Mit nichts anderem in meinem Leben stresse ich mich selbst mehr, als damit, immer nur das noch Unerledigte im Blick zu haben.
Früher hatte ich auch ein Symbol oder besser gesagt ein Mahnmal dafür: die To-do-Liste. Mit ihr konnte ich mir immer wieder vor Augen führen, was noch zu tun ist und dass es keinen Grund gibt schon zufrieden zu sein.
Sie lag immer in Sichtweite. Und immer waren die Bestellungen bei Amazon schon erledigt und die Steuererklärung und alle Bank- und Versicherungsangelegenheiten verfolgten mich noch hakenlos bei jedem Schritt in meinen Gedanken.
Ein echter Schlechte-Laune-Garant.
Irgendwann habe ich es einfach mal gewagt: Ich habe aufgehört, solche Listen zu schreiben - vor allem für das Wochenende. Denn ich überschätze die Zeit und unterschätze den Aufwand der einzelnen Punkte, ein Dilemma in Endlosschleife.
Wenn dir jetzt der Schweiß ausbricht bei dem Gedanken daran, ohne To-do-Liste überleben zu müssen, kann ich dich beruhigen. Ich versinke trotzdem nicht im Chaos.
Der Grund ist folgender: Ich vertraue auf meine Intuition. Ich erledige Dinge dann, wenn sie mir einfallen. Denn es hat einen Grund, warum sie mir zu einer bestimmten Zeit einfallen.
Ich schreibe sie nicht auf eine immer weiter wachsende Liste, sondern erledige sie. Fange zumindest schon mal damit an.
Gleichzeitig habe ich auch angefangen, positive Listen zu schreiben, die mich stärken.
Angefangen hat es mit der Erledigt-Liste. Die hat mich viel mehr motiviert dranzubleiben, weil ich den Fortschritt dokumentiert habe und nicht den Berg, der noch unerledigt ist.
Je mehr man sich mit dem beschäftigt, was man schon hat und schon erreicht hat und je weniger man nach Dingen sucht, die man noch nicht hat, desto weniger Grund zur Unzufriedenheit und Nörgelei mit sich selbst hat man.
So kannst du auf Dauer insgesamt glücklicher werden.
Denn Unzufriedenheit oder das Gefühl, benachteiligt zu sein, entsteht meist durch:
Diese Konzentration auf Unerledigtes und Mangel ist wie ein Negativradar, der alles andere ausblendet.
Je öfter und länger man sich damit beschäftigt, desto schneller denkt man sich selbst in eine Abwärtsspirale hinein.
Warum solche Muster auf Dauer dann Kraft und Lebensfreude kosten und wie du sie bei dir erkennst, habe ich in diesem Artikel schon einmal beschrieben.
Zusätzlich hast du aber die Möglichkeit, dich regelmäßig wieder neu auszurichten und deine Gedanken und Gefühle damit in eine positive Richtung zu lenken.
Weg von den alten, ausgetretenen Pfaden hin zu einem neuen Weg. Je öfter du ihn gehst, desto vertrauter fühlt er sich an und desto weniger Kraft musst du aufbringen, um diesen neuen Kurs beizubehalten.
Die Dinge, die wir bereits haben, erscheinen uns so normal und vertraut, dass wir uns gar nicht bewusst machen, wie weit wir schon gekommen sind und wie viel wir bereits in unserem Leben haben, dass uns glücklich macht.
Nur, um das klarzustellen: Das soll nicht heißen, mache dir das bewusst und gib dich damit zufrieden! Das heißt auch nicht, dass du dann keine Veränderung oder Entwicklung mehr anstreben sollst. Natürlich muss die Steuererklärung auch gemacht werden und es ist auch keine Ausrede, um träge und unmotiviert zu werden.
Ganz im Gegenteil: Indem du erkennst, was du schon hast und wozu du fähig bist, motiviert dich das dranzubleiben und weiterzugehen. Und du tust das dann mit einem positiven Gefühl. Du fühlst dich reich beschenkt und ziehst dadurch noch mehr Positives in dein Leben.
Du wirkst wie ein Magnet auf die Dinge, die genau zu dieser emotionalen Stimmung und Überzeugung passen.
Du weißt, dass das andersherum, also im Negativen funktioniert, warum also nicht mal den Schalter umlegen und schauen was passiert? Der einzige Grund das nicht auszuprobieren, wäre, dass du nicht glücklicher werden willst. Und das ist auch ok.
