Wer schreibt, kann damit Ordnung in seine Gedanken bringen und sich besser fokussieren. Durch intuitives Schreiben kann man über die reine Strukturierung von Gedanken hinaus, auch Dinge sichtbar machen, die einem vorher nicht klar waren. 

Diese Form der Selbstreflexion kann helfen, sich der eigenen Bedürfnisse und Emotionen bewusst zu werden, sie besser zu verarbeiten und auf lange Sicht den Umgang mit den eigenen Gefühlen zu verbessern.

Wer aus diesem Grund regelmäßig schreibt, macht häufig zusätzlich die Erfahrung, dass er neue Sichtweisen aus sich selbst heraus bekommt und auf längere Sicht auch die Seele entlasten kann.

4 positive Effekte, die intuitives Schreiben haben kann:

1 | Dinge sichtbar machen, die sich in deinem Kopf befinden

Du kannst interne Konflikte nur bewältigen, wenn du dir ihrer bewusst bist. 

Dabei hilft es in der Regel nicht weiter nur ein diffuses Gefühl zu haben, dass man versucht möglichst wenig zu spüren.

Je genauer du herausfindest, was dich beschäftigt oder nachts nicht schlafen lässt, desto besser weißt du, wo du ansetzen musst, um eine Lösung oder einen neuen Weg zu finden.

2 | Schmerzhaften Gefühlen ihren Schrecken nehmen

Schmerzhafte Gefühle verlieren oft ihren Schrecken, wenn man darüber spricht.

Manchmal hat man allerdings Hemmungen davor, sich anderen mitzuteilen, weil man nicht weiß, ob man Worte für die eigenen Gefühle findet. 

intuitives Schreiben - Frau mit Notizbuch

Diese Tipps über intuitives Schreiben merken mit dem Pin auf Pinterest.

Oder man hat Angst, sich nicht richtig auszudrücken und missverstanden zu werden, wenn man sich erst einmal entschieden hat, sein Innerstes nach außen zu tragen. 

Schreiben kann eine Vorstufe für ein solches Gespräch sein. 

Schreibe es ganz allein für dich auf, um dir Klarheit zu verschaffen. Vielleicht erhältst du schon durch das Schreiben eine Erleichterung oder bekommst den Impuls für weitere Aktivitäten, die dir helfen deine Gefühle zu bewältigen. 

3 | Die Erkenntnis, dass schwierige Situationen nur eine Phase sind

Wenn du über längere Zeit schreibst und hin und wieder mal nachliest, was dich vor ein paar Monaten oder einem Jahr bewegt hat, erkennst du oft, dass es für dein aktuelles Leben gar keine Relevanz mehr hat. 

Da man das Leben ja bekanntermaßen nur rückblickend verstehen kann, ist das Meiste, was im Moment unüberwindbar erscheint, demzufolge auch nur eine Phase, die irgendwann wieder vorüber ist. Im besten Fall erkennt man sogar, dass die schwierigen Phasen der Vergangenheit einen zu den richtigen Entscheidungen geführt haben. 

Und trotzdem schütz einen das nicht davor, dass es wieder schwierige Situationen geben wird, auch wenn man weiß, dass das aktuelle Leben besser ist, gerade weil man die vergangenen Herausforderungen gemeistert hat.

4 | Das eigene Potenzial erkennen

Je öfter man schreibt, desto weniger funkt einem der Verstand dazwischen. Es wird zu einem Ritual bei dem er nicht eingreifen muss, weil die Risiken erfahrungsgemäß überschaubar sind. Dadurch gibt es beim Schreiben weniger Momente, in denen einem nichts mehr einfällt oder man neu ansetzen muss. Man kommt leichter in den Flow und die intuitiven Kanäle werden immer freier mit der Zeit. 

Auch die Intuition kann man trainieren, wie andere Fähigkeiten auch. Dieses Training bewirkt, dass man durch intuitives Schreiben mit der Zeit immer tiefergehende Erkenntnisse bekommt. Man erhält auf diesem Weg Einsichten und Antworten, die weit über die Verarbeitung der alltäglichen Emotionen hinausgehen.

Journaling Ideen, um deine Emotionen zu verarbeiten

# 1 Tagebuch schreiben

Regelmäßiges Schreiben hilft Ordnung in deine Gedanken zu bringen, Klarheit über deine Herausforderungen und Prioritäten zu gewinnen und den Kopf frei bekommen. 

Es kann deine Stimmung verbessern, Stress reduzieren und m Ende sogar deine Beziehungen zu anderen verbessern. 

Tagebuch schreiben hilft, die Intensität der Gefühle besser regeln zu können, indem man einen Teil davon herauslässt und sich selbst erleichtert. Es ist also so eine Art Loslass-Ritual für Einsteiger. 

Nicht umsonst wird es auch regelmäßig im Rahmen therapeutischer Maßnahmen wie bei der Bewältigung von Traumata eingesetzt.

Dabei ist es nicht notwendig, Romane zu verfassen. 10 Minuten pro Tag reichen schon aus, um sich von der Seele zu schreiben, wie man sich gerade fühlt und was einen bewegt.   

