So ziemlich alles, was uns im Leben passiert, ist ein Ergebnis dessen, was wir selbst durch unsere Gedanken, Gefühle und Glaubenssätze erschaffen.

Auf gar keinen Fall! - denkst du jetzt wahrscheinlich. Denn du kannst sofort aus dem Stand eine Liste mit mindestens 10 Dingen erstellen, die du so absolut nie und nimmer für dich erschaffen hast.

Ok, vielleicht könnten wir uns darauf einigen, dass wir das meiste davon unbewusst erschaffen und deshalb oft mit den Ergebnissen nicht einverstanden sind.

Das kommt daher, dass uns der Großteil unserer Gedanken gar nicht bewusst ist. Hast du eine Ahnung, was es den ganzen Tag so in dir denkt?

Glauben heißt nicht wirklich wissen

Glaubenssätze tragen ihre Bedeutung schon im Namen: Glaubenssätze sind Sätze, an die wir so oft denken, dass sie zu tief verankerten Überzeugungen werden. So was wie unsere persönlichen Mantren. Sie sind so fest mit uns verbunden, dass wir sie als unumstößliche Wahrheit angenommen haben.

Unbemerkt übernehmen wir Meinungen und Einstellungen, die wir von unseren Eltern oder anderen nahestehenden Personen seit unserer Kindheit gehört, gepredigt oder vorgelebt bekommen haben.

Sätze wie „Ohne Fleiß kein Preis.“, „Im Leben muss man sich anstrengen und hart arbeiten, wenn man zu etwas kommen will.“ oder „Man darf sich nicht gehen lassen.“

Manchmal liegt der Ursprung dieser Glaubenssätze so weit in der Vergangenheit, dass wir deren Herkunft längst vergessen haben. Deshalb ist es auch gar nicht so leicht, sie sich bewusst zu machen – geschweige denn, sie wieder loszulassen.

Whether you think you can or think you can’t, you’re right.

Henry Ford

Einige Glaubenssätze sind echte Bremsklötze, wenn es darum geht, Veränderungen vorzunehmen oder neue Entscheidungen zu treffen.

Besonders schwer ist es in Bezug darauf, was und wie wir essen und wie sehr wir uns damit identifizieren.

Nicht nur unsere Ursprungsfamilie, auch die Botschaften, die wir täglich durch Werbung, Fernsehen und Social Media eingetrichtert bekommen, verzerren den Blick, den wir auf uns selber haben.

Dabei gibt es Glaubenssätze, die dein Essverhalten direkt negativ beeinflussen können.

Auf diese Liste findest du 10 Glaubenssätze, die dein Essverhalten beeinflussen.

Bitte achte beim Lesen darauf, welche Gefühle sich spontan in dir bemerkbar machen.
 
Wo klingelt es Sturm und bei welchen Sätzen bleibst du ganz unberührt?

10 Glaubenssätze, die dein Essverhalten sabotieren Pinterest

Merke dir diese Glaubenssätze über Ernährung auf Pinterest.

1. Ich muss meinen Teller leer essen.

Das ist vermutlich der am tiefsten verankerte Glaubenssatz, wenn es ums Essen geht. Schon als Kinder kriegen wir zu hören, dass wir für schlechtes Wetter verantwortlich sind, wenn wir unseren Teller nicht leeren.

Betrachte diesen Gedanken einmal von außen; ohne den Hintergrund des mahnenden Zeigefingers: Den Teller zwanghaft leerzuessen, ist eigentlich alles andere als gesund.

Wenn du weiter isst, obwohl du schon satt bist, vergeht dir nicht nur der Genuss – du verlierst auch dein natürliches Sättigungsgefühl.

Im schlimmsten Fall bekommst du Magenschmerzen oder Übelkeit und fühlst dich für Stunden schlapp.

Regen am nächsten Tag? Ist dann das geringste Problem.

2. Essen darf man nicht wegwerfen, ...

… wo auf der Welt doch so viele Menschen hungern.“

Egal, ob aus ethischen oder religiösen Gründen: Dieser Glaubenssatz ist gefährlich. Er macht dir ein schlechtes Gewissen für etwas, wofür du nichts kannst.

Ich bereue es jedes Mal, wenn ich schlecht gewordenes Obst wegwerfen muss. Es ist schade um die Frucht, schade um das Geld, schade um die Arbeit, die hinter der Ernte steckt.

Manchmal geht es aber einfach nicht anders – du kannst nicht mehr und musst den Rest im Restaurant zurückgehen lassen. Oder zu Hause den Rest von deinem Teller in den Abfalleimer werfen.