Ich habe ein sehr schönes Notizbuch, in dem ich einige Listen genau deshalb führe. Die drei, die ich am häufigsten befülle, beschreibe ich dir hier.
3 Listen, mit denen du glücklicher werden kannst:
Liste # 1: Wofür bin ich dankbar?
Das ist eigentlich ein alter Hut. Das Dankbarkeitstagebuch. Hört sich aufwändig an, muss es aber gar nicht sein.
Warum funktioniert das?
Dankbarkeit ist ein Gefühl mit einer hohen Schwingung - ähnlich wie Liebe. Während du in dieser Stimmung bist, kannst du nicht gleichzeitig unsicher, enttäuscht oder wütend sein.
Das funktioniert nicht.
Denn das sind sehr schwere Emotionen, die sich ganz unten in der Emotionsskala befinden.
Durch das Gefühl der Dankbarkeit ziehst du dich sozusagen selbst in eine Aufwärtsbewegung, was deine Stimmung angeht. Du kehrst die Abwärtsspirale, die du bisher erzeugt hast, wenn du dich auf deine Sorgen und Ängste konzentrierst, selbst in eine Aufwärtsspirale um. Sehr praktisch.
Kleiner Fun Fact am Rande: Die Rechtschreibprüfung meines Schreibprogramms, will die ganze Zeit aus „Aufwärtsspirale“ - „Abwärtsspirale“ machen. Nix da, nicht mit mir ;-).
Da diese Art zu denken und zu fühlen aber noch keine Gewohnheit ist, wirkt es am Anfang erst einmal nur für die Zeit, in der du dich bewusst in dieses neue Gefühl begibst.
Irgendwann fällst du wieder in deine alten Gewohnheiten zurück. Deshalb ist es wichtig, es regelmäßig zu tun. Je öfter und länger du es praktizierst, desto mehr wirst du merken, wie sich diese neue Art zu denken in dir verankert.
Wenn dir "Tagebuch" oder "jeden Tag 5 Minuten" zu anstrengend klingt oder du befürchtest es zu vergessen, mache es erst mal am Wochenende.
Es reicht ja schon, wenn du überhaupt anfängst. Mache es auf jeden Fall regelmäßig oder füge zumindest regelmäßig neue Punkte hinzu.
Verstärken kannst du die Wirkung, wenn du dir vor oder nach dem Schreiben alles durchliest, was du schon zusammengetragen hast. Das bringt dich in die richtige Stimmung.
Mit der Zeit fällt es dir immer leichter, diese Liste weiter zu füllen, weil du die Stimmungsveränderung direkt spüren kannst. Das motiviert dich zusätzlich.
Liste # 2: Worauf bin ich stolz?
Diese Liste ist schon etwas schwieriger. Um Stolz zu empfinden, braucht man ein gewisses Maß an Selbstwertgefühl.
Ja genau. Es darf dir nicht unangenehm sein, dich auch mal selbst zu loben.
Deshalb fällt diese Lister am Anfang deutlich schwerer als die erste. Aber man kann sich herantasten. Schritt für Schritt.
Wenn es dir schwerfällt, einen Anfang zu finden, stelle dir zum Aufwärmen folgende Fragen:
Wenn du dir mehr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl wünschst, ist diese Liste eine wundervolle Begleitung.
Sie hilft dir, deine inneren Widerstände und Saboteure zu erkennen und deine Fortschritte für dich selbst sichtbar und spürbar zu machen.
Mit dieser Liste führst du dir selbst vor Augen, was du schon alles bewältigt hast und wie sich manche zunächst unangenehme Erfahrungen im Nachhinein doch als positiv herausgestellt haben.
Damit hilft sie dir, mutiger zu werden und mit irrationalen Ängsten besser umzugehen.
Du fühlst bei deinen Herausforderungen weniger als Opfer der Umstände und erkennst deutlicher, wie viel Gestaltungsspielraum du in deinem Leben hast.
Liste # 3: Was macht mich glücklich?
Im Alltag verlieren wir vor lauter Pflichterfüllung und Hektik die kleinen Vergnügungen völlig aus den Augen.
Wir verschieben sie auf das Wochenende, den nächsten Urlaub, den Lottogewinn oder den Ruhestand.
So gut wie nie stellen wir uns die Frage, was wir jedem einzelnen Tag an Vergnügungen hinzufügen könnten.
Dabei können die täglichen Glücksmomente so viel für dich tun.
