Hast du schon einige Male den Entschluss gefasst, dich gesünder oder bewusster zu ernähren? Bist du dann aber früher oder später wieder umgekehrt und in deine alten Muster zurückgefallen? Es kann sein, dass unbewusste Ängste dabei ihre Finger im Spiel hatten.

Je öfter man diese Erfahrung gemacht hat, desto klarer wird einem, dass man dieses Thema eben nicht von Kopf her entscheiden kann. Da gibt es noch andere Prägungen und Impulse in uns, die uns immer wieder zurückwerfen auf den alten und allzu bekannten Weg.

Es gibt unbewusste Ängste, die uns davon abhalten, dauerhaft gesund zu essen. Manchmal kann man es schon in dem Moment merken, in dem man die Entscheidung trifft, in Zukunft etwas an seiner Ernährung zu verändern.

Dadurch wird irgendwie der Drang ausgelöst, genau das Gegenteil zu tun. Als ob du einen schlafenden Drachen wecken würdest, der dann mit voller Kraft seine Höhle verteidigt.

Unbewusste Ängste: Bekämpfen, überwinden oder annehmen?

Oft liest man in Selbstoptimierungsbüchern vom sogenannten inneren Schweinehund, den man wahlweise bekämpfen, überwinden oder beschwichtigen muss.

Aber was, wenn das in Wirklichkeit ein Teil von dir selber ist? Wenn du in Wirklichkeit Angst davor hast, bei deinen Bemühungen erfolgreich zu sein?

Was, wenn unbewusste Ängste dieser Art auch noch größer sind als die Angst, dass alles so bleibt wie es ist?

Hier beschreibe ich dir häufige unbewusste Ängste, die dich davon abhalten dich gesünder zu ernähren.

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1 | Angst vor dem Verhungern

Würdest du gerne einfach weniger essen? Hast du oft die Tendenz weiter zu essen, wenn du eigentlich schon satt bist?

Die Angst, dass nicht genug für alle da ist oder dass es genau von den guten Sachen nicht genug gibt, ist häufig ein Grund dafür über das natürliche Sättigungsgefühl hinaus zu essen.

Vielleicht gehören deine Eltern auch im weitesten Sinne der Nachkriegsgeneration an. Dann haben sie noch selber Zeiten erlebt, in denen es wirklich nicht genug zu essen gab und man oft auch eher minderwertige Zutaten und Reste wiederverwendet hat, um einfach nur satt zu werden.

Unbewusste Ängste dieser Art haben wir schon als Kinder durch unser Umfeld in Form von Mangelmustern in Bezug auf Essen mitbekommen.

Das führt dazu, dass wir unbewusst ständig das Gefühl haben, aktuell oder in naher Zukunft Mangel zu erleiden und uns dagegen absichern zu müssen.

2 | Angst, keinen Spaß mehr zu haben

Bedeutet essen für dich auch in erster Linie Genuss? Kaufst du dir gerne hochwertige Produkte, um sie dann ganz in Ruhe zu verspeisen? Sind die Mahlzeiten für dich die Höhepunkte des Tages? Bildet Essen für dich den Ausgleich zum tristen Alltag?

Dann läufst du tatsächlich Gefahr, unbewusste Ängste zu entwickeln, die dir vorgeben, ohne diesen Genuss auch keinen Spaß und keine Freude mehr im Leben zu haben.

Je mehr Ausgleich du im Alltag mit Dingen schaffst, die dir Freude machen, aber nichts mit Essen zu tun haben, desto unabhängiger machst du dich von dieser Angst. Wenn du merkst, dass du grundsätzlich mit bestimmten Bereichen in deinem Leben unzufrieden bist, dann nimm dauerhafte Veränderungen vor anstatt immer kurzfristig mit Essen auszugleichen.

Der Wegweiser raus aus deinen Essmustern

3 | Angst vor Attraktivität

Na? Hast du ein kleines Grinsen im Gesicht, nach dem Motto „und wieso soll das ein Problem sein?“

Zugegeben, das klingt im ersten Moment ziemlich abwegig. Denn eigentlich ist das doch in den meisten Fällen das Ziel und nicht das Hindernis der ganzen Prozedur.

Dann überlege mal, ob du jemand bist, der gerne Komplimente bekommt. Genießt du es und bedankst dich dafür oder ist es dir eher unangenehm und du versuchst der Situation möglichst schnell zu entkommen? Und jetzt stell dir vor du siehst dann tatsächlich so aus, wie du es dir immer erträumt hast.

Wie wohl fühlst du dich damit sichtbarer zu werden, eine größere Ausstrahlung zu bekommen und von vielen Menschen beobachtet zu werden? Was wäre, wenn du einen Raum betrittst und alle sehen dich an?

4 | Angst vor Neid und Missgunst

Wenn jemand neidisch ist, bedeutet das, er sieht etwas, was er auch gerne hätte. Er meint aber aus irgendeinem Grund es nicht haben zu können.

Gibt es in deinem Umfeld Menschen, die sich wahrscheinlich nicht aus ganzem Herzen für dich freuen würden, wenn du deine Ziele erreichst und damit glücklich wirst? Wenn dir gerade in einem Sekundenbruchteil ein Gesicht oder ein Name in den Kopf geschossen ist, geht es wahrscheinlich genau um diese Person.

Wenn du tatsächlich Angst vor ihren negativen Gefühlen hast, dann frage dich, wie wichtig dir die Meinung dieser Person ist. Wie viel Sinn macht es, dass du in deiner unerwünschten Situation stecken bleibst, um anderen Menschen keine unangenehmen Gefühle zu bescheren?

