Ach Mensch, die Vergangenheit loslassen. Das klingt mühselig, langwierig und irgendwie auch nach Schmerz. Der Gedanke an sich verbreitet schon Schwere und auch Widerstand in unserem System.

Wir wissen ja nicht, was wir stattdessen bekommen und in welcher Währung gezahlt wird. 

Warum sollen wir uns dann überhaupt auf den Handel einlassen?

Was Loslassen für unsere Entwicklung bedeutet

Wir tragen alle emotionalen Ballast aus der Vergangenheit mit uns herum. Das bringt das Leben so mit sich.

Das können Erfahrungen aus unserer Kindheit sein, Fehler, die wir gemacht haben oder Erwartungen, die sich nicht erfüllt haben. All das hat Abdrücke in unserem emotionalen System hinterlassen oder zu Verletzungen geführt, die bei Berührung noch schmerzen.

Dieser emotionale Rucksack hindert uns im ungünstigsten Fall daran, neue, positive Erfahrungen zu machen, unser volles Potenzial auszuschöpfen und ein glückliches Leben zu führen. 

Wie das passiert? Indem wir uns vor erneutem Schmerz schützen, uns abschotten, unsere Komfortzone immer kleiner wird und wir uns vor unseren Emotionen abschotten. 

Wenn wir die Vergangenheit loslassen, ist das ein wichtiger Teil unseres persönlichen Wachstums und ein Schritt in Richtung innerer Zufriedenheit und persönlicher Freiheit.

Nur zu gerne würden wir diesen Schritt überspringen, eine schnellere Abkürzung finden.

Zu verstehen und zu akzeptieren, was in der Vergangenheit geschehen ist, ermöglicht es uns aber erst, wieder unsere gesamte Kraft nutzen zu können, weiterzugehen und neue, stärkende Erfahrungen zu machen.

Bei der Vergangenheitsbewältigung geht es darum, zu erkennen, warum etwas passiert ist und wie es sich auf unser heutiges Leben auswirkt.

Das hilft zu akzeptieren, was nicht mehr geändert werden kann und die inneren Lektionen zu identifizieren, die wir daraus gelernt haben.

Oft ist es auch notwendig uns selbst oder denjenigen zu vergeben, die beteiligt waren.

Üblicherweise bekommst du deshalb folgende Schritte dazu genannt, wie du die Vergangenheit loslassen kannst:

  1. 1
    Akzeptiere das Geschehene
  2. 2
    Heile deine Wunden
  3. 3
    Gewinne neue Perspektiven
  4. 4
    Konzentriere dich auf das Hier und Jetzt
  5. 5
    Fange neu an

Wenn du mit deiner Vergangenheit haderst, hast du solche Ratschläge bestimmt schon öfter gelesen und gehört.

Im Prinzip ganz einfach.

In der Praxis haben wir mit dem ersten Punkt die größten Probleme.

Wir stecken immer noch mit einem Bein in der fehlenden Akzeptanz fest, was die Heilung der Wunden verhindert.

Deshalb kommen wir erst gar nicht dazu, wirklich ein neues Kapitel aufschlagen zu können.

Der alte Schmerz meldet sich regelmäßig wieder.

Wie an einem Gummiseil zieht es uns immer wieder zurück.

Vergangenheit loslassen - Frau steht auf dem Berggipfel

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5 Impulse, mit denen du schneller Akzeptanz findest und die Vergangenheit loslassen kannst:

1 | Du hast es so gut gemacht wie du konntest

Rückblickend sehen wir meistens klarer. Aus dieser Position ist es auch einfacher, das gesamte Bild zu sehen oder die Vogelperspektive einzunehmen.

Dadurch erscheint die Situation plötzlich viel klarer und wir verstehen nicht, warum wir es damals nicht erkannt haben. Tatsache ist, dass wir diesen Blickwinkel nicht hatten, uns vielleicht auch entscheidende Informationen fehlten, die heute da sind.

