Hast du das Gefühl, dass einige deiner Kindheitserinnerungen irgendwie im Nebel liegen?

Findest du nur noch unzusammenhängende Fetzen, wenn du darin herumstocherst?

Vergessene Kindheitserinnerungen.
Verdrängte Gefühle.
Unerwünschte Verhaltensmuster.

Nicht selten tauchen sie im Dreierpack auf.

Wenn wir bestimmte Verhaltensmuster an den Tag legen, um unsere Gefühle zu bewältigen, stecken dahinter oft emotionale Muster, die sich schon in der Kindheit gebildet haben.

Häufig fällt es aber schwer, diesen Zusammenhang auf Anhieb zu erkennen. Warum und wie diese unterschiedlichen Anzeichen aus meiner Sicht zusammenhängen, erfährst du in diesem Artikel. 

Ab wann haben wir Kindheitserinnerungen?

In der Regel erinnern wir uns an Ereignisse vor unserem 3 Lebensjahr nicht mehr. Nur sehr wenige Menschen erinnern sich an diese Zeit.

Erst mit 3 bis 4 Jahren setzen erste Erinnerungen ein. Dabei sind diese sehr frühen Erlebnisse meist noch sehr bruchstückhaft und vage abgespeichert.

Ab dem Alter von 4 bis 6 Jahren gibt es oft die ersten eigenen Erinnerungen, die dann mit besonderen Schlüsselmomenten, wie Geburtstagen, Erfahrungen im Kindergarten oder besonderen Urlauben mit der Familie verbunden sind.  

Ab dem Alter von 7 Jahren kann man sich in der Regel umfassender erinnern und eine breitere Palette an Geschichten mit dazugehörigen Details abrufen. Generell hinterlassen Situationen, die wir zum ersten Mal erleben, einen tieferen Eindruck und werden daher häufiger abgespeichert. In diesem Alter passiert das noch regelmäßig.  

Woher kommen die persönlichen Unterschiede bei den Erinnerungen?

Zunächst mal sind wir alle unterschiedlich und haben unsere eigene Geschichte. Auch die Erinnerungsfähigkeit kann dadurch stark variieren.

Persönliche Erfahrungen und Präferenzen spielen dabei auch eine wichtige Rolle.

Ereignisse, von denen es Fotos gibt oder über die in der Familie öfter gesprochen wurde, können dadurch besser abrufbar sein.

Wenn wir noch Kontakt zu Freunden aus Kindheitstagen haben, werden die Erlebnisse aus der Zeit öfter thematisiert und helfen unserem Gedächtnis auf die Sprünge.

Auch Rituale, die in der Familie praktiziert werde, hinterlassen größere Eindrücke. Das können bestimmte Abläufe an Feiertagen sein oder so etwas wie ein gemeinsamer Fernsehabend am Samstag.

Gleichzeitig können dabei aber auch die Wahrnehmungen anderer mit deinen eigenen verschmelzen. Geschichten, die gerne immer wieder erzählt werden, prägen sich dann so ein, wie der Erzähler sie empfunden hat und nicht unbedingt du selbst.

Sätze wie: „Du warst immer so …“, können dein Bild von dir selbst stark beeinflussen, wenn du selbst keine eigene Erinnerung an die Zeit hast.

Generell kann man sagen, dass Ereignisse, in denen starke Emotionen eine Rolle gespielt haben, sich oft stärker einprägen als Alltagssituationen.

Das gilt dann in beide Richtungen: besonders glückliche oder besonders traurige Momente hinterlassen die deutlichsten Spuren. 

Was können Ursachen sein, wenn man teilweise keine Kindheitserinnerungen hat?

Bei besonders starken Emotionen haben wir meist keine große Wahl, schockartige Momente genauso wie sehr glückliche Ereignisse prägen sich automatisch in unser Gedächtnis ein. 

Normalerweise geht man davon aus, dass traumatische Ereignisse, die nicht verarbeitet werden, zu Gedächtnislücken führen können.

Das muss aber nicht zwangsläufig die Ursache für verblasste Kindheitserinnerungen sein.

Kleinere emotionale Wunden wie Enttäuschungen, Zurückweisungen oder das Gefühl nicht dazuzugehören, kommen viel häufiger vor. Sie führen oft dazu, dass wir die dazugehörigen Emotionen unterdrücken und uns vor weiteren Verletzungen schützen wollen. 