# 2 Braindumping

Ein Braindump ist sowas wie ein Entmüllen deines Gehirns. Indem du dir einen Zettel und einen Stift zur Hand nimmst, kannst du allen Aufgaben, Pflichten und Erledigungen, die immer mal wieder in deinem Kopf aufploppen und dich stressen, den Schrecken nehmen.

Aufschreiben, prüfen, priorisieren.

Genauso kannst du es aber auch mit deinen Gefühlen machen. Schreib dir alles aus dem Kopf, was dich beschäftigt. Achte nicht auf die Reihenfolge, Rechtschreibung oder Grammatik oder sonst irgendwelche Regeln. 

Du fegst nur durch, damit es danach mehr Platz gibt.

Es geht um das Gefühl der Erleichterung oder sogar Klarheit, das du danach empfindest, deine Texte soll niemand anderer lesen außer dir.

Durch das Sichtbarmachen und Ordnen nimmst du den Druck raus, immer an alles gleichzeitig denken zu müssen. Und du gibst dir die Chance, dich zu organisieren und damit deinen Stress zu reduzieren. 

Besonders hilfreich ist die Methode, wenn du beispielsweise nachts nicht schlafen kannst, weil dir immer wieder Dinge einfallen, die du noch erledigen musst.

Du kannst diese Methode immer dann nutzen, wenn du ein Gefühl der Überforderung spürst, weil du zu viele Bälle gleichzeitig jonglierst.

# 3 Eine Zeichnung oder ein Mindmap machen

Es gibt Herausforderungen, die man nur schwer in Listen fassen kann. Wenn du noch nicht genau weißt, was alles zu deinem Thema dazugehört und welche Einzelaspekte zu beachten musst, mach am besten eine Zeichnung.

Wer ist involviert?
Was sind die unterschiedlichen Standpunkte?
Wo gibt es Abhängigkeiten?
Welche Ziele verfolgen andere beteiligte Personen?
Wie fühlen sie sich?

Für inhaltlich komplexe Themen benutze ich gerne ein Mindmap. Auch wenn das ein Tool aus dem Businessumfeld ist, kann man es im Prinzip bei allen zunächst unübersichtlichen und nicht erfassbaren Projekten einsetzen.

Mindmap intuitives Schreiben

Intuitives Schreiben - Mindmap (Bild von Biljana Jovanovic auf Pixabay

Wenn du das Gefühl hast, alle wichtigen Aspekte erfasst zu haben, kann dein Verstand Pause machen. 

Jetzt kannst du nacheinander in die einzelnen Stränge hineingehen und darüber schreiben, welche Gefühle das in dir auslöst. Wenn du neue Aspekte erkannt hast, schreibe auf, wie das deine bisherige Sichtweise verändert.  

Manchmal lösen sich durch ein solches Herauszoomen aus der Situation und den Blick von oben einzelne Aspekte schon von alleine auf. 

In der Regel bekommt man neue Sichtweisen dazu, die einem helfen können, mit eigenen Situation besser umzugehen.

# 4 Einen Brief schreiben (und nicht abschicken)

Mit dieser Übung kannst du Dinge loswerden, die du nicht aussprechen kannst, weil andere Personen deinen Standpunkt nicht verstehen können oder wollen. 

Vielleicht ist derjenige, dem du dich mitteilen willst, nicht mehr am Leben oder du bist noch nicht bereit deine Gefühle ihm gegenüber auszusprechen oder du willst auch gar nicht, dass er davon erfährt.

Indem du deine Bedürfnisse und Gefühle ausdrückst, bekommst du selbst mehr Klarheit, unter Umständen auch tiefere Einsichten und so etwas wie einen Abschluss deiner Gedankenschleifen. Das kann dann sogar zu mehr innerem Frieden führen. (Verlinkung Artikel)

Auch hier geht es in erster Linie um den Prozess des Schreibens. 

Mach dir keine Gedanken darüber, was dein Gegenüber von dem halten könnte, was du zu Papier bringst. Es ist ganz alleine deine Sichtweise und es sind deine Gefühle. Es geht dabei nur um dich.

Der Prozess des Schreibens ist gleichzeitig das Loslassen und Teil der Heilung. Völlig egal, was der Mensch, an den du dich in deinem Brief wendest, davon hält.

Das ist auch der Grund, warum dieser Brief am Ende nicht abgeschickt wird. 

Du kannst ihn eine Weile aufbewahren. Wenn du merkst, dass die Zeit gekommen ist, kannst du ihn verbrennen, in Stücke reißen und im Wald vergraben oder was auch immer sich für dich richtig anfühlt.

# 5 Die Verantwortung klären

Einer der großen inneren Stressfaktoren ist das Gefühl der Verantwortung. Wenn die Dinge, für die du dich verantwortlich fühlst, aus deiner Sicht nicht gut laufen, sind Schuldgefühle vorprogrammiert. Deshalb ist es hilfreich sich klarzumachen, was wir beeinflussen können uns was nicht.  

