Gefühle, die du nicht fühlen willst und verdrängst, sind nicht einfach verschwunden. Auch wenn du sie nicht mehr spürst, ist ihre Energie in deinem System noch vorhanden. Sie können zu inneren Spannungen führen, die dich unbemerkt stressen. Wenn du emotionales Essen vermeiden willst, schau dir das genauer an.

Wie verarbeitest du die Emotionen deines stressigen Alltags?

Du zeigst keine Schwäche und beißt dich irgendwie durch? - Viel Glück damit.

Du spülst sie mit dem Feierabendbierchen runter? - Leider nein.

Du zermalmst sie abends mit den Chips und Nüsschen bei deiner Lieblingsserie auf Netflix? - Auch nicht sehr erfolgversprechend.

Der innere Druck, der durch nicht angenommene Gefühle entsteht, muss irgendwo hin.

Wenn du im Laufe deines Lebens gelernt hast, diesen Druck mit Essen zu bewältigen, führt er unweigerlich zu einem inneren Essdrang.

Das heißt, je mehr Emotionen du nicht zulässt und damit in deinem System speicherst, desto mehr Essgelüste entstehen.

Das Essen schiebt sie allerdings nur eine Etage tiefer. Du spürst sie nicht mehr - die Energie ist aber noch da.

Um dich zu entlasten und die Energie zu entladen, ist es notwendig, die Gefühle wahrzunehmen und zuzulassen.

Das klappt nicht mit Netflix.

Dazu musst du für dich zur Ruhe kommen und dich wieder in Balance bringen. Oder du nutzt deinen Körper, indem du dich auf angenehme Art bewegst.

Wichtig ist, dass die Energien wieder ins Fließen kommen und damit dein System verlassen können.
Dein Heißhunger Selbsttest

Auf diese 6 Arten kannst du nach und nach emotionales Essen vermeiden:

1 | Konzentriere dich auf deine Sinne

In dem Moment, in dem ein Gefühl, z.B. eine Angst, da ist und droht dich zu überwältigen, hilft es, mit der Aufmerksamkeit in den Körper zu gehen.

Suche dir einen Sinneseindruck, auf den du dich konzentrieren kannst.

Kannst du den Wind hören? Zwitschern die Vögel?

Gibt es einen Geruch, den du wahrnimmst?

6 Arten emotionales Essen zu vermeiden

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Oder du erzeugst selber ein beruhigendes Gefühl:

Wie fühlt sich das an, wenn du die Spitze des Daumens gegen die des Zeigefingers langsam und sanft reibst?

Merkst du, wie du mit deiner Aufmerksamkeit in diesem Moment bleibst?

Schließe die Augen, um den Eindruck noch zu verstärken.

Wenn du magst, kannst du nach einiger Zeit auch noch die zweite Hand hinzunehmen. 

Das ist eine Übung, die es dir erlaubt in dem Moment, in dem ein schmerzhaftes Gefühl hochkommt, nicht sofort aus dem Impuls heraus deinem gewohnten Muster zu folgen, sondern erst mal wieder Stabilität zu gewinnen.

Damit machst du die Erfahrung, dass du dich aus eigener Kraft erden und dir Sicherheit geben kannst.

Das verschafft dir innere Ruhe. Du kommst zu dir und kannst besser entscheiden, was du jetzt als Nächstes brauchst.  

2 | Setze Prioritäten

Gestalte dein Umfeld bewusst. Was uns häufig nicht so klar ist, während wir durch unseren Alltag rauschen: Wir können viel mehr selbst gestalten als wir denken.

  • Mit wem möchtest du wirklich deine Zeit verbringen?
  • Was gibt dir Energie und was raubt sie dir?
  • Was würdest du essen, wenn du es nur bestellen müsstest?
  • Was ist an jedem einzelnen Tag die eine Sache, die dir am wichtigsten ist?

Konzentriere dich auf die Dinge, die dir guttun und versuche nach und nach die vermeintlichen Verpflichtungen und selbstauferlegten Zwänge abzubauen.

Das sind genau die Dinge, die du noch schnell miterledigst. Die du dir aufbrummen lässt, weil du schlecht nein sagen kannst. Was du noch „eben mal so mitmachen“ kannst, was ja „kein Problem“ für dich ist oder vor dem du meinst, dass es am besten erledigt wird, wenn du es selbst machst.

Am Ende sind das genau die Aufgaben, die zu einem Gefühl der Überforderung führen und über den Umweg des Multitasking dir deine Energie und emotionale Stabilität rauben.

3 | Schaffe dir einen Rückzugsort

Suche dir aktiv einen oder mehrere Räume oder Orte, an denen du dich sicher und wohlfühlst. 