Durch diese Verdrängung verblassen mit der Zeit auch die dazugehörigen Ereignisse aus unserem Gedächtnis. Fühlten wir uns über eine längere Zeit unverstanden und allein mit unseren Gefühlen, können auch weitere Erfahrungen aus dieser Phase nur noch bruchstückhaft vorhanden sein.

Das Unterdrücken von Emotionen führt dazu, dass auch Erinnerungen verblassen.

Kindheitserinnerungen - Frau sitzt auf dem Bett und blättert in Fotoalbum

Kindheitserinnerungen: Tipps merken mit dem Pin auf Pinterest

Ich habe das immer wieder bei meinen Klientinnen beobachten können, allerdings war mir der genaue Grund lange Zeit nicht bewusst.

Die Erinnerung kam meistens langsam wieder, sobald wir uns mit bestimmten Themen wie den Abläufen rund um ihr Essverhalten aus der Kindheit beschäftigt haben.  

Je mehr unbewusst festgehaltene Emotionen wir dann losgelassen haben, desto leichter wurde auch der Zugang zu weiteren Kindheitserinnerungen.

So richtig ist der Groschen bei mir dann aber erst gefallen, als ich dieses Zitat in einem YouTube Video gehört habe.

Emotion is the keeper of information. That’s why you have to feel it - not think it. Matías de Stefano

Wir erinnern uns nicht mit dem Verstand. 

Wir erinnern uns über das Gefühl. Erst fühlen wir es, dann kommt der Rest nach.

Wenn das Gefühl nicht mehr abrufbar ist, weil wir es verdrängt haben, haben wir irgendwann auch keinen Zugriff mehr auf die Erinnerung.

Wie du deine Kindheitserinnerungen aktivieren kannst.

Bei der Arbeit mit meinen Klientinnen, ist mir immer wieder aufgefallen, dass viele Erinnerungen noch da sind, auch wenn man sie nicht mehr so einfach abrufen kann.

Selbst bei mir kommen immer wieder neue Einzelheiten hoch, an die ich schon Jahrzehnte nicht mehr gedacht habe, weil ich regelmäßig über diese Themen spreche.

Du hast viele Kindheitserinnerungen vergessen? Hier meine Tipps dazu, wie du den Zugang wiederfindest.

1 | Aufmerksamkeit

Wenn du das Gefühl hast, dass du dich an viele Phasen aus deiner Kindheit nicht erinnern kannst, nimm das nicht als unveränderlichen Fakt hin. Die Energie folgt deiner Aufmerksamkeit.

Das heißt in dem Moment, wo du dich damit beschäftigst, was damals gewesen ist und dich vor allem auch fragst, was du in bestimmten Situationen gefühlt hast, kommt Bewegung hinein.

Vielleicht sind es zunächst nur Bruchstücke, die dein Unterbewusstsein wieder freigibt, aber du machst einen Anfang. Wahrscheinlich wirst du keinen Geistesblitz bekommen, der dir ausführliche Geschichten mit allen Details liefert, aber nach und nach setzt sich ein Prozess in Gang.

Vertraue darauf, dass du die Puzzleteile in der richtigen Geschwindigkeit einsammeln kannst, die dich nicht überfordert und dir genug Zeit für die Verarbeitung lässt.

2 | Selbstmitgefühl

Versuche die vergangenen Situationen auch aus der Sicht des kleinen Kindes, dass du warst, zu sehen.

Oft ist uns aus heutiger Perspektive eines Erwachsenen nicht mehr bewusst, wie ein Kind sich in bestimmten Konstellation fühlt.

Heute können wir die Sichtweise und Reaktionen unserer Eltern besser nachvollziehen und haben gelernt, ihnen keine Schuld zu geben. Das ist auch gut so, denn es gibt uns die Macht, unser Leben selbst verändern zu können.

Trotzdem kann es sein, dass das kleine Mädchen oder der kleine Junge in dir immer noch verletzt ist, weil deine Eltern mit dem lebhaften, wilden oder lauten Kind einfach überfordert waren.

Wende dich diesen Verletzungen mit Mitgefühl zu, nimm Kontakt mit deinem inneren Kind auf und frage es, was es von dir braucht.

3 | Gefühle loslassen

Je mehr verdrängte oder unterdrückte Gefühle du loslassen und damit deinen emotionalen Rucksack erleichtern kannst, desto deutlicher werden auch deine Erinnerungen.

