Schon klar, ich kann dir viel erzählen, wenn mein Blogartikel lang ist. Es gibt ja wirklich sehr viele und vor allem auch widersprüchliche Informationen da draußen. Vor allem, wenn es um das Thema richtige Ernährung, Essgewohnheiten und den sogenannten gesunden Lifestyle geht.
Echte Veränderung setzt aber oft ein Umdenken voraus. Manchmal muss man auch das, was man jahre- oder sogar ein Leben lang geglaubt hat, über Bord werfen. Erst dann ist der Weg frei für neue Erkenntnisse und deinen ganz eigenen Weg. So war es jedenfalls bei mir.
Vieles was zum Thema Diäten, Abnehmen und gesunde Ernährung geschrieben wird, hat mir nicht mehr eingeleuchtet oder machte auch meiner Sicht überhaupt keinen Sinn.
Warum du dich selbst annehmen, zu deinen schmerzhaften Gefühlen stehen kannst und gerade deshalb Frieden mit dir selbst und Essen schließt, erklären fünf Experten in fachlich fundierten und trotzdem unterhaltsamen TED Vorträgen.
TED ist eine Organisation, die großartige Ideen einzelner einem großen Publikum kostenlos zugänglich macht. Die TED Vorträge sind kurz, auf den Punkt und teilweise mit deutschen Untertiteln oder Übersetzungen.
Die Vortragenden in meiner kleinen Auswahl kommen aus ganz unterschiedlichen Bereichen wie der Sozialforschung, Psychologie, Neuro- und Ernährungswissenschaft. Trotzdem kommen sie zu sehr ähnlichen Erkenntnissen.
Das sind ihre Kernaussagen:
1. Stehe zu deiner Verletzlichkeit und betäube dein Gefühl nicht.
Man kann Emotionen nicht selektiv betäuben. Wir betäuben unsere Verletzlichkeit und verlieren damit auch unsere Lebensfreude. Dann fühlen wir uns elend und wollen auch dieses Gefühl betäuben. Nimm deine Verletzlichkeit an und steige aus diesem Kreislauf aus.
2. Innerer Schmerz dringt immer nach außen. Hör auf, deine Gefühle kontrollieren zu wollen.
Wenn Gefühle ignoriert und unterdrückt werden, verstärken sie sich. Je mehr du meinst, sie kontrollieren zu müssen, desto mehr kontrollieren sie dich. Die radikale Akzeptanz all unserer Gefühle ist der Grundstein für emotionale Belastbarkeit und authentisches Glück.
3. Diäten funktionieren nicht. Lerne, achtsam zu essen und deine Körpersignale zu verstehen.
Sie schaden sogar meist mehr als sie nutzen, weil unser Gehirn und unser Körper in einer Art zusammenarbeiten, die das unmöglich macht.
4. Schließe Frieden mit Essen. Es wird sich auf alle anderen Bereiche deines Lebens auswirken.
Das beste Instrument zur Berechnung deines Kalorienbedarfs hast du bereits in dir. Höre auf deinen Körper und seine Impulse und behandle dich selbst mit bedingungsloser Freundlichkeit.
5. Die Fettphobie in unserer Gesellschaft hindert dich daran, Frieden mit deinem Körper zu schließen.
Dicken Menschen werden automatisch negative und schlanken Menschen positive Eigenschaften zugeschrieben. Vorurteile, die fest durch kollektive Glaubenssätze verankert sind. Definiere deinen Wert nach deinen eigenen Kriterien.
Das sind die Vorträge im Einzelnen. Klicke einfach auf die Überschrift, dann kommst du direkt zum Video:
Jeder hat dieses Gefühl der Scham irgendwo in sich. Nicht schlau, nicht erfolgreich, nicht schön, nicht dünn genug zu sein. Dahinter steckt die Angst, so wie man ist, nicht gut genug und nicht liebenswert zu sein und damit von anderen getrennt zu sein.
Auf der anderen Seite können wir echte Verbindung zu anderen nur erfahren, wenn wir den Mut aufbringen, unvollkommen zu sein. Wenn wir uns so zeigen wie wir sind, gehen wir zwar das Risiko ein, verletzt zu werden, bekommen aber auch die Chance, echte Verbundenheit zu spüren.
Dazu ist es notwendig, dass wir das Bild von dem Menschen loslassen, der wir meinen sein zu müssen und uns so annehmen, wie wir sind.
