuldgefühle loswerden kannst, auf Pinterest. 

Auch Ängste vor dem, was wir über uns selbst erkennen könnten, sitzen oft darüber und machen es uns schwer, sie zu erkennen.

Schuldgefühle können sich auf verschiedene Arten zeigen, wie über negative Gedanken, ein Gefühl des Bedauerns oder auch Ablehnung.

Wenn wir auf Distanz zu anderen Menschen oder Situationen gehen oder körperliche Symptome wie Anspannung und Druckgefühle spüren, kann auch ein Schuldgefühl dahinter stecken.

Auch wenn uns etwas zurückhält im Leben vorwärtszugehen und einen eigenen oder neuen Weg einzuschlagen, kann ein Schuldgefühl der Grund sein. 

Die Ursachen von Schuldgefühlen

Wofür wir uns schuldig fühlen und wofür nicht, hat in der Regel mit unserer sozialen Konditionierung zu tun.

Wir haben im Laufe unseres Lebens unsere Lektionen über akzeptables Verhalten gelernt. Das kann in der Familie, der Schule oder in unseren persönlichen Beziehungen gewesen sein.

1 | Ein starkes Verantwortungsgefühl

Je größer das eigene Verantwortungsgefühl ist, desto höher ist das Risiko, sich schuldig zu fühlen.

Wenn wir also dazu neigen, öfter Verantwortung zu übernehmen als andere, schaffen wir damit eine gute Ausgangslage.

Wird die Schuldfrage geklärt, ist derjenige, der sich verantwortlich fühlt, in der Regel der erste auf der Liste der Verdächtigen.  

Falls du dich hier wiedererkennt und fragst, warum oft sehr schnell und ohne Not Verantwortung übernimmst, wirst du wahrscheinlich in deiner Kindheit fündig. 

2 | Hohe moralische Werte

Den stärksten Einfluss auf die Entwicklung von Schuldgefühlen hat unser innerer moralischer Kompass.

Verstoßen wir hier gegen Werte und Prinzipien, ruft das sofort den inneren Kritiker auf den Plan. Der hat dann in Nullkommanix einen Schuldigen gefunden.

Auch hier lohnt sich ein Blick auf die Prägungen aus der Kindheit.

Je größer der Einfluss von Religion bei deiner Erziehung war und je strenger deine Eltern mit ihrem Urteil innerhalb oder außerhalb der Familie waren, desto fruchtbarer ist der Boden für das Wachstum von Schuldgefühlen.

Denn selbst wenn es dich nicht persönlich betroffen hat, hast du als Kind sehr gut spüren können, wie leicht man in Ungnade fallen kann und was die Konsequenzen sind.  

3 | Unerfüllte gesellschaftliche Normen

Unsere Gesellschaft hat bestimmte Erwartungen an uns, an die wir uns halten sollten. 

Dazu gehört so etwas wie Geschlechterrollen, Schönheitsideale, Familienstrukturen, Erwartungen an Bildung und Karriere oder Höflichkeit und Etikette.

Wenn wir in einem dieser Bereiche aus unserer eigenen Sicht der Norm nicht entsprechen, kann es sein, dass unbewusst ein Gefühl der Unzulänglichkeit entsteht.

Dieses Gefühl kann sich dann auch auf andere Lebensbereiche ausbreiten und dazu beitragen, dass der emotionale Ballast ansteigt.   

Vor allem, wenn du spürst, dass dein Lebensplan etwas anderes vorsieht, ist es wichtig solche Normen kritisch zu hinterfragen.

Fühlst du dich schlecht, weil du selbst andere Bedürfnisse hast oder weil du bestimmte Erwartungen nicht erfüllst? 

4 | Ein schwaches Selbstwertgefühl

Schuldgefühle schwächen das Selbstwertgefühl. Sie können aber auch durch ein angeknackstes Selbstwertgefühl begünstigt werden.

Wenn du insgeheim die Überzeugung in dir verankert hast, dass du nicht gut genug bist, kann sich das negativ auf die Bewertung deines Verhaltens und damit auf deine Emotionen auswirken.

Das legt dann auch nahe, dass du die Gründe für das Schieflaufen von Ereignissen in deinem Leben größtenteils bei dir selbst findest.

Du erkennst diesen Zusammenhang daran, dass du bei Unstimmigkeiten oder Disharmonien mit anderen Menschen immer erst überprüfst, ob du etwas Falsches getan oder gesagt hast.