Auch die Vergebung anderen gegenüber und dir selbst deine - auch vermeintlichen - Fehler zu verzeihen, bringt die blockierte Energie wieder ins Fließen und erleichtert den Zugang zu längst vergessen geglaubten Einzelheiten.

Ist die Gefahr bei der Reise in die Vergangenheit auf schmerzhafte Tretminen zu stoßen, erst einmal gebannt, kannst du dich an die Situationen erinnern, ohne dass du das Gefühl noch einmal durchleben musst.

Dabei ist mit Loslassen nicht das Vergessen oder nicht mehr beachten gemeint, sondern ein aktiver Prozess dein System von alten, unbewussten Speicherungen zu reinigen.

Mehr darüber erfährst du in diesem früheren Artikel: 
Vergangenheit loslassen: 5 Impulse, die dir helfen, neu anzufangen.

Wenn du bereit bist, ein Gefühl wirklich zuzulassen, setzt sich die entsprechende Energie gar nicht erst fest.

Auch bei festgehaltenen Gefühlen funktioniert das nachträglich noch, die gespeicherte Energie löst sich ganz langsam wieder auf. Das dauert in der Regel nur ein paar Minuten, auch wenn das Gefühl dich unbewusst seit Jahrzehnten begleitet hat.

In leichteren Fällen kannst du so etwas innerhalb einer Meditation oder mit speziellen Atemübungen machen.

Bei intensiveren Prozessen ist es gut, sich einen Therapeuten oder entsprechend ausgebildeten BeraterIn zur Seite zu nehmen. 

4 | Alle Sinne einsetzen

Unser Unterbewusstsein arbeitet anders als unser Verstand. Sinneseindrücke haben hier Priorität vor Zahlen, Daten und Fakten.

Die stärkste Erinnerung lösen oft Gerüche aus. Der Duft von Weihnachtsplätzchen im ganzen Haus, Tante Anni’s Waffeln am Sonntag, das einzigartige Parfüm oder die Seife von Oma.

Das sind Impulse, die uns sofort zurückversetzen, ohne dass wir auch nur einen Gedanken daran verschwenden müssen.

Auch bestimmte Geschmäcker könne diesen direkten Effekt haben. Du kannst daher Gerüche und Geschmäcker auch bewusst einsetzen, um dich an bestimmte Situationen zu erinnern. Schließe dabei am besten die Augen, um dich ganz auf deine anderen Sinne konzentrieren zu können.

Wenn die Situation dann auch noch mit positiven Emotionen verknüpft ist, haben wir oft in Sekundenbruchteilen alle Details parat, ohne dass unser Gehirn sich überhaupt eingeschaltet hätte.

Das ist der auch Grund, warum wir mit bestimmtem Essen unseren emotionalen Zustand positiv beeinflussen können.

Wenn man bei Google nach dem Begriff Kindheitserinnerungen sucht, stellt man fest, dass häufig auch nach „Süßigkeiten der 80er Jahre“ und „Süßigkeiten der 70er Jahre“ gesucht wird.

Das sind offensichtlich die positiven Kindheitserinnerungen, die wir alle gemeinsam haben. Wen wundert es da noch, dass wir zu emotionalem Essen neigen, wenn es stressig wird und wir uns überfordert fühlen.

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Fazit

Deine Gefühle sind der Schlüssel, mit dem du die Türen zu deinen vergessenen Kindheitserinnerungen wieder aufschließen kannst.  

Die Achtsamkeit für die eigene Gefühlswelt und das Loslassen alter, festgehaltener Emotionen, bringt häufig die Kindheitserinnerungen zurück, auf die wir schon lange keinen Zugriff mehr hatten.

Aber nicht nur das: Durch das Lösen der blockierten Energie verspürst du auch mehr Lebensenergie und Vitalität, weil dein ganzes System wieder in den Fluss kommt. 

Quellen und weitere Ressourcen

Die Quelle - Wie unser Denken unser Schicksal beeinflusst | Dr. Tara Swart
Das Innere Kind - Beziehungen heilen | Susanne Hühn
Quora
Lust auf ein wenig Nostalgie? Hier findest du meine Pinterest-Pinwand mit den Süßigkeiten deiner Kindheit und anderen Inspirationen, mit denen du ein paar Kindheitserinnerungen zurückholen kannst.

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Martina Aust
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