Wir kämpfen mit uns und unserem Selbstwert, weil wir alles unter Kontrolle behalten wollen.
Selbstmitgefühl hilft uns, unsere Verletzlichkeit anzuerkennen und anzunehmen. Denn sie ist nicht nur ein Risiko, sondern gleichzeitig auch die Quelle von Freude, Kreativität, Zugehörigkeitsgefühlen und Liebe.
Unsere Verletzlichkeit zu betäuben ist eine Sackgasse, denn Gefühle lassen sich nicht selektiv ausschalten.
Brené Brown
Wenn man die unerwünschten, schmerzhaften Gefühle betäubt, macht man das Gleiche mit Freude, Glücksgefühlen und Dankbarkeit. Dann fühlt man sich elend und riskiert auf Dauer seine Lebensfreude.
Hat sich Betäubung als Bewältigungsmechanismus für unangenehme Gefühle etabliert, beginnt ein Kreislauf, in dem nicht selten auch Essen eine wichtige Rolle spielt.
Dieser Vortrag von Brené Brown ist einer der meistgesehenen TED Vorträge überhaupt. Wenn er dir gefallen hat und du Netflix hast, schau dir unbedingt auch die Dokumentation “The call to courage” an. Hier spinnt sie diese Gedanken noch ein Stück weiter. Sehr empfehlenswert!
Die Art wie wir mit unseren Gefühlen umgehen beeinflusst unser Leben in allen Bereichen. Unsere Beziehungen, unser Handeln, unsere Gesundheit und unser Glücksempfinden.
Die Welt um uns herum verändert sich in immer kürzeren Abständen. Unser Leben wird zunehmend komplexer, unvorhersehbarer und damit auch unsicherer.
Das führt zu Gefühlen der Überforderung, Angst, Wut und Unsicherheit. Da diese Emotionen in unserer Gesellschaft als unerwünscht und negativ angesehen werden, versuchen wir sie so weit herunterzuregeln, wie es uns möglich ist.
Werden Gefühle ignoriert, unterdrückt oder ständig beiseite geschoben, verstärken sie sich.
Wir meinen, sie mit immer größerem Aufwand unter Kontrolle halten zu können, aber in Wahrheit kontrollieren sie uns.
Je mehr wir sie kontrollieren, desto mehr kontrollieren sie uns. Innerer Schmerz dringt immer nach außen. Und wir zahlen den Preis. Und unsere Kinder. Unsere Kollegen. Am Ende die Gemeinschaft.
Die Lösung ist nicht, einen dauerhaften Puffer zwischen uns und der Realität zu installieren.
Die radikale Akzeptanz all unserer Gefühle ist der Grundstein für emotionale Belastbarkeit, ein gutes und erfolgreiches Leben und echtes, authentisches Glück.
Nach 30 Jahren und unzähligen erfolglosen Versuchen hat Sandra Aamodt irgendwann den Entschluss gefasst, mit den Diäten aufzuhören.
Sie isst jetzt achtsam, macht sich keine Sorgen mehr um ihr Gewicht und hat daraufhin abgenommen.
Die Neurowissenschaftlerin erklärt, warum wir mit Diäten nicht abnehmen können. Zumindest nicht langfristig.
Unser Hunger und damit verbundene Kalorienbedarf werden durch unser Gehirn ohne unser Bewusstsein gesteuert. Und unser Gehirn hat leider seine eigene Vorstellung davon, was wir wiegen sollten, völlig unabhängig davon, was wir darüber denken.
Innerhalb einer Art in uns programmierten Bandbreite von ca. 10-15 Pfund, dem sog. Setpoint, kann man sein Gewicht durch seine Lebensweise beeinflussen. Es außerhalb dieses Bereichs zu bringen, ist deutlich schwerer und dauerhaft fast nicht machbar.
Das Gehirn arbeitet wie ein Thermostat. Es versucht, trotz schwankender äußerer Einflüsse, das Gewicht stabil zu halten.
Wenn man das Fenster öffnet, um die Temperatur im Haus zu senken, verändert das die Einstellung am Thermostat nicht. Es wird versuchen, den Temperaturverlust auszugleichen.
Genauso arbeitet das Gehirn bei Gewichtsverlust.
Im Laufe der Menschheitsgeschichte war Hunger ein viel größeres Problem als Überessen. Das ist der Treibstoff für das uralte Programm, das in unseren Gehirnen gespeichert ist.