Ideal ist, wenn du dir in deiner Wohnung eine kleine Meditationsecke einrichtest, in die du dich regelmäßig zurückziehen und zur Ruhe kommen kannst.  

Du musst dort auch nicht unbedingt meditieren. Wenn das nicht so dein Ding ist, gibt es eine Menge Alternativen, die dir helfen in Kontakt mit deinen Gefühlen zu kommen. Ein paar davon habe ich in einem früheren Artikel schon mal beschrieben.  

Sollte das bei dir zu Hause nicht möglich sein, weil zu wenig Platz ist oder deine Lieben dir keine Ruhe lassen, gehe raus in die Natur. Suche dir eine Lieblingsparkbank auf der du eine Stunde in Stille sitzen oder Musik hören kannst. Oder schwing dich aufs Fahrrad. Oder erkläre einen Tisch in einer gemütlichen Ecke deines liebsten Cafés zu deinem Stammtisch. 

Suche diesen Ort auf, bevor dir alles zu viel wird. Plane solche Pausen in deinen Alltag mit ein. Nutze sie als Rückzugsorte, um durchzuatmen und dich wieder in Balance zu bringen.  

In dir selbst gibt es einen Ort der Ruhe und des Friedens, zu dem du jederzeit Zuflucht suchen kannst.  

Dies ist keine Routine, die im akuten Notfall deinen Heißhunger verschwinden lässt. Sie hilft dir aber nicht so stark aus deinen emotionalen Reserven zu leben und deine persönlichen Warnzeichen früher zu erkennen.  

Dadurch lernst du mehr zu deinen Bedürfnissen zu stehen und das macht dich auf lange Sicht weniger anfällig für Heißhunger und vor allem glücklicher. 

4 | Bewege dich achtsam 

Dein Körper mag Bewegung. Er kann dabei entspannen, sich auch emotional regenerieren und die angestaute Stressenergie loslassen. 

Bevor du an dieser Stelle jetzt aussteigst: Es geht nicht darum, dich zu quälen und eine bestimmte Leistung zu erbringen. Auch das Zählen von Schritten und zu verbrennenden Kalorien hilft in dem Fall nicht weiter.  

Emotionales Essen vermeiden

Es geht vor allem darum, nicht „im Schweiße deines Angesichts“ durch die Gegend zu hetzen. Das sind alles Ansätze, die den Charakter der Selbstbestrafung und Qual haben und dir bestimmt nicht helfen deine Gefühle zu bewältigen.

Ganz im Gegenteil: Sie führen zu noch mehr Stress, Versagens- und Schamgefühlen.  

Dasselbe gilt übrigens, wenn du Sport dazu benutzt, vor deinen Gefühlen zu fliehen und sie durch Körpereinsatz zu verdrängen. 

Finde eine Form deinen Körper liebevoll zu bewegen, zu der du dich nicht zwingen musst. Dann baust du Stress ab, verbesserst deine Stimmung und dein Körper produziert positive Gefühle aus dir selbst heraus. 

Eine langsame und bewusste Bewegung reicht dabei schon aus. Probiere aus, was es für dich sein könnte.

Nicht nur Yoga, sondern auch Tai-Chi, Pilates und Qi Gong sind Formen der achtsamen Bewegung, die dir helfen deine Aufmerksamkeit in den Körper zu bringen.  

Dabei lädst du deine Reserven ohne Essen wieder auf und verbesserst dein emotionales Wohlbefinden.  

5 | Mache dir bewusst: Es geht vorbei.

Hast du oft heftige Gefühle, die dich aufwühlen und wie eine Sturmflut auf dich zurasen? Spürst du dann Wut, Traurigkeit oder Verletzung in dir?  

Du kannst dich stabilisieren, auch ohne dich mit Essen zu beschweren oder zu betäuben, indem du die folgende eine Visualisierungsübung machst: 

Stelle dir vor, du bist ein Fels in der Brandung.

Das Wasser klatscht an deine Außenwand.

Das Verlangen kommt als Sturmwelle auf dich zu.

Hinter ihm spürst du die Emotionen, die es antreiben. Welche sind es? Benenne sie.  


Konzentriere deine Aufmerksamkeit auf einen Punkt im Inneren deines Körpers. 

Suche deinen Mittelpunkt und bleibe dann dort. Konzentriere dich auf deinen ruhigen Atem und spüre, wie du fest in dir selbst verwurzelt bist.


Du bist ein Fels und die Welle kann dir nichts anhaben. Mit der Zeit verliert der Sturm langsam an Kraft und deine Emotionen beruhigen sich. Fühle, wie dein Atemstrom gleichmäßig weiter geht.

Du bekämpfst die Wellen nicht, sondern weißt, dass du dem Ansturm standhalten kannst. Weil du fest verwurzelt bist.