Zum Beispiel das Gefühl reduzieren, dass man abends auf der Couch hat. Wenn man sich dafür entschädigen will, den ganzen Tage noch keinen Spaß gehabt zu haben. Dann sind die kleinen Knabberfreuden das einzige, was noch so schnell verfügbar ist.
Je mehr Platz für freudige Momente du in deinem Tagesablauf schaffst, desto weniger muss Essen diesen Job am Feierabend übernehmen. Warum das eine der Hauptgründe für abendlichen Heißhunger ist, kannst du hier nachlesen.
Überlege dir, was dir Freude macht. Was hast du früher gerne gemacht, als du noch mehr Zeit hattest? Was würdest du tun, wenn du ein halbes Jahr frei hättest?
Alles, was deine Kreativität anregt und womit du sie ausleben kannst, macht glücklich. Denn in der Kreativität kannst du deine seelischen Bedürfnisse erkennen. Und sag jetzt nicht, du bist nicht kreativ. Jeder ist kreativ.
Finde heraus, wie du dich ausdrücken kannst. Kaufe eine Zeitschrift. Schau ein YouTube-Video. Hol ein Notizbuch heraus und fang an zu schreiben. Kritzele ein paar Blumen, male sie aus. Benutze ein Malbuch. Bepflanze deinen Balkon neu, dekoriere ein Regal um.
Was auch immer dir hilft, einen Anfang zu finden und ins Tun zu kommen - leg los und finde heraus, was dir guttut.
Dir fällt trotzdem nichts ein? Hier eine kleine Liste mit Vorschlägen zu meist sogar kostenlosen Vergnügungen, die man durchaus auch in Alltag unterbringen kann.
40 Dinge, die mich glücklich machen könnten:
Suche dir das heraus, was dich anspricht und probiere es aus. Alles nichts für dich? Dann finde deine eigenen Glücklichmacher. Denn eins ist mal klar:
Du kannst nicht glücklicher werden, wenn du nicht weißt, was dich eigentlich glücklich macht.
Glück ist keine kostspielige Angelegenheit. Es kommt nicht erst, wenn du das Eigenheim, die Kreuzfahrt oder das Haus am Meer bekommen hast.
Je mehr Zeit du mit warten und nicht mit leben verbringst, desto mehr Mangel empfindest du. Je mehr du schuftest, um Geld zu verdienen, mit dem du dir Dinge leisten kannst, die dich dann irgendwann vielleicht mal glücklicher werden lassen, desto mehr verschiebst du deine seelischen Bedürfnisse in die Zukunft.
Und was muss dann wieder als kleines, tägliches Glück herhalten? Du ahnst es bereits - Essen.
Indem du diese Listen führst und damit dein Denken langfristig veränderst, kannst du viel erreichen:
Es löscht deine negativen Gefühle nicht aus, verstärkt aber die positiven und hilft dir, ihnen mehr Raum zu geben.
Du erkennst, dass du Einfluss auf deine Gedanken und Gefühle und damit auch die Art, wie du dein Leben wahrnimmst, hast. Das bringt nicht nur Verantwortung, sondern auch eine Menge neuen Spielraum mit sich.
Denn du stärkst genau das in deinem Leben, worauf du deine Aufmerksamkeit richtest.
Liebe Martina,
Ich finde deinen Newsletter und diesen Artikel grandios! Ich hatte diesen Artikel schon vor ca. einer Woche gelesen und ihn nun nochmal heraus gesucht, weil ich deine Ideen SO WERTVOLL finde und sie mich in der letzten Woche schon einiges mehr an Glück im Alltag empfinden liessen als sonst! Ich ERLAUBE mir mehr und mehr bewusst glücklich zu sein und schöne Dinge zu machen! Dafür bin ich dir SO dankbar :-). Es geht oder ging mir tatsächlich auch so, dass ich gar nicht mehr wusste,was mir eigentlich Spass macht und nun komme ich dem langsam wieder auf die Spur! Die letzten Tage habe ich schon so viele schöne Dinge erlebt, nur weil jetzt mein Fokus darauf liegt, mehr Freude in mein Leben zu bringen und es mir zu erlauben…! Deine Artikel sind so wertvoll. Ich danke dir von Herzen dafür!
Liebe Klara, das freut mich sehr, dass ich Dich so sehr inspirieren konnte. Das ist das, was mich glücklich macht, wenn ich mitbekomme, dass meine Impulse umgesetzt werden und dann wirklich etwas bewirken. Deshalb besonders lieben Dank für Deine Nachricht. Liebe Grüße Martina