Immer wenn wir gegen Erwartungen verstoßen, die im Laufe unseres Lebens als die eigenen angenommen haben, können Schuldgefühle entstehen.

Alle Lebensentscheidungen laufen dann durch unseren internen Filter, der jeweils überprüft, ob alle Regeln eingehalten wurden.

Je mehr Regeln es gibt und je strenger diese sind, desto eher laufen wir Gefahr, dass unser innerer Radar ein Fehlverhalten erkennt. 

Gefühle des Versagens und der Wertlosigkeit können auch schon seit mehreren Generationen in deiner Familie eine Rolle spielen. Bestimmte Muster, die daraus entstehen, kannst du von deinen Eltern übernommen haben.

Mache dir in dem Zusammenhang klar, in welchem Umfeld deine Eltern aufgewachsen sind und wie sie selbst in jungen Jahren geprägt wurden.

Schuldgefühle loswerden: 5 Schritte zur Auflösung

Hast du dir die Ursachen angesehen, fällt es wahrscheinlich viel leichter, Mitgefühl mit dir selbst zu entwickeln.

Du hast dann die Möglichkeit, anders mit diesen belastenden Emotionen umzugehen und dir auch selbst die Erlaubnis zu geben, deine Schuldgefühle loswerden zu dürfen.

Wenn dir bewusst ist, dass du Schuldgefühle hast, bist du schon an einem guten Ausgangspunkt. 

1 | Du bist nicht allein und sprechen nimmt den Schrecken

Nur weil du bei anderen keine erkennen kannst und niemand bei Instagram Fotos dazu postet, heißt das nicht, dass alle anderen frei von Schuldgefühlen sind.

Ganz im Gegenteil.

Sprich mit jemandem darüber. Allein, dass wir uns jemand anderem anvertrauen, lässt das innere Gespenst oft schon verblassen.

Indem du es aussprichst, bekommst du selbst mehr Klarheit und kannst die Intensität deiner Gefühle reduzieren.

Wenn du dich einer Person anvertraust, die dir Mitgefühl und Verständnis entgegenbringt, hilft dir das auch dich selbst und deine Gefühle leichter annehmen zu können. 

Du kannst dazu auch eine neutrale Person wie einen Coach oder Therapeuten wählen, wenn du dich damit besser fühlst.

2 | Beziehe deine Absicht und deinen Wissensstand mit ein

Das Gefühl Schuld zu haben, entsteht ja meist aus der Überzeugung, dass wir eine andere Wahl gehabt hätten.

Wenn wir nur länger nachgedacht oder uns mehr angestrengt hätten, wäre ein anderer Ausgang möglich gewesen.

Es hätte in unserer Hand gelegen, aber wir haben versagt.

OK. Wenn das so ist, dann überprüfe die vergangene Situation noch einmal genau daraufhin.

Beantworte dir dazu die folgenden Fragen:

Was war meine Absicht dabei?
Was war mein Wissensstand zum Zeitpunkt?
Was wäre die Alternative gewesen?
Wer hatte wirklich die Verantwortung?

Häufig leiten ein Fehlverhalten aus der Einsicht ab, dass wir es nicht noch einmal so machen würden.

Allerdings aus der aktuellen Sicht, aus der heraus wir mehr wissen als zu der Zeit, in der das Ereignis stattgefunden hat.

Aber so war es nicht, die Realität war zu der Zeit eine andere.

Wahrscheinlicher ist, dass du es in der vergangenen Situation so gut gemacht hast wie du konntest.

Jetzt weißt du mehr und kannst das für zukünftige Entscheidungen nutzen.

Vielleicht hilft dir auch der Gedanke, dass nichts ohne Grund passiert. Wir wachsen, wenn wir Herausforderungen bewältigen und dadurch gezwungen werden, uns zu verändern.

3 | Loslassen braucht deine eigene Erlaubnis 

Möglicherweise sagst du jetzt: "Das mit dem Loslassen hab ich schon probiert. Hat für mich nicht funktioniert."

Das mit dem Loslassen von Schuldgefühlen ist so eine Sache. Bei den Ursachen unter Punkt 2 habe ich beispielsweise religiöse Regeln erwähnt. 

Denk mal an Konzepte wie: Buße, Sühne, Erlösung, Wiedergutmachung, Ablass, Gottesstrafe. 

Das sind nur einige der Verknüpfungen, die mir im Laufe der Jahre dabei schon beim Loslassen von Schuld als Verhinderer begegnet sind.

