Früher oder später macht jeder mal eine solche Phase durch, in der man versucht das, was unangenehm und schmerzhaft ist, einfach möglichst schnell beiseite zu schieben. Aber auf längere Sicht hat Gefühle unterdrücken unerwünschte Nebenwirkungen.

Die sind es dann aber meistens, die uns darauf aufmerksam machen, dass etwas nicht stimmt. Der Kraftaufwand wird mit der Zeit immer größer, denn unsere eigenen Gefühle sind machtvolle Energien. Sie verschwinden nicht so einfach wieder, nur weil wir keine Lust haben, uns mit ihnen auseinanderzusetzen.

Aufgeschoben ist in dem Fall noch lange nicht aufgehoben.

Warum wir unsere Gefühle unterdrücken

Ein großer Teil unseres Erwachsenwerdens bestand darin, vernünftig, logisch und kontrolliert zu werden. Emotionale Verhaltensweisen und irrationale Reaktionen gehörten nicht mehr dazu.  

Als Kind will man möglich schnell „auch groß“ sein und von den Erwachsenen ernst genommen und nicht aufs Zimmer oder die „stille Treppe“ geschickt werden.

Um das zu erreichen und Ablehnung zu vermeiden, haben wir mit der Zeit Strategien entwickelt, wie wir uns nach außen möglichst nichts anmerken lassen und unsere Gefühle unterdrücken.

Am sichersten scheint es, wenn wir es schaffen, sie direkt im Keim zu ersticken. 

Je nachdem, wie die Reaktion unseres Umfeldes auf Gefühlsausbrüche war, können wir sogar zu der Überzeugung kommen, dass sie eine potenzielle Gefahr für unsere Sicherheit darstellen. 

Gefühle unterdrücken

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Dann sind sie nicht nur ein lästiges Übel, sondern bedrohen auch unsere Stabilität. Wenn man sich angreifbar macht, sobald man Gefühle zeigt, folgt daraus, dass sie ein Zeichen von Schwäche sind und damit möglichst unsichtbar bleiben müssen. 

Auf der anderen Seite hat die Geringschätzung unserer instinktiven, intuitiven und damit nicht rational erklärbaren Seite mittlerweile eine lange Tradition in unserer Gesellschaft. 

Mittlerweile weiß man, wie sehr die emotionalen Prägungen vor allem in der Kindheit unseren späteren Selbstwert beeinflusst und damit die Weichen schon sehr früh gestellt werden.

Allerdings laufen diese Beeinflussungen in der Regel oft sehr unbemerkt ab und auch unsere Eltern haben innerhalb einer Generation nur einen Teil ihrer eigenen Programmierung wieder ablegen können.

Die Muster der Verleugnung von Gefühlen und das unbewusste oder bewusste Verdrängen von Gefühlen haben wir uns als eine Art Überlebensstrategie für unser direktes Umfeld selbst erschaffen.

Die Glaubenssätze dahinter können so oder so ähnlich lauten:

  1. 1
    Ich kann mich nur auf meinen Verstand und Fakten verlassen. Gefühle sind irrational und keine verlässlichen Ratgeber.
  2. 2
    Gefühle zeigen, heißt Schwäche zeigen, dadurch werde ich angreifbar.
  3. 3
    Ich kann mir keine Gefühle leisten, wenn ich die Kontrolle behalten will.
  4. 4
    Das Leben lebt sich leichter ohne Gefühle. Ich kann besser funktionieren, wenn ich meine Gefühle außer Acht lasse.
  5. 5
    Wenn ich meine Gefühle zeige, riskiere ich von anderen abgelehnt zu werden.
  6. 6
    Es herrscht hier schon genug Unfrieden, ich kann nicht noch Unfrieden in mir selbst gebrauchen.

Diese Glaubenssätze über unsere Gefühle und die Art, wie wir mit ihnen umgehen, sind in der Regel mehr als unbewusst. Kaum einer wird diese Sätze zu sich selbst sagen, trotzdem handeln wir häufig danach.  

Sie beeinflussen aber nicht nur die Art, wie wir mit Gefühlen umgehen, sondern auch das, was wir fühlen.

So können Schwäche, Versagen, Unzulänglichkeit oder die Angst vor Ablehnung daraus entstehen, wenn wir es nicht schaffen, diese ungeschriebenen inneren Regeln einzuhalten.

Wenn man seine eigenen hinderlichen Glaubenssätze erkannt hat, kann man sie wieder loslassen und schafft so den inneren Freiraum, das eigene Verhalten ändern zu können.