Der Reflex in die Verantwortung zu gehen und Dinge für andere zu übernehmen oder zu klären, kann wesentlich dazu beitragen, dass man sich ständig überfordert fühlt. 

Im Zustand der emotionalen Überforderung, lässt deine Fähigkeit deine eigenen Gefühle zu verarbeiten nach und der Impuls zur Verdrängung wird stärker. 

Klarheit darüber zu bekommen, wo man gegen Windmühlen kämpft und an welcher Stelle man wirklich Einfluss hat, hilft, die eigenen Kräfte sinnvoll und ressourcensparend einzusetzen.

Wofür bin ich verantwortlich?
Was kann ich beeinflussen und was nicht?
Wo ist mein Anteil an der Situation?
Was liegt außerhalb meiner Verantwortung?

Beantworte dir diese Fragen so detailliert wie möglich. Kombiniere, wenn es dir hilfreich erscheint, mit # 3 und mache eine Zeichnung dazu. 

Wenn du fertig bist, lege das Geschriebene für eine paar Tage zur Seite. Nimm es dann noch einmal hervor und formuliere aus den Erkenntnissen neue Intentionen, die du in Bezug auf den Verantwortungsbereich in deinem Leben in Zukunft setzen willst. 

# 6 Alternativen beschreiben

Was wäre, wenn …?

Eine Möglichkeit neue Sichtweisen oder auch Lösungen für ein Problem zu finden, ist es, die eigene Version der Situation zu überprüfen.

Mir selbst ist es schon oft passiert, dass ich mich in eine Situation hineinmanövriert und keine Lösung gefunden habe, weil ich von falschen Voraussetzungen ausgegangen bin. Das sind dann die „Oh mein Gott, so habe ich das noch gar nicht gesehen“ - Momente.

Hier sind ein paar Beispiele dafür:

Was wäre, wenn dein Problem nicht zu wenig Disziplin, sondern zu viel ist?
Was wäre, wenn nicht du nicht gut genug bist, sondern dein Gegenüber sich neben dir klein fühlt? 

Frage dich, ob die Dinge, von denen du wie selbstverständlich ausgehst, wirklich der Wahrheit entsprechen oder ob Alternativen davon die Situation nicht besser erklären könnten. 

Stelle dir vor, welchen Ausgang oder welche Umstände du dir für dein Leben wünschen würdest. 

Schreibe dann darüber, was du dann über dich selbst glauben müsstest, damit das Wirklichkeit wird. 

Was könntest du tun, um das zu beeinflussen?
Wie könntest du selbst dazu beitragen, dich besser zu fühlen?
Wie würde es die Situation beeinflussen, wenn du gesunde Grenzen setzen könntest?
Was würde sich verändern, wenn du an dich selbst glauben würdest?

Für alle diese Übungen gilt: Mach dir keinen Kopf, wenn es beim ersten Mal noch nicht wirklich rundläuft. 

Fange am besten mit einer einfachen Aufgabe, wie dem Tagebuchschreiben an. Das nimmt dir den Druck, dass du sofort tiefgreifende Erkenntnisse erhalten musst. 

Je öfter du schreibst, desto automatischer und intuitiver wird dieser Prozess und desto schneller kommst du auch an Einblicke in die Ebenen, die dir im Alltag nicht zugänglich sind.

Dieser Artikel ist zum ersten Mal im Dezember 2016 erschienen und wurde im Oktober 2022 komplett überarbeitet.

Dein Heißhunger Selbsttest

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Martina Aust
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  1. Ja, ich habe schon öfter aus unterschiedlichen Gründen Tagebuch geschrieben.
    Teilweise Inhalte von spannenden Sachbücher in dieses Buch aufgeschrieben mit ersten Assoziationen und Gedanken.
    Es hat sich sehr frei angefühlt, und es hat beim verarbeiten geholfen.
    Eigentlich war geplant später geschriebenes nachzulesen. Es wird sich zeigen, ob das passiert…

    1. Lieber Walter, vielen Dank für den Beitrag. Ich schaffe auch nicht alles nachzulesen, was ich schon geschrieben habe 😉 Aber ich finde den Effekt den Kopf frei und die Gedanken geordnet zu haben meist auch schon erstaunlich erleichternd.
      PS: Sorry für die späte Antwort, ich hatte ein kleines Spam-Problem bei den Kommentaren und Du bist dabei etwas untergegangen. 🙂

  2. Liebe Martina, was für ein wertvoller Beitrag, vielen Dank dafür! Ich denke schon lange darüber nach, Tagebuch zu schreiben und vielleicht haben mir Deine Worte nun den letzten Kick gegeben. Ich halte Dich auf dem Laufenden. Ganz liebe Grüsse 🙋

    1. Liebe Kathrin,

      wie schön, dass ich Dich inspirieren konnte.

      Für mich ist das Schreiben ein unverzichtbarer Teil meiner Selbstfürsorge geworden.

      Ich wünsche Dir viele schöne Momente dabei.

      Liebe Grüße Martina

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