Einfach mal so Schuldgefühle loswerden klappt dann nicht.

Wenn du der Überzeugung bist, dass deine Schuld so schwerwiegend ist, dass du sie nicht so einfach auflösen, sondern bis zum Ende abbüßen musst, fehlt deine eigene innere Erlaubnis.

Mach dir bewusst, wem es nützt, wenn du daran festhältst und wer davon profitiert, wenn du loslässt.

Welche der beiden Optionen hat insgesamt eine bessere Bilanz?

Gib dir selbst bewusst die Erlaubnis loszulassen.

4 | Vergebung öffnet den Raum, damit du Schuldgefühle loswerden kannst 

Wenn du deine Absicht und deinen Wissensstand auf Herz und Niere geprüft hast, kannst du erkennen, ob du in der jeweiligen Situation die Möglichkeit hattest, anders zu handeln.

Ist das Ergebnis ein „Ja“, dann vergib erst dir selbst und entschuldige dich dann bei anderen Beteiligten.

Läuft die Prüfung auf ein „Nein“ hinaus, was wahrscheinlich der häufigere Fall ist, dann bist du selbst die einzige Person, die vergeben darf. 

Nimm dir etwas Zeit. Mache dir bewusst, was genau du dir selbst vorwirfst und warum.

Streiche alles davon durch, was du in guter Absicht oder aufgrund fehlenden Wissens getan hast. Und dann vergib dir selbst mit einem für dich passenden Ritual

In der Regel verurteilt uns niemand mehr als wir selbst. Lass deine Schuldgefühle los.

Fokussiere dich nach diesem Blick zurück auf die Gegenwart, denn die Vergangenheit kannst du nicht mehr ändern. 

5 | Passe den Filter an 

Solange du alles, was du tust, unbewusst durch die alten Filter laufen lässt, werden wieder neue Schuldgefühle hinzukommen.

Mache dir die ungeschriebenen Gesetze und inneren Regeln, mit denen du über dich selbst urteilst, klar. Und dann gehe sie Punkt für Punkt durch.

Was davon sind deine eigenen Wertvorstellungen?
Welche Anforderungen hast du selbst an dich?
Welche, aus deiner Kindheit übernommenen, Regeln sind überholt?

Überwinde deine eigenen Selbstvorwürfe, indem du deine Entscheidungen und dein Verhalten nur noch durch deinen eigenen Filter laufen lässt. 

Wenn dabei Glaubenssätze und hinderliche Überzeugungen hochkommen, die dich davon abhalten wollen, lasse sie aktiv los.

Auch Schuldgefühle, die aufkommen, weil du dich aus den Prägungen deiner Kindheit und für dich zu strengen Regeln und Normen befreien willst, darfst du loslassen.

In diesem Sinne ... 

Ein Schuldgefühl ist am Ende nur eine Erinnerung, die energetisch in deinem System abgespeichert ist. Diese Speicherung darf mit deiner Erlaubnis dein System wieder verlassen.

Mache dir deinen eigenen Wert bewusst. Sei stolz auf all das, was du gut gemacht hast und verbringe Zeit mit Menschen, die dich schätzen und wachsen sehen wollen. 


Unsere Seele hat sich für ein Leben mit Herausforderungen entschieden. Nur dadurch, dass wir uns mit ihnen auseinandersetzen, können wir wachsen. 

Dass wir dabei Schmerz und Enttäuschung nicht immer vermeiden können, gehört zu dieser menschlichen Erfahrung dazu.

Es heißt nicht zwangsläufig, dass du versagt hast oder Schuld trägst. 

Versuche diesen Perspektivwechsel anzuwenden, wenn Schuldgefühle in dir hochkommen und befreie dich von den Belastungen.

Wenn du noch weiterlesen willst, empfehle ich dir folgende Inhalte: 

Sich selbst verzeihen: in 4 Schritten zurück zu deinem inneren Frieden. 
Warum tue ich mir das an? 3 Irrtümer, die Schuldgefühle nach dem Essen erzeugen.
Gefühle loslassen: In 4 Schritten alte Belastungen abwerfen. 

Du hast Schuldgefühle nach dem Tod eines geliebten Menschen? Dazu kann ich dir dieses Video von Katrin Biber empfehlen. Sie erzählt darin ihre eigene Geschichte:  Realtalk: Schuldgefühle in der Trauer

Mehr hilfreiche Impulse zum Umgang mit den eigenen Gefühlen, Selbstfürsorge und emotionalem Essen. 

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Martina Aust
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