Das ist okay – besser jedenfalls als es noch schnell in sich hineinzustopfen. Nimm dir lieber vor, beim nächsten Mal weniger einzukaufen, zu kochen oder auf deinen Teller zu packen.

3. Wenn ich mein Essverhalten ändere, muss ich leiden.

Das ist wahr. Wenn du dir selber mit viel Selbstdisziplin eine neue Ernährungsform aufbrummst, die dir genau die Dinge verbietet, die dir helfen, mit deinen schmerzhaften Gefühlen umzugehen, dann wird es hart.

Du wirst kämpfen, du wirst verzichten und du wirst das Gefühl von Mangel haben.

Dabei wirst du hoffen, dass die Zeit möglichst schnell vergeht, weil du keine Sekunde davon genießt. Du wirst dich auf deine „Cheat Days“ freuen und auf die Zeit, wenn es endlich wieder vorbei ist.

Kannst du dir vorstellen, dass es auch einen anderen Weg gibt?

Dass du deine Ernährung nicht zwanghaft verändern musst, weil das Essen selbst nicht das Problem ist?

Dieser Weg geht andersherum, nämlich von innen nach außen.

Trennst du die unbewusste Verknüpfung zwischen deinem Essverhalten und deinen Emotionen und lässt Gefühle von Mangel und Belastung los, kannst du Frieden mit Essen schließen.

Mehr über meine Methode, mit der ich meinen Klientinnen seit 2016 helfe, ihre Essmuster so lösen und zum entspannten, natürlichen Essen zurückzufinden, findest du hier:

Emotionales Essen Coaching

Sind die Essmuster gelöst, reduziert sich der innere Druck und die Essimpulse werden weniger. Du kannst dann irgendwann essen, was du willst. Es wird allerdings nicht mehr das Gleiche und in derselben Menge sein wie vorher.

4. Von kleineren Portionen kann ich niemals satt werden.

Unsere Vorfahren konnten nie sicher sein, wann und wo sie die nächste Nahrungsquelle entdecken würden. Deshalb stopften sie sich so voll wie möglich, um für schlechte Zeiten gewappnet zu sein.

Heute können wir zum Glück auf Jagen und Sammeln verzichten. Überzeuge dich selber davon, dass du nicht verhungern wirst und jederzeit wieder etwas essen kannst, wenn du Hunger bekommst. Und Hand aufs Herz: Wann hast du das letzte Mal eine wirklich schlechte Zeit erlebt?

Mache dir klar, wie sich Hunger in deinem Körper bemerkbar macht und welchen Ursprung die Angst nicht genug zu bekommen bei dir hat. Wovon genau hast du nicht genug in deinem Leben?

Findest du es oft schwierig zu unterscheiden, ob du wirklich Hunger hast oder deine Gefühle dir mal wieder etwas vormachen? Wie du diese beiden Zustände unterscheidest, kannst du hier nachlesen.

5. Ein Leben ohne meine Lieblingsdroge ist ohne Spaß und sinnlos.

„Ich brauche meine tägliche Dosis Schokolade einfach!“

Stimmt das? Brauchst du sie wirklich? Oder brauchst du nur den emotionalen Zustand, den du mit ihrer Hilfe herstellen kannst?

In dem Fall hilft es, dir klarzumachen, welche Rolle die Schokolade - oder was es auch immer bei dir ist - in deinem Leben spielt.

In welchen Situationen macht sich das Verlangen besonders bedingungslos bemerkbar? Welche Gefühle sind dabei in Spiel?

Wenn die Schoki tatsächlich deine süßeste Versuchung ist, findest du in diesem Artikel mehr über die Ursachen von Heißhunger auf Schokolade.

6. Ich schaffe das nie. Ich bin zu schwach, um mein Essverhalten zu verändern.

„Es ist egal, was ich esse, ich nehme doch sowieso nie ab.“

Wenn es dir so geht wie den meisten Frauen, hast du schon mindestens eine gescheiterte Diät oder Ernährungsumstellung hinter dir.

Veränderung der Essgewohnheiten bedeutet in der Regel Verzicht und Zwang. Du kämpfst jeden Tag gegen deine Gelüste und Gefühle an und versuchst sie mit Willenskraft unter Kontrolle zu halten.

Kein Wunder, dass du schnell die Kraft verlierst. Und je öfter du in der Vergangenheit schon umkehren musstest, desto zementierter sitzen diese Glaubenssätze.

Die Lösung:

Verzichte auf den Verzicht.

Schreibe dir nicht vor, was du alles nicht essen darfst. Überlege stattdessen, was du gerne ist und was trotzdem gesund ist und lege dir am besten eine Liste mit diesen Lebensmitteln an.