Das führt dazu, dass man sich selbst kritisiert, oft auch verurteilt und Gefühle des Versagens entstehen.

Wahrscheinlich könnte man aber sagen, dass du heute nicht mehr dieselbe Person bist wie damals. Du würdest andere Entscheidungen treffen, die zu anderen Erfahrungen führen würden.

Das konntest du aber zu der Zeit nicht. Du hast dein Bestes gegeben, mit alldem, was dir an diesem Punkt zur Verfügung stand.

Wenn du denkst, dass du jetzt anderes handeln würdest, ist das ein gutes Zeichen. Es zeigt, dass sich etwas verändert hat, dass du gewachsen bist und in Zukunft anders mit solchen Situationen umgehen kannst.

Die Vergangenheit kannst du dadurch nicht ändern, du kannst nur dir selbst und anderen verzeihen und mit der gewonnen Weisheit weitermachen.

2 | Loslassen braucht den richtigen Zeitpunkt

Machen wir uns nichts vor: in dem Zustand, wo du einer anderen Person am liebsten noch eine Pflanze mit Topf hinterherwerfen würdest oder dir sofort die Tränen in die Augen steigen, sobald du an einen bestimmten Vorfall denkst, ist wahrscheinlich noch nicht der ideale Zeitpunkt zum Loslassen.

Akute Wut, Verletzung, Schmerz oder Schockzustände verhindern, dass wir klare Entscheidungen treffen können.

Auch müssen wir durch ein gewisses Fühlen von Verlust und die Akzeptanz, dass wir nichts mehr ändern können und die Vergangenheit loslassen müssen, erst hindurch.

Zeit zum Loslassen ist meist dann, wenn wir das Gefühl haben, dass alles dazu gesagt wurde und jeder Gedanke mindestens einmal gedacht wurde.

Der Eindruck, sich nur noch im Kreis zu drehen, ist oft ein gutes Signal für den richtigen Zeitpunkt, um loszulassen.

Gib dir die notwendige Zeit, um zu verstehen, was es für dich bedeutet und idealerweise auch zu erkennen, welche Chance in der Situation stecken kann, wenn du mit der Vergangenheit abschließen kannst. 

3 | Karma ist nicht dein Job

Wahrscheinlich sind dir schon Dinge passiert, die nicht fair waren. Menschen haben dich verletzt, ohne Rücksicht auf deine Gefühle zu nehmen.

Und du hast dich gefragt, warum sie so einfach damit durch gekommen sind, ob du sie so einfach davonkommen lassen solltest.

Keine Frage, wenn wir hier von Straftaten und Vergehen im rechtlichen Sinne sprechen ist das natürlich ein Punkt, der bedacht werden muss. 

Aber auch auf diesem Wege bekommst du nicht unbedingt immer das, was du selbst vielleicht unter Gerechtigkeit verstehst. Und auch Gerechtigkeit ist kein Garant für inneren Frieden, wenn du gleichzeitig die Vergangenheit nicht loslassen kannst. 

Wenn du keinen Neuanfang wagst und im besten Fall vergibst, ist die Gefahr groß, dass auch deine eigenen Wunden nicht heilen.

Solange du an Rachegedanken festhältst und dich als Opfer siehst, verbleibst du in einer Position der Schwäche und nimmst dir selbst die Lebensfreude (Verlinkung Artikel), nach der du dich wahrscheinlich sehnst.

Du steckst fest, wenn du darauf wartest, dass andere ihre Fehler erkennen, ihr Verhalten ändern und dir damit das Leben wieder leichter machen.

Das heißt nicht, dass du dich nicht wehren, deine Grenzen nicht aufzeigen darfst und dir alles gefallen lassen sollst.

Irgendwann ist aber der Punkt erreicht, an dem du alle klärenden Gespräche geführt hast, deinen Standpunkt klargemacht hast und es trotzdem keine Veränderung gegeben hat. 