Die Wellen werden immer schwächer, bis sich das Wasser irgendwann ganz ruhig ist.

Durch diese Übung wird dir bewusst: Du kannst eine Sturmflut aus eigener Kraft bewältigen. Und Stürme und Fluten sind vergänglich.

Wenn du spürst, dass um dich herum Ebbe eingekehrt ist, frage dich: Was brauche ich jetzt wirklich?

Solange du dem Verlangen folgst, gibt es keine Befriedigung. 

Buddha

6 | Gehe in Klausur

Seit einigen Jahren habe ich intuitiv ein persönliches Ritual entwickelt: Ich fahre ganz alleine für mich ein paar Tage weg. An meinen Lieblingsort direkt am Meer.

Ich plane nichts im Voraus und entscheide von Tag zu Tag, je nach Wetter und persönlicher Laune, was ich mache.

Mir war nicht wirklich bewusst, was ich da tue, bevor ein Freund mal zu mir sagte: Ach, gehst du wieder in Klausur?

Da wurde mir klar, dass dieser Rückzug in Stille, ohne mein vertrautes, aber oft auch sehr forderndes tägliches Umfeld, mich ausbalanciert und mir hilft mich neu auszurichten.

Dadurch kann ich meine intuitiven Kanäle reinigen und mich wieder besser wahrnehmen. 

Probiere es mal aus und beobachte, wie sich auch dein Essverhalten in so einer Phase verändert. Welchen Stellenwert Essen dann im Vergleich zum Alltag einnimmt.

Du kannst emotionales Essen vermeiden, wenn du deinen eigenen Weg findest, deine Gefühle zu würdigen und zu bewältigen.

Meine 6 Anregungen sollen dabei nur Impulse sein. Wenn du sie ausprobierst und nicht warm damit wirst - lass es. Setze dich nicht unter Druck.  

Nur weil alle Welt Yoga macht und sich vegan ernährt, musst du das nicht auch tun.

Finde heraus, was der zu dir passende Weg achtsam mit deinen Gefühlen umzugehen, ist.

Voraussetzung ist, dass du dir selbst die Erlaubnis gibst ihn zu finden.

Zu hast zwei Punkte, an denen du ansetzen kannst: Zum einen kannst du darauf achten, dass du dein System möglichst wenig mit angestauter Energie belastest.

Gönne dir hin und wieder Pausen und nimm dir Zeit, deine Gefühle zu würdigen. Durch regelmäßiges Ausbalancieren kannst du verhindern, dass die Spannungen so groß werden, dass sie zu Essanfällen führen.

Emotionales Essen vermeiden

Emotionales Essen vermeiden mit diesen 6 Tipps: Hier geht's zum Pin auf Pinterest.

Und du kannst dir deine dahinter stehenden, unbewussten Mechanismen ansehen.

Warum nutzt du Essen, um deine Gefühle auszudrücken oder zu bewältigen? Wenn du diese Essmuster erkannt hast, kannst du sie durch das Loslassen der Emotionen, die sie aufrechterhalten haben, lösen.

Dann hast du eine nachhaltige und dauerhafte Lösung gefunden. 

Deine Rückzugsorte und Bewegungsroutinen wirst du dann trotzdem nicht mehr missen wollen.    

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Martina Aust
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  1. Hallo martina, deine art die dinge zu sehen fliesst in das was ich versuche mir anzueignen. Mich in einem liebevollen gewahrsein halten. Zudem bin ich jetzt für längere zeit alleine. Und du hast mir mit diesem schreiben gezeigt, dass ich ohne etwas dazuzutun mich in klausur befinde. Das hilft mir meine ambivalenten gefühle von herumrennen und alleinsein anders zu sehen. In liebevoller achtsamkeig. Vielen dank für diese herzensworte

  2. Ich finde auch deinen Blog bzw. deine Texte sehr ansprechend. Ein positives Beispiel für gutes Internet. Danke dass du nicht einfach wahllos eine Liste erstellt hast sondern einen ganz persönlichen Text geschrieben hast. Es klingt wie ein Ratschlag einer guten Freundin.

    Besonders: Nur weil alle Welt Yoga macht und sich vegan ernährt, musst du das nicht auch tun. Finde heraus, was der zu dir passende Weg achtsam mit deinen Gefühlen umzugehen, ist.

    Finde ich sehr gelungen danke dafür. Sehr erfrischend 🙂

    1. … vielen lieben Dank, liebe Naomi. Das mit der guten Freundin trifft es wirklich haargenau. Genau das stelle ich mir beim Schreiben sehr oft vor 🙂 Schön zu hören, dass es bei Dir auch genauso angekommen ist. Liebe Grüße Martina

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