Das macht viel mehr Freude als zu wissen, worauf du alles verzichten musst.

7. Nur wenn ich schlank bin, werde ich geliebt.

Wenn du Glaubenssätze wie diesen stark verinnerlicht hast, läufst du Gefahr irgendwann eine Essstörung zu entwickeln.

Kommst du aus einer sehr leistungsorientierten Familie? Hat in deinem Umfeld Disziplin, Erfolg, der Fokus auf Äußerlichkeiten und was andere über einen denken könnten eine große Rolle gespielt?

Dann bist du wahrscheinlich auch jetzt noch empfänglich für die Botschaften, die von allen Seiten auf dich einwirken und dir suggerieren, dass schlank = glücklich = erfolgreich ist.

Ist das wirklich wahr?

Wie viele Menschen kennst du in deinem Umfeld, auf die das zutrifft?

Siehst du nur herzlich lachende, fröhliche Gesichter bei den Menschen, die diese Kriterien aus deiner Sicht erfüllen?

8. Nur wenn andere mein Äußeres mögen, kann ich mich selber wertschätzen und lieben.

Brauchst du Bestätigung von außen, um liebevolle Gedanken über dich denken zu können?

Was ist DIR denn wichtig? Was schätzt du an dir? Was kannst du besonders gut? Lenke deine Aufmerksamkeit weg von dem, was andere von dir erwarten. Konzentriere dich auf das, was dir wichtig ist.

Mache eine Liste von Dingen, die du früher gerne gemacht hast, die aber mittlerweile aus Zeitmangel aus deinem Leben verschwunden sind.

Was liebst du zu tun? Verbringe möglichst viel Zeit mit Tätigkeiten, bei denen du komplett entspannen kannst, ganz bei dir bist und die Welt um dich verblasst.

Tauche in den Flow ein – das ist der Zustand, in dem wir alles um uns vergessen. Den erreichen wir besonders leicht bei kreativen Beschäftigungen. Und ganz ohne einen Impuls von außen.

Dann schaue, was du erschaffen hast und sei stolz auf dich.

9. Das ist alles genetisch bedingt, da kann ich nichts dran ändern.

Tatsächlich ist es ja so, dass wir die Art, wie wir uns ernähren, sehr stark über unsere Familie mitbekommen haben.

Lieblingsessen genauso wie Abneigungen gegen bestimmte Geschmacksrichtungen und Gerichte begleiten uns gefühlt schon ein Leben lang.

Auch die Rolle, der Stellenwert von Essen und wie wir unsere Mahlzeiten einnehmen, prägt uns schon in der Kindheit.

Ich würde sogar sagen, die Art, wie wir mit Gefühlen umgehen und die Mechanismen, mit denen wir sie ausleben oder eben unterdrücken, übernehmen wir unbewusst von unseren Eltern.

Das ist natürlich auch eine Art von Vererbung, aber eine, die du nicht teilnahmslos hinnehmen musst.

Du kannst dich zu jeder Zeit entscheiden, etwas daran zu ändern und für dich einen anderen Weg einschlagen.

Die Sichtweise, dass es sich um Glaubenssätze und damit veränderbare Prägungen handelt, lässt dir eine Wahl.

Der Wegweiser raus aus deinen Essmustern

10. Ich verdiene es nicht, schlank zu sein.

Dieser Glaubenssatz ist schwieriger zu entlarven als die meisten anderen. Er entsteht häufig aus nicht bewältigten Schuldgefühlen.

Das können Streitigkeiten sein, die zu einem Bruch geführt haben oder der Verlust eines geliebten Menschen.

Daraus folgt irgendwann, bedauern, bereuen, ein sich pausenlos drehendes Gedankenkarussell. Am Ende vielleicht sogar das Gefühl, Buße tun zu müssen.

Oder zumindest nicht mehr glücklich sein zu dürfen.

Die Art, wie wir essen, spiegelt exakt unsere Gefühlswelt wider. Sie ist untrennbar mit unseren tiefsten Überzeugungen über das Leben, den Sinn – und ja, sogar über Gott – verbunden.

Geneen Roth

Hinderliche Glaubenssätze kann man auflösen, indem man sie sich bewusst macht, sie hinterfragt und die damit verbundenen Gefühle loslässt. Danach fällt es viel leichter, sich für eine neue Realität zu entscheiden. Wenn du ein paar konkrete Tipps dazu brauchst, findest du sie hier in Teil 2 meiner kleinen Serie über die Glaubenssätze.

Überprüfe deine althergebrachten Begrenzungen, damit du aus deinen alten Mustern ausbrechen und Platz für positive Veränderungen machen kannst.