Dann ist es Zeit weiterzuziehen und nicht darauf zu hoffen, dass jemand anderes ein Einsehen hat und dadurch dein Leben einen positiven Impuls bekommt. 

Vertraue auf das karmische Prinzip von Ursache und Wirkung. 

Es ist kein strenger Elternteil, der für Gerechtigkeit unter den Kindern sorgt. Die karmischen Mühlen mahlen langsamer, als wir es uns oft wünschen.

Karma ist auch keine Strafe, sondern eher eine Folge unserer Handlungen und Gedanken. Sind sie permanent negativ, wirkt sich das auch auf die Erfahrungen aus, die wir machen.

Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es auch heraus.   

Wenn du daran glauben kannst, dann erleichtert es dir das Loslassen.

Ist Vergebung eine große Hürde für dich? Dann lies hier meine Empfehlungen für die Schritte bei besonders hartnäckigen Fällen und das dazugehörige Vergebungsritual.

4 | Veränderung ist nicht optional

Denkst du auch manchmal: Ich hätte jetzt gerne mal für so 5-10 Jahre keine unvorhergesehenen Ereignisse und unerwünschten Veränderungen mehr?

Reicht es dir eigentlich für dieses Leben und du würdest die restlichen Herausforderungen gerne auf das nächste verschieben?

Also, ich schon. 🙂

Es scheint allerdings so zu sein, dass wir an irgendeiner Stelle im Formular das Häkchen dafür gesetzt haben, bevor wir uns für diesen Lehrgang hier angemeldet haben.

Und unser Wunsch nach Entwicklung und Wachstum, egal in welchem Lebensbereich, bringt dann die Veränderung automatisch mit im Gepäck.

Selbst wenn wir manchmal gerne einfach nur weiter geradeaus fahren würden, dreht sich die Welt weiter oder unser Umfeld verändert sich und wir werden herausgeschleudert aus unserem gewohnten Trott.

Veränderung ist deshalb nicht optional und Loslassen leider auch nicht. 

Ignorieren, Festhalten, Alternativen suchen ist alles einen Versuch wert.

Wenn deine Kraft und dein Einfluss allerdings nicht ausreicht und du dich langfristig selbst schwächst, lote mal aus, wo das Loslassen dich hinbringen würde.

Was im ersten Moment wie ein Horrorszenario wirkt, kann dir langfristig ganz neue Perspektiven eröffnen. Die Welt zieht weiter, auch wenn wir gerne da bleiben würden, wo wir sind.

Allgemeine oder kollektive Entwicklungen sind nicht durch uns als einzelne aufzuhalten. Auch andere Menschen verändern sich und manchmal halt nicht in die Richtung, die wir uns wünschen würden.

Je länger du dann darauf hoffst, dass die aktuelle Situation sich noch einmal zu deinen Gunsten verändert, desto mehr Zeit und Energie verlierst du.

Loslassen und weiterziehen kann dann ein Akt der Selbstliebe und Selbstfürsorge sein.

5 | Was Loslassen ist und was es nicht ist

Ein Denkfehler, warum das Loslassen häufig nicht funktioniert oder als zu theoretisches Konzept angesehen wird ist, eine falsche Vorstellung davon.

Aus meiner Sicht ist Loslassen ein aktiver Vorgang und bedarf einer Entscheidung.

Was demzufolge kein Loslassen ist:

  • vergessen
  • verdrängen
  • nicht mehr daran denken
  • ignorieren
  • abhaken
  • betäuben
  • auf die Zeit und ihre Heilfähigkeit setzen
  • ständig darüber nachdenken und sprechen, ohne Veränderung

Einiges davon mag funktionieren bei kleineren, nervigen Erlebnissen, denen man zu viel Bedeutung zuschreibt und die es nicht wert sind, dass man eine große Sache daraus macht.

Wenn allerdings Enttäuschung, Verletzung, Zurückweisungen und andere emotionale Schmerzen eine Rolle gespielt haben, ist dazu vermutlich eine Emotion in deinem System abgespeichert worden.