Gefühle unterdrücken: Anzeichen, an denen du das erkennst

Das Blockieren unserer Gefühle behindert unseren inneren Energiefluss, sorgt für inneres Ungleichgewicht und damit Stress. Je mehr Kraft wir dafür aufwenden müssen, desto eher führt es auch dazu, dass wir uns von unserer Lebensenergie abtrennen. 

Da wir unsere Gefühle nicht einzeln aus- und wieder anknipsen können, wie es uns gerade am besten in den Ablauf passt, wird am manchen Stellen starker Druck aufgebaut und an anderen auch Emotionen in Mitleidenschaft gezogen, auf die wir eigentlich nicht verzichten wollten. 

1 | Plötzliche Gefühlsausbrüche

Druck, der sich unbemerkt immer weiter aufbaut, kann sich auch unverhofft an ganz anderer Stelle wieder entladen.

Dann wundert man sich selbst, wie man an Stellen plötzlich überreagiert, wo es scheinbar keinen angemessenen Grund gibt. 

Ein Beispiel dafür kann das Ausrasten im Straßenverkehr sein. Wenn man hier explodiert, obwohl man ansonsten recht entspannt und zurückhaltend ist, kann das ein Zeichen für eine spontane Entladung sein.

So nervig es ist, wenn man geschnitten wird oder einem einer den Parkplatz wegschnappt, ist das Dynamit höchstwahrscheinlich nicht in diesem kurzen Moment entstanden.

Je unverhältnismäßiger die Reaktion ist, desto länger schlummerte es sicherlich schon unbemerkt vor sich hin.

2 | Rückzug in die Komfortzone

Auch ein allmählicher Rückzug, nur noch die gewohnten Wege zu gehen und neue Erfahrungen und Kontakte zu meiden, kann ein Zeichen für verdrängte Emotionen sein.

Je mehr Sorgen, Unsicherheiten und Ängste wir mit uns herumschleppen, desto größer erscheinen uns die Risiken, wenn wir uns auf unbekanntes Gebiet begeben.

Wir bleiben nicht in unserer Komfortzone, weil wir faul sind oder zu bequem, mal etwas Neues zu unternehmen. Wir haben den Eindruck, dass wir das, was uns da erwartet, nicht auch noch zusätzlich verkraften könnten.

In der Regel findet eine ständige innere Risikoabschätzung statt, bevor wir etwas Neues wagen und uns „hinaus ins feindliche Leben“ begeben.

Erkennen wir mögliche Bedrohungen aufgrund des Abgleichs mit früheren Erfahrungen, bleiben wir lieben in bekannten Gewässern.

Das kann dazu führen, dass man sich immer weiter zurückzieht und mit seinen belastenden Emotionen allein bleibt.

3 | Emotionales Essen

Dein Essverhalten ist wie ein Seismograf für deine emotionale Grundstimmung. Läuft alles perfekt, fühlst du dich gut und bist in einem entspannten, sicheren Zustand, gibt es beim Essen meist auch keine großen Probleme.

Bist du gestresst, überfordert oder fühlst dich emotional nicht genährt, können deine inneren Automatismen dir das deutlich anzeigen, indem sie dich zum Futter treiben.

Wenn ungeliebte oder schmerzhafte Gefühle, die man gerne in der Kiste im Keller in der hintersten Ecke unter Verschluss hält, sich ihren Weg nach oben suchen, versucht man sie instinktiv mit Essen wieder auf ihren Platz zu verweisen.

Das klappt deshalb, weil ein Übermaß an Essen eben irgendwann auch eine Art Betäubungsfunktion hat und einem das dann Ruhe verschafft.

Gefühle unterdrücken und alles in sich hineinfressen, anstatt sich seinen eigenen Verletzungen zu stellen, ist eine häufige und durchaus menschliche Reaktion.  

Über einen längeren Zeitraum praktiziert, führt das dazu, dass wir unempfindlicher werden, aber auch abstumpfen. Ein nicht mehr gut wahrnehmbares Hunger- und Sättigungsgefühl kann ein Zeichen dafür sein.   

Essen ist aber nicht die einzige Art, wie man sich von unerwünschten Gefühlen ablenken oder sich sogar betäuben kann. Auch übermäßiges Arbeiten, Sport treiben, Alkohol oder „therapeutisches Shoppen“ können diesen Zweck erfüllen.

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4 | Körperliche Symptome

Eigentlich kannst du deinem Essverhalten dankbar sein, dass es dir anzeigt, dass mit deiner Selbstfürsorge etwas nicht stimmt.

Bei Menschen, deren Essverhalten nicht auf das innere emotionale Ungleichgewicht reagiert, können sich durch diesen anhaltenden Stress auch körperliche Symptome entwickeln.