5 | Angst vor Schuldgefühlen und Versagen

Hast du schon öfter eine Diät-Kehrtwende hingelegt? Ist der Jo-Jo-Effekt nicht nur ein theoretischer Begriff für dich?

Dann weißt du auch, wie es sich anfühlt, wenn es trotz aller Anstrengungen, Bemühungen und erster Erfolge nicht geklappt hat und man wieder da ist, von wo man gestartet war.

Kann es sein, dass du dich unbewusst gar nicht mehr traust loszugehen aus Angst am Ende wieder diese unangenehmen Gefühle des Versagens und der Schuld spüren zu müssen? Hast du keine Lust mehr deinem Umfeld erklären zu müssen, warum du es wieder nicht durchgehalten hast?

Versuche nicht gegen deine Gefühle anzukämpfen oder sie zu verdrängen. Das macht sie mit der Zeit nur immer stärker und du fühlst dich dabei selber immer schwächer.

Setze dich besser mit Ihnen auseinander und versuche sie dir bewusst zu machen. Das nimmt ihnen auf Dauer den Schrecken und reduziert ihre Intensität.

6 | Angst vor Nähe

Würdest du dich tendenziell als sensiblen und verletzlichen Menschen bezeichnen? Hast du vielleicht eine Verletzung erlebt, nach der du entschieden hast, vorsichtiger zu sein, was die Nähe zu anderen Menschen angeht?

Vielleicht fühlst du dich auch nur schwächer und kleiner als du es tatsächlich bist und du willst dir eine größere und kräftigere Statur verleihen. Dein Gewicht gibt dir dann Halt und Erdung, die du nicht aufgeben kannst.

Ein dickeres Fell kann auch die Funktion haben, andere vermeintlich auf Abstand zu halten, damit man sich sicher fühlen kann.

In all diesen Fällen kannst du auf diese Schutzschicht natürlich erst mal nicht verzichten. Erst wenn dieses Thema in deinem Leben emotional verarbeitet ist, kannst du dich wieder herauswagen und alle Aspekte des Lebens an dich heranlassen ohne dabei deine innere Mitte zu verlieren.

Überprüfe also auch, ob es der richtige Zeitpunkt ist, um den Schutz abzulegen oder ob es dir zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht einfacher gelingen würde.

7 | Angst vor dem Bauchgefühl

Kennst du dieses Gefühl, wenn du eine Entscheidung treffen musst und dich stattdessen schon zum dritten Mal vor der geöffneten Kühlschranktür wiederfindest?

Du willst es einfach möglichst weit hinauszögern in der Hoffnung, doch noch eine Eingebung zu bekommen. Oder du versuchst das Thema einfach aufzuschieben in der Hoffnung, dass es sich wie durch ein Wunder plötzlich auflöst.

Nicht intuitiv spüren zu können, was in diesem Moment das Richtige ist oder die Angst, die falsche Entscheidung zu treffen, kann der Grund sein. Es kann aber auch sein, dass du genau das Gefühl nicht hochkommen lassen willst, das dir den richtigen Weg weisen könnte aus Angst vor den Konsequenzen.

Unangenehme Gefühle herunterzuschlucken oder im Keim zu ersticken sind mit die häufigsten Gründe unbewusst nach Essen zu greifen.

Essen bringt die in dieser Situation dringend benötigte Beruhigung und betäubt genau so viel, dass das emotionale Bauchgrummeln oder Kribbeln nicht mehr spürbar ist. Für den Moment kehrt erst mal Ruhe und vermeintlich Frieden ein.

Everything you want is on the other side of fear.

Jack Canfield

Dass unbewusste Ängste hochkommen, wenn wir Veränderungen im Leben vornehmen, ist völlig normal.

Es bringt gar nichts sie zu ignorieren oder dagegen anzukämpfen. Festhalten ist ein instinktiver Überlebensreflex. Wenn du gar keine Angst in keiner Lebenssituation hast, bist du wahrscheinlich schwer gestört und hast nur sehr geringe Überlebenschancen.

Mehr Sinn macht es, hinzuspüren und herauszufinden, was da genau in dem Moment eigentlich passiert. Wenn man das eine Zeit lang praktiziert, kann man spüren, wie in der konkreten Situation die Angst anspringt und man erkennt das unbewusste Essmuster dahinter. Durch dieses bewusst machen und fühlen verliert dann auch die Angst mit der Zeit ihre Macht.

Von innen nach außen schauen

Davon abgesehen definiert sich dein Wert als Mensch weder über deine äußere Erscheinung noch über die Art, wie du dich ernährst. Auch wenn heutzutage praktisch wöchentlich neue Ernährungsformen auftauchen und von den dazugehörigen Gurus als einzig gesund und glücklich machend gepredigt werden: Nicht derjenige, der sich selbst am meisten quälen konnte, bekommt am Ende die Medaille.

Es bringt dir auf jeden Fall langfristig mehr den Blick nach innen zu richten und zu schauen, was deiner Seele guttut. Wenn deine Seele ausgeglichen ist und strahlt, folgt ihr dein Körper mit der Zeit von alleine. 

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Martina Aust
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  1. Liebe Martina!

    Danke für diesen tollen Artikel! Ich finde das von innen nach außen Schauen sehr wichtig.
    Und wenn man so wenig essen kann, wie man will und tendenziell trotzdem eher zunimmt,
    dann offenbart sich das mit der Zeit von selbst, dass es nicht nur am Essverhalten liegen
    kann.

    Liebe Grüße
    Michaela Schmid

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