Die wird nicht so einfach von alleine wieder gehen und sie lässt sich auch nicht dauerhaft ignorieren. 

Diese Emotion benötigt deine Zuwendung und Aufmerksamkeit.

Das heißt, in der Regel musst du dir erstmal bewusst machen, was genau passiert ist und warum es dich schmerzt.

Solange du auf der Flucht vor dem unangenehmen Gefühl bist, ist Loslassen nicht möglich.

Da nicht nur dein Gehirn, sondern auch dein Unterbewusstsein die Situation und die damit verbundenen Energien abgespeichert haben, benötigst du auch hier einen Zugang, um wirksam loslassen zu können. 

Die Methode oder das Ritual, dass du zum Loslassen verwendest, sollte zwar zu dir passen, ist aus meiner Sicht eher zweitrangig.

Wichtig ist, dass du für diesen Schritt aus deinem Verstand aussteigst und dich in den Zustand bringst, in dem du Zugang zum Unterbewusstsein bekommst.
 
Deshalb ist es oft hilfreich, sich Unterstützung von jemandem, der das schon öfter gemacht hat, dazu zu holen.

Der häufigste Grund, warum Loslassen dann trotzdem nicht funktioniert, ist nicht, dass die Methode versagt hat, sondern dass man noch nicht alle Aspekte oder Emotionen, die involviert waren, erkannt hat.

Die Geschenke des Loslassens

Willst du deinen Verstand motivieren, von Schmerz und Verlust auf mehr Leichtigkeit und das Aufschlagen eines neuen Kapitels um zuschalten, mache dir die positiven Begleiterscheinungen bewusst.  

Die Frage war ja: Was bekomme ich stattdessen und in welcher Währung wird gezahlt?

  1. 1
    Das Gefühl von innerem Frieden trägt auch dazu bei, dein Selbstvertrauen zu reparieren, da du durch die aktive Veränderung ein Gefühl von Selbstwirksamkeit erhältst.
  2. 2
    Wenn du den Grund für die Erfahrung erkannt und akzeptiert hast, hilft dir das zukünftig bessere Entscheidungen zu treffen.
  3. 3
    Weniger Schmerz und Schwere vergrößert deinen emotionalen Freiraum und verschafft dir mehr Energie.
  4. 4
    Dein Mitgefühl für dich selbst und andere kann sich verbessern, wenn deine Belastungen weniger werden.
  5. 5

    Du gewinnst nach und nach dein Urvertrauen zurück, wenn du die Gründe für deine Erfahrungen und ihre positiven Aspekte erkennst. 

Insgesamt stärkt das Loslassen von negativen Gedanken und belastenden Emotionen unsere Resilienz. Wir werden widerstandsfähiger gegenüber Rückschlägen und können besser mit Herausforderungen umgehen.

Vergangenheit loslassen: Fazit

Unser natürlicher Impuls ist das Festhalten. Wir haben Angst das zu verlieren, was vertraut ist und sich einfach sicherer anfühlt als das Unbekannte.

Wenn wir die Vergangenheit loslassen, erleichtern wir unseren emotionalen Rucksack und schaffen damit die Voraussetzung, uns weiterzuentwickeln und zu wachsen.

Mehr Mitgefühl mit uns selbst und unseren Entscheidungen zu haben, uns selbst und anderen zu vergeben und das Loslassen als notwendigen Hausputz anzusehen, den die Veränderungen des Lebens mit sich bringen, erleichtert den Prozess.

Je besser wir loslassen lernen, desto leichter fällt es uns mit der Zeit.

Belohnt werden wir mit weniger Belastungen, mehr Freiraum und dem Gefühl ein authentisches Leben führen zu können.

Du kannst die Vergangenheit nicht ändern, du kannst sie aber loslassen und damit der Zukunft eine Chance geben.

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Martina Aust
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