Was mich jetzt wirklich interessiert: Hast du noch weitere Glaubenssätze rund ums Essen bei dir entdeckt, die hier nicht genannt wurden? Was ist deine Methode, um sie zu verändern oder zu lösen?

Schreib mir gerne oder gib mir deine Anregung in den Kommentaren.

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Martina Aust
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  1. Hallo und vielen Dank für diesen Beitrag. Mir kam nahezu jeder Punkt bekannt vor. Worüber ich aber auch schon mehrmals nachgedacht habe ist, dass man es als älteres Geschwisterkind auch unterbewusst ab und an mit Neid zu tun hat! Bei manchen manefestiert sich dies bestimmt als eine Art Futterneid.
    Viele Grüße

    1. Liebe Marina,

      freut mich, dass Dich der Artikel angesprochen hat.

      Das mit dem geschwisterlichen Futterneid kann sich nicht nur bei den Mahlzeiten zeigen. Bei mir war mal der Adventskalender am 2. Dezember komplett leer. Ab da wurde er nur noch von Tag zu Tag befüllt 😉

      Liebe Grüße
      Martina

  2. Liebe Martina!
    Mein Vater hatte 10 Geschwister und zu hause herrschte immer Mangel an allem, an Essen, Kleidung, Spielzeug und ja, auch an Betten, er musste sich das Bett mit zwei oder drei Brüdern teilen. Ich wünschte mir als Kind nichts sehnlicher als Geschwister. Dieser Wunsch wurde immer mit der Begründung abgelehnt, ich solle doch froh sein, dass ich mit niemandem teilen muss, nicht mein Zimmer, meine Geschenke, Spielzeug oder Süßes. Gleichzeitig musste ich mir immer anhören, wie schlecht es seiner Familie ging. Vielleicht resultiert ja mein Essverhalten daher, dass ich immer glaubte, diese Zeiten könnten wiederkommen, was bisher aber nie passierte. Das ist wohl mein oberster Glaubenssatz, der mir durch dich bewusst wurde. Nun fehlt also nur noch die Kleinigkeit der „Umprgrammierung“!
    Liebe Grüße Gabika

  3. Hallo Martina, ich Weiss nicht genau, wie man dass in einen Glaubenssatz kleiden kann, aber ich habe immer das Gefühl, dass es ganz schlimm ist, wenn eine Mahlzeit ausfällt. So, als bräuchte ich diese Regelmäßigkeit. Wenn ich dann etwas zu essen bekomme, überesse ich mich dann natürlich. Irgendwie habe ich Angst vor dem Hungergefühl. LG

    1. Liebe Nicole, überprüfe mal für Dich, ob das eine Angst nicht genug zu bekommen bzw. eine Angst hungern zu müssen, sein könnte. Solche Ängste können beispielsweise aus eigenen Erfahrungen wie das klassische „ohne Abendbrot ins Bett“ als Bestrafung entstehen oder aus der Familiengeschichte mit Kriegen, Nachkriegszeit etc. übernommen worden sein. Man kann sie aber wieder loslassen bzw. lösen. Vielleicht findest Du in meinem Artikel über die unbewussten Ängste auch noch weitere Hinweise für Dich. LG Martina

  4. Liebe Martina, erstmal vielen Dank für deine wertvolle Arbeit und dass du den Focus auf die emotionale Seite gelenkt hast. Es ist nicht mein Körper, der hungert, es ist meine Seele. Ich hatte einen Moment, an dem mir so bewusst wurde, was Essen in meinem Leben bedeutet. Mein Diabetologe wollte mir ein Medikament geben, was bewirkte, dass mir übel wird, wenn ich zuviel esse und das erste was mir durch den Kopf schoss, oh mein Gott, was mache ich, wenn ich keine Essanfälle mehr haben kann. Es war so, als würde er mir meinen besten Freund wegnehmen. Ich komme aus einer Familie, wo es feste Mahlzeiten gab, eines geregelten Tagesablauf, gesundes Essen….aber…Es musste alles perfekt sein, innen, außen. Es war ein steriles Leben. Die Wärme habe ich mir im Essen geholt, bis heute….

    1. Liebe Sylvia, das ist eine sehr wertvolle Erkenntnis, die Du da hattest. Solange wir versuchen unser Verhalten einfach nur zu kontrollieren, unterdrücken wir das Symptom. Wenn man aber herausfindet, warum man sich so verhält, weiß man plötzlich wo man ansetzen muss. Dann bekommt man die Chance die emotionale Verknüpfung zum Essen zu trennen. Liebe Grüße
      Martina

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