Wenn wir viel Gewicht verlieren, reagiert unser Gehirn, als ob wir verhungern würden - egal ob wir vorher dünn oder dick waren. Wenn wir viel abnehmen, werden wir hungrig und verbrennen gleichzeitig weniger Kalorien.
Die traurige Tatsache ist: Die Bandbreite kann steigen, sinkt aber in der Regel nicht wieder. Selbst sieben Jahre nach einem Gewichtsverlust versucht das Gehirn den alten Zustand wieder herzustellen.
Wenn Diäten funktionieren würden, wären wir alle bereits dünn.
Sandra Aamodt
Was kann man stattdessen tun? Achtsam essen und lernen, die eigenen Körpersignale zu verstehen.
Voraussetzung dafür ist, dass man sich selbst erst einmal die Erlaubnis gibt, alles und so viel zu essen wie man will.
Es gibt nach den Untersuchungen von Sandra Aamodt keine über Ernährung steuerbare Alternative zum intuitiven und achtsamen Essen.
Eve Lahijani wurde Ernährungswissenschaftlerin und -beraterin, um alles über die richtige Ernährung zu lernen. Sie wollte ihre eigene Ernährung perfektionieren und sich bestmöglich kontrollieren.
Je mehr sie lernte, desto mehr entfernte sie von einem natürlichen Essverhalten und ihrem eigenen Körper. Durch die steigende Anzahl selbst auferlegter Verbote nahmen auch ihre Essanfälle zu.
Irgendwann stoppte sie diese Entwicklung und traf die Entscheidung, mit Diäten und Ernährungsregeln für immer aufzuhören. Dadurch veränderte sich alles. Sie lernte wieder normal zu essen.
Nach ihrer Erfahrung hast du das einzige, was du brauchst, um deinen Kalorienbedarf über den Tag zu berechnen bereits in dir: Dein Hunger- und Sättigungsgefühl.
Auf ihren Körper zu hören, hat ihr ganzes Leben verändert. Sie wurde empathischer, konnte sich selbst mehr vertrauen und sich verletzlicher zeigen in ihren Beziehungen.
Damit hat die Veränderung ihrer Essweise ihre ganze Lebensweise verändert.
Höre auf dich selbst und vertraue deinen eigenen Empfindungen. Behandle dich mit bedingungsloser Freundlichkeit. Das verändert nicht nur dein Essverhalten, sondern dein tägliches Leben.
Eve Lahijani
Wie groß ist deine Fettphobie? Achtung, dieser Vortrag könnte deine Knöpfe drücken.
Wir leben in einer Gesellschaft, in der schlanken Menschen automatisch positive und fetten Menschen negative Eigenschaften zugeschrieben werden.
Wer fett ist, ist höchstwahrscheinlich maßlos, faul, ungesund, unverantwortlich und moralisch fragwürdig.
Schlankheit wird demgegenüber als allgemein gut und wünschenswert gesehen, mit allen Eigenschaften, die heute wichtig sind: kontrolliert, verantwortungsbewusst, erfolgreich.
Damit sind Vorurteile fetten Menschen gegenüber nichts anderes als Rassismus und Diskriminierung. Trotzdem findet man diese kollektiven Glaubenssätze nicht nur in den Medien, sondern auch in offiziellen Gesundheitsratgebern und Arztpraxen.
Wir definieren uns hauptsächlich darüber, wie wir aussehen. Das kann aber nicht der einzige Wert sein, den ein Mensch zur Gesellschaft beiträgt und muss deshalb hinterfragt werden. Denn es betrifft jeden von uns.
Kelli Jean Drinkwater hat es geschafft nach 20 Jahren aus dieser Bewertung auszusteigen und sich selbst so zu akzeptieren und anzunehmen wie sie ist.
Sie ist Aktivistin und Künstlerin und hat sich zum Ziel gesetzt, die öffentliche Wahrnehmung und Bewertung fetter Körper durch Provokation und politisches Engagement zu verändern.
Dabei sagt sie nicht, dass man seinen Körper nicht verändern sollte, wenn man es möchte. Es ist dein Körper und du entscheidest, was das beste für ihn ist.
Die vorherrschende Fettphobie hält uns davon ab, Frieden mit unserem Körper zu schließen.
Kelli Jean Drinkwater
Verbringe dein Leben nicht in der Warteschleife, weil du noch nicht dem erwünschten Nachher-Bild entsprichst.
Welche Erkenntnis aus diesen TED Vorträgen hat dich besonders berührt?