Man weiß mittlerweile, dass Konzentrationsmangel, Schlafstörungen oder ein zu hoher Blutdruck häufig mit einem inneren Druck, der durch die eigenen Gedanken und Gefühle entsteht, in Zusammenhang steht.

Ob du bei Stress mit vermehrtem Essen oder Verspannungen, Rücken- oder Kopfschmerzen reagierst, hängt häufig von deiner Veranlagung und damit deinen früheren Prägungen ab. 

Nimmst du diese Anzeichen wahr, lasse sie im Zweifelsfall von einem Arzt abklären.

Neue Überzeugungen - positive Glaubenssätze über Gefühle

Veränderung kann es nur geben, wenn wir alle Teile von uns mit einschließen. 

Hat man die allerbesten Absichten, aber die Emotionen spielen nicht mit, wird das wahrscheinlich ein aussichtsloses Unterfangen.

Bei Ängsten leuchtet uns das in der Regel ein.

Wenn sie die Oberhand gewinnen, ist der Verstand machtlos, weil wir uns mit den besten Argumenten der Welt nicht dazu bringen können, gegen unsere stärksten Ängste zu handeln. 

Aber auch andere Emotionen beeinflussen unser Verhalten unbewusst. Je länger wir sie schon mit uns herumtragen und je stärker wir sie versuchen zu verdrängen, desto unberechenbarer werden sie dadurch häufig.

Der einzige Weg, diesen Kreislauf zu durchbrechen, ist sich seiner Gefühle bewusst zu werden und ihnen den nötigen Raum zu geben. Auch hier fängt alles mit einer Änderung der inneren Einstellung an.

Lasse deine alten Überzeugungen und Glaubenssätze los oder lege dir gleich neue zu.

Die können dich daran erinnern, dass du selbst entscheidest, welche Bedeutung du deinen Gefühlen einräumst.

Hier ein paar Anregungen für positive Glaubenssätze über Gefühle:

  • Meine Gefühle kommen und wieder gehen zu lassen, bringt mir mehr Sicherheit als der Versuch, alles zu kontrollieren.
  • Wenn ich bewusst darauf achte, wie ich mich fühle, kann ich mir selbst das geben, was ich brauche.
  • Ich habe die Fähigkeit zu denken UND zu fühlen. Ich erlaube mir, beides zu nutzen.
  • Meine Gefühle sind wichtig. Denn ich ziehe nicht das an, was ich will, sondern das, was ich fühle.
  • Ich bin liebenswert, auch wenn ich wütend, traurig oder ängstlich bin.
  • Die Vielfalt meiner Gefühle macht meine Lebendigkeit aus.
  • Ich ehre alle meine Gefühle, denn sie sind Teil meines inneren Reichtums.

Je mehr du in Kontakt mit dir selbst, deinen Gefühlen und Bedürfnissen bist, desto weniger Bedarf für Ersatzbefriedigungen entsteht in deinem Leben.

Durch eine starke Verbindung zu dir selbst entstehen auch seltener Gefühle von Einsamkeit und Abtrennung. Die wahrgenommene innere Leere, die durch das Verdrängen der eigenen Gefühle entstanden ist, verschwindet.

Wenn du deine Gefühle zulassen, fühlen und wieder gehen lassen kannst, fühlt sich das Leben mit der Zeit insgesamt müheloser und fließender an.

Du hast dann die Energie, mit der du vorher deine Gefühle verdrängt hast, für produktivere Verhaltensweisen zur Verfügung.

So kannst du mit dem Gefühle unterdrücken aufhören und mehr Gefühle zulassen:

  1. Akzeptiere, dass du Gefühle hast und dass sie Teil eines lebendigen Lebens sind. 
  2. Finde heraus, wie du dich in bestimmten Situationen fühlst und welche Gefühle häufig wiederkehren.
  3. Nimm wahr, wie deine Gedanken und deine Gefühle zusammenhängen. Deine Gedanken kannst du leichter ändern als deine Gefühle. Versuche eine positive Einstellung deinen Gefühlen und dem Leben gegenüber zu entwickeln.
  4. Lenke deine Aufmerksamkeit öfter nach innen und lenke dich weniger ab. Komme zur Ruhe, finde heraus, was du brauchst, um dich wohlzufühlen.
  5. Nimm dein Bauchgefühl wieder ernst und überprüfe, was es mit spontanen Impulsen auf sich hat. Schreibe Tagebuch, um mit deinen unbewussten Emotionen in Kontakt zu kommen. Finde heraus, wo sich deine innerste Wahrheit von deinen Prägungen der Kindheit unterscheidet und stärke deine eigene Intuition.  

